Odyssey 01 - In die Dunkelheit
Stecknadel fallen hören konnte.
»Das Schiff identifizieren!«, befahl Admiral Rael Tanner barsch und durchbrach damit das bestürzte Schweigen. Jeder wandte sich unverzüglich wieder seinen Aufgaben zu.
»Ihr Transponder reagiert nach wie vor nicht!«, brüllte jemand. »Das ist ein Geisterschiff, Sir …«
Unwillkürlich schauderte es manche bei diesen Worten, obwohl ihnen die Vernunft sagte, dass das blanker Unsinn war. Geister und Geisterschiffe waren nichts als Ammenmärchen, die man sich abends erzählte, um sich wohlig dabei zu gruseln. Solche Vorstellungen waren haarsträubend, aber das war auch der Gedanke daran, dass ein unbekanntes Schiff aus dem Nichts aufgetaucht war, um sie vor den Drasins zu retten.
»Ich glaube nicht an Geister!«, knurrte Admiral Tanner. »Schon gar nicht an solche, die einen Kreuzer der Drasins mit einem einzigen Angriff kampfunfähig machen können. Identifizieren Sie das Schiff. Ist mir egal, ob Sie dazu mit einem Teleskop nach draußen gehen müssen, um den Namen auf dem Schiffsrumpf zu entziffern!«
»Ja, Sir.«
»Sir … Eines der feindlichen Schiffe kehrt um! Die kommen hierher!«
Stille senkte sich über den Raum, als alle zusahen, wie der Kreuzer eine Schleife beschrieb und auf den Planeten zuhielt.
»Alarmieren Sie Luftabwehr. Die sollen den Angriff auf die Landefahrzeuge vorbereiten!« Tanner drehte sich halb um, weil er sehen wollte, ob man im anderen Teil des Bunkers seinem Befehl nachkam. Als ein Hüne von einem Mann am Rande von Tanners Blickfeld ihm zunickte, wandte er sich wieder um, da er sicher war, dass der Angesprochene sofort das Nötige veranlassen würde.
Was das auch immer bringen mochte.
Tanner legte diese Aufgabe und diese Sorge in die Hände desjenigen, der am besten damit fertig werden würde, und konzentrierte sich wieder auf das geheimnisvolle Schiff, das es geschafft hatte, einen der angeblich unbesiegbaren feindlichen Kreuzer kampfunfähig zu machen.
Wer seid ihr? , fragte er sich, während er auf den violetten Punkt auf seiner Alarmanzeige starrte.
Weston beobachtete auf dem taktischen Display, wie die stahlblauen und roten Punkte so über den Schirm tanzten, als handelte es sich um irgendein verrücktes Videospiel. Es würde noch mehr als eine Stunde dauern, bis die Kondensatoren wieder genügend Energie zum Abschuss der Torpedos hatten, und die Lasergeschütze waren auf diese Entfernung so gut wie nutzlos. Unwillkürlich wägte Weston zwei Handlungsmöglichkeiten gegeneinander ab, um das kleinere Übel zu finden. Für die Odyssey bestand der sicherste Kurs darin, das näher gelegene feindliche Schiff abzufangen. Mit Unterstützung der Archangels und aufgrund der enormen Schlagkraft seines Schiffs auf Nahdistanz würden sie das einsame gegnerische Schiff relativ schnell kampfunfähig machen können. Allerdings würden dem zweiten feindlichen Schiff dann dreißig, vielleicht auch vierzig Minuten länger für die Umkreisung des Planeten bleiben – eine Ewigkeit für diejenigen, die sich an dessen Oberfläche aufhielten. Trotzdem zögerte Weston, einen Angriff auf das zweite Schiff zu versuchen. Denn damit würde er die Odyssey dem Kreuzfeuer beider feindlichen Kreuzer aussetzen.
Da die Sekunden verrannen, in denen sich ein Angriff auf das näher gelegene Schiff noch anbot, traf Weston eine schwierige Entscheidung. »Steuermann, Position zwischen dem zweiten feindlichen Schiff und dem Planeten beziehen. Volle Schubkraft voraus!«
Während die Odyssey dröhnend den Kurs änderte und eine engere Flugbahn einschlug, klinkte sich Weston ins taktische Netz der Archangels ein. »Stephanos, ich habe gerade angeordnet, dass die Odyssey das zweite Drasin-Schiff abfängt. Wir müssen es unbedingt abfangen, ehe es mit der Bombardierung des Planeten beginnen kann. Du und die Archangels müsst das erste Schiff in Schach halten und stoppen. Deshalb behaltet ihr den früheren Kurs bei. Nur so können wir zu einer Position vorstoßen, von der aus wir den Planeten verteidigen können.«
Trotz der Befürchtungen, die dieser Befehl bei Stephanos auslöste, bestätigte er ihn knapp. Ihr zurückliegendes Gefecht mit den Drasins hätte fast in eine Katastrophe gemündet, wie ihm nur allzu bewusst war. Sie hatten nur deswegen Erfolg gehabt, weil die Odyssey und das Geschwader der Archangels den Gegner gemeinsam angegriffen hatten. Allerdings war Stephanos ebenso klar, dass Weston die Bombardierung eines hilflosen Planeten nicht zulassen konnte – so
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