Odyssey 01 - In die Dunkelheit
Leitflugzeugs holte Stephanos tief Luft, ehe er den Kanal für das taktische Netzwerk einschaltete, um seinen Piloten eine kurze Ansprache zu halten. »Also gut, Jungs und Mädels, unsere Alarmanzeigen stehen alle auf rot, und diesmal sind die Gegner haushoch in der Überzahl und sehr viel besser bewaffnet als wir.«
»Und was gibt’s sonst noch Neues?« Paladins trockenes Grinsen war selbst über Funk nicht zu verkennen und löste Gelächter bei den Fliegern aus, die sich an die Scharmützel mit der Luftwaffe des Ostblocks in vergangenen Tagen erinnerten.
Noch in keinem Gefecht war der Sieg der Archangels von ihrer zahlenmäßigen Stärke abhängig gewesen.
Sie verteilten sich, hielten dasselbe Tempo wie die Odyssey und bildeten zwischen dem Mutterschiff und dessen Gegner eine Keilformation. Die kleinen Sensorenanzeigen vor jedem Piloten entsprachen denen auf der Brücke der Odyssey und stellten den Countdown bis zum Einschlag der EMP -Torpedos im gegnerischen Schiff dar. Während die Piloten die sich voneinander entfernenden Torpedos beobachteten, verstummte das taktische Netzwerk.
Die Bildschirme zeigten die immer weiter voneinander abweichenden Routen der Torpedos beim Anflug auf ihre Ziele. Ihre gleich gepolten elektromagnetischen Sprengladungen sorgten dafür, dass sie einander leicht abstießen, bis die feindlichen Flugobjekte in ihre Einflusssphäre gerieten. In diesem nicht genau erkennbaren Moment veränderten sich die Displays auf dramatische Weise: Die bogenförmigen Spuren der Torpedos verschlangen sich ineinander zu nicht entwirrbaren farbigen Spiralen, die denen eines Korkenziehers ähnelten und den ganzen Bildschirm einnahmen. Die Flugobjekte der Drasins, fünfundsechzig Lichtsekunden von der Odyssey entfernt, durften ein fantastisches Lichtspektakel miterleben: Ein Dutzend grell leuchtender Kugeln ging buchstäblich wie aus heiterem Himmel auf sie nieder. Für viele der Gegner sollte dieser Anblick der Letzte sein, den sie je bestaunen würden.
Der erste EMP -Torpedo erwischte eine in dichter Formation fliegende Staffel feindlicher Kampfjäger, löschte einen davon bei der ersten Entladung und den Rest bei den folgenden Explosionen aus. Die nächsten acht Torpedos zeigten ähnlich verheerende Wirkungen und trafen den Flügel des gegnerischen Geschwaders. Die letzten vier Torpedos jedoch durchbrachen die Abwehr der feindlichen Kampfjäger und schlugen mit voller Wucht in das Mutterschiff ein. Während die getroffene Schiffshülle verglühte, stießen vier lodernde Fackeln aus ihr hervor.
Auf der Brücke der Odyssey mussten die Offiziere zweiundsechzig Sekunden länger als die Archangels auf die Ergebnisse des Torpedoeinsatzes warten, aber es war die Sache wert.
Captain Weston holte tief Luft und nickte dem Mann an der taktischen Kontrolle zu. »Gut gemacht, Mister Waters. Haben wir Zeit, um nachzuladen?«
»Wir sind dabei, Captain, aber es wird eine Weile dauern. Das Abfeuern von einem Dutzend Torpedos hat die Reservekondensatoren erschöpft. Wir müssen sie mithilfe des Reaktors wieder aufladen, und das wird bei unserem gegenwärtigen Energiebedarf Stunden dauern.«
Weston nickte leicht und wandte sich Roberts zu, um dessen Bericht zu hören. »Schäden?«
»Das erste gegnerische Schiff verlässt gerade den Abfangkurs und zieht sich angeschlagen zurück.« Trotz Roberts’ Reserviertheit hörte Weston Genugtuung aus dieser Meldung heraus.
Weston allerdings war nicht ganz so zufrieden. Vier direkte Einschläge von EMP -Torpedos hätten eigentlich nicht so viel vom gegnerischen Schiff übrig lassen dürfen, dass es sich noch zurückziehen konnte – wenn auch schwer beschädigt. Zähe Mistkerle , dachte Weston bei sich, ließ sich gegenüber Roberts aber nichts anmerken. »Lassen wir sie ziehen. Verfolgen Sie weiterhin die Spur der anderen Schiffe.«
»Ja, Sir.«
Begleitet vom Geschwader der Archangels flog die Odyssey mit voller Fahrt voraus zum nächsten Abfangpunkt. Erst als sie an den von den Torpedos verursachten Raumtrümmern vorbeikamen, merkten die Brückenoffiziere, dass sich die Situation nochmals verändert hatte. Das vorher am weitesten entfernte Schiff der Drasins war zum Planeten zurückgekehrt, und die Energie seiner sich aufladenden Waffensysteme brachte die Sensoren der Odyssey wie ein Leuchtfeuer zum Glühen.
Diesmal fluchte niemand in der Abwehrzentrale des Planeten.
Der Schock im großen Kommandoraum in Mons Systema war so groß, dass man buchstäblich eine
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