Odyssey 01 - In die Dunkelheit
äußerst mulmiges Gefühl im Bauch, aber er nickte lediglich. »Ist mir klar.«
Langes Schweigen.
»Ja, Sir.«
»Sir! Das feindliche Schiff dreht nach backbord ab. Die ändern ihren Kurs, um uns anzugreifen!«
»Passive Sensoren vorübergehend runterfahren«, befahl Weston. »Tachyonen-Sensoren aktivieren und auf das Schiff der Drasins richten.«
»Sind aktiviert, Sir.«
Kurz darauf hatten die auf Tachyonen basierenden Sensoren das Schiff geortet. »Captain, die haben Kampfjäger losgeschickt!«
Erneut schaltete Weston die Sprechanlage ein und übertönte mit seiner Stimme sogar die lauten Aktivitäten auf dem Flugzeugträgerdeck. »Der Feind setzt Kampfjäger ein. Alle unsere Kampfjäger startklar machen.«
»Die passiven Sensoren arbeiten jetzt wieder und haben ausgehende Nachrichten auf der Funkfrequenz des feindlichen Schiffes registriert.« Mit äußerst besorgter Miene sah Roberts vom Bildschirm auf, der ihm laufend neue taktische Informationen anzeigte. »Soeben haben die Drasins eine Antwort erhalten, Captain!«
Plötzliche Furcht versetzte Weston einen Adrenalinschub, seine Augen funkelten. Wenn andere Drasins derart schnell eine Funkübertragung empfangen und darauf geantwortet hatten … »Scanner-Sensoren auf volle Leistung hochfahren! Ich will wissen, wer dem feindlichen Schiff geantwortet hat.«
Bis die Antwort kam, herrschte angespannte Stille auf der Brücke. »Wir haben sie gefunden, Captain! Gerade nähern sich zwei weitere feindliche Schiffe, außerdem Kampfjägerstaffeln. Ein Schiff hatte sich hinter dem zweiten Mond des Gasriesen verborgen. Das andere nähert sich aus einer Entfernung von zwei-Komma-null-drei Astronomischen Einheiten.
»Geschätzte Zeit bis zum Angriff des Gegners?«
»Bei gegenwärtiger Fluggeschwindigkeit werden uns die ersten feindlichen Verbände in acht Minuten angreifen. Zweieinhalb Minuten später wird sich die zweite Gruppe ins Gefecht stürzen, zehn Minuten danach die dritte.«
Roberts’ grimmige Miene strafte seinen sachlichen Ton Lügen.
Westons Gesicht zuckte, während er die Handlungsmöglichkeiten abwägte. Wenn er es nur mit einem einzigen Gegner zu tun hatte, konnte er es sich normalerweise leisten, einfach abzuwarten und dem Feind den ersten Schritt zu überlassen. Das mochte zwar töricht sein, aber er und seine Leute konnten dann tun, was sie tun mussten, ohne sich dabei zu fragen, ob der Kampf vermeidbar gewesen wäre. Seit langem zählte diese Vorgehensweise zur stolzen Tradition der Archangels. Niemals griffen sie als Erste an, aber wenn das Gefecht erst einmal begonnen hatte, brachten sie es auch zu Ende. Allerdings würde er sich diesen Luxus diesmal wohl nicht leisten können. Bei diesem Kampf gegen unbekannte Feinde, bei dem es drei zu eins gegen ihn stand, befand er sich sowieso schon in einer äußerst heiklen Lage. Nur ein Schwachkopf hätte sich dabei auch noch ritterlich verhalten.
»Also gut, dann sollen die ihr blaues Wunder erleben. Die vorderen Abschussrampen der EMP -Torpedos auf das Leitschiff richten. Haltet voll drauf, und dann schickt die Archangels raus!«
»Wird gemacht, Sir.« Die Brückenoffiziere wandten sich unverzüglich ihren Aufgaben zu. Es dauerte nur Sekunden, bis alle Berechnungen abgeschlossen waren.
»Ziel im Visier, Captain.«
»Feuer!«
»Um des Eides willen!«, fluchte jemand leise und durchbrach damit die betretene Stille im Raum.
Der Admiral konnte die Entrüstung durchaus nachvollziehen. Mittlerweile befanden sich drei Schiffe der Drasins in ihrem Sternsystem, und sie hatten die beiden Neuankömmlinge völlig übersehen.
Nun ja, zumindest hat uns der arme Kerl da draußen einen Gefallen getan, dachte Tanner und flüsterte ein kurzes Gebet für die Menschen an Bord, die bald sterben würden.
»Übermittelt der SCHMIEDE eine kurze verschlüsselte Nachricht über Richtfunk. Informiert sie über diese neue Entwicklung. Sagt ihnen …«, Tanner hielt inne und schüttelte den Kopf, »sagt Ihnen, dass uns nicht mehr viel Zeit bleibt.«
»Ja, Sir.«
19
Als die weißglühenden Sprengkörper in einem sich stän dig erweiternden Kegel in den Raum hinausschossen, ging ein leichtes Beben durch die Odyssey . Genau in dem Moment, als die tödlichen Torpedos weit genug vom Schiff entfernt waren, starteten die schnittigen Kampfjäger der Archangels von den Flugzeugträgerdecks. Sowohl die auf das Gefecht erpichten Piloten als auch ihre Waffensysteme waren gut auf das Kommende vorbereitet.
An Bord des
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