Odyssey 01 - In die Dunkelheit
Schwärze des Raums nicht erkennen konnte.
Stephanos wandte sich wieder der Blickfeldanzeige zu, musterte den Nahbereich und merkte, dass der Feind schon wieder aufgeholt hatte und ihm dicht auf den Fersen war. Mit zornigem Knurren zündete er die Bremsraketen und ließ die Maschine kopfüber wenden.
Noch zwei Raketen , stellte er nach einem Seitenblick auf die Munitionsanzeige fest. Er aktivierte die beiden Havoc Missiles und markierte die Position des Gegners. Wer oder was dieser Kerl auch sein mochte: Stephanos musste ihm widerwillig eine gewisse Kompetenz zugestehen. Jedenfalls saß in diesem Flugzeug – im Unterschied zu den wie fremdgesteuert wirkenden Maschinen, mit denen es die Archangels in diesem Gefecht sonst zu tun hatten – ein Pilot, der etwas von seinem Handwerk verstand.
Stephanos kniff die Augen zusammen, denn soeben hatte er sich an etwas erinnert. Plötzlich machte es Klick, und ihm ging ein Licht auf. »Drohnen«, sagte er über einen offenen Kommunikationskanal.
»Wie bitte, Boss?«, fragte Racer nach kurzer, durch die Übertragung bedingte Zeitverzögerung.
»Unsere Gegner sind Drohnen! Nur bescheuerte Drohnen!«, erwiderte Stephanos knapp. »Hier draußen fliegt nur ein einziger echter Pilot herum. Der steuert alle anderen Maschinen!«
Wegen der Übertragungszeit herrschte am anderen Ende Stille. Stephanos wartete die Antwort nicht ab, sondern begann unverzüglich mit der Vorbereitung aller Abwehrmaßnahmen, denn der Countdown lief – der Countdown bis zur Begegnung mit dem bislang einzigen Feind, der seine Fähigkeiten als Kampfpilot ernsthaft herausfordern würde.
»Bist du dir auch sicher, Boss?« Diesmal war es Brute, der sich meldete, und er klang überaus skeptisch.
Steph konnte es ihm nicht verübeln. Niemand, wirklich niemand, verließ sich bei einer Raumschlacht anstelle von ausgebildeten Kampfpiloten auf Drohnen. Es war dumm, es war Materialvergeudung – und verlieh dem Gegner einen entscheidenden Vorteil.
Früher einmal, als die Luftwaffe der USA noch als eigenständige militärische Organisation existiert hatte, wurde ein Experiment durchgeführt: Einige alte Flugwerke der altehrwürdigen F16-Reihe wurden auf den neuesten Stand der Technik gebracht, die Computer mit Gefechtssoftware gefüttert und ein Geschwader dem Befehl eines einzigen menschlichen Piloten unterstellt. Was zu einer Katastrophe nahezu epischen Ausmaßes geführt hatte.
Während sich diese Flugzeuge bei Simulationen einigermaßen bewährt hatten, waren sie in der realen Welt eindeutig gescheitert. Anstatt bessere Beschleunigungsraten und im Nahkampf bessere Manövrierfähigkeiten als bemannte Flugzeuge aufzuweisen, war eine Drohne nach der anderen von weit schlechter ausgestatteten Flugzeugen abgeschossen worden.
Was im Prinzip daran gelegen hatte, dass die Drohnen so vorhersehbar agiert hatten, wie Menschen das niemals tun würden.
Genau wie die Flugzeuge, mit denen Stephanos es in diesem Gefecht zu tun hatte – mit Ausnahme eines einzigen.
»Ja«, erwiderte Stephanos trocken, während er alle verfügbaren Abwehrmaßnahmen aktivierte und mit ein paar Wimpernschlägen und Fingerbewegungen ein Makro programmierte, »ich bin mir absolut sicher.«
Während der Gegner aufschloss und extrem nah heranrückte, gab Steph gerade noch hörbar an alle durch: »Hier Leitflugzeug der Archangels. Lenkwaffenabschuss.«
Mit einem Tastendruck stellte er den Kontakt zu dem im Flugzeugboden eingelassenen Raketenlager her, das daraufhin seine letzten beiden Vögel aus dem engen Käfig freiließ: Zwei Havoc Missiles machten sich blitzschnell und lautlos auf den Weg zu ihrem Ziel.
Auf der Planetenoberfläche, mitten in der hoch aufragenden Stadt, zischte Deacon triumphierend, als der Gegner – wie alle Soldaten der Drasins ähnelte er einem Insekt – endlich zu Boden ging. Die Salven der MX-112 -Gewehre hatten seine Beine an mindestens zwölf Stellen zerfetzt. Corporal Deacons Trupp blieb nicht stehen, um sich den Feind näher anzusehen. Deacon machte lediglich einen Schritt vorwärts und gab eine weitere Salve auf die Körpermitte des Soldaten ab, während seine Kameraden weiterzogen, um sich die anderen Gegner vorzunehmen.
Deacon hob das Gewehr, musterte den Gefallenen kurz und versetzte ihm, als er zuckte, noch einen Schlag. »Stirb endlich, du dummes Arschloch«, murmelte er und sah zu seinen beiden Kameraden hinüber. Sie hatten, nicht weit von ihm entfernt, einen weiteren Gegner mit dem MX-112
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