Odyssey 01 - In die Dunkelheit

entwischt war, und sah keine weiteren feindlichen Soldaten, deshalb entspannte er sich ein bisschen und schwang das Gewehr über die Schulter. »Ja, Miss Chans? Was gibt’s?«
    »Der Admiral möchte Sie sprechen.«
    Brinks fragte sich kurz, wieso der Titel Admiral angemessen übertragen wurde, während Millas Rang oder was Ithan sonst bedeuten mochte, unübersetzt blieb. Doch gleich darauf tat er diese Überlegungen als derzeit unwichtig ab. »Ja, gut.«
    Einen Augenblick später tauchte das Bild eines sehr grimmig wirkenden Mannes auf seiner Frontalanzeige auf. Der Admiral sah so aus, als wäre er mit seinen Nerven ziemlich am Ende. Jedenfalls braucht er dringend mal eine Pause, dachte Brinks.
    »Admiral, hier Major Wilhelm Brinks, zu Ihren Diensten«, meldete er sich.
    »Wie Sie es ja stets waren«, erwiderte der Admiral mit müdem Lächeln. »Allerdings möchte diesmal ich zu Diensten sein, und zwar Ihrem Captain Weston.«
    »Stimmt was nicht mit der Odyssey ?« Brinks runzelte die Stirn.
    »Ihr Schiff führt gegenwärtig eine Schlacht gegen zwei Kriegsschiffe der Drasins und hat einige Schäden abbekommen. Leider weiß ich nicht, wie gravierend diese Schäden sind. Was mir jedoch noch mehr zu schaffen macht, ist die Tatsache, dass diese Schlacht eigentlich gar nicht mehr nötig ist.«
    »Wie bitte?« Brinks kniff die Augen zusammen. Wenn da draußen immer noch mindestens zwei feindliche Schiffe agierten, wieso sollte der Kampf der Odyssey dann überflüssig sein?
    Ein anderes Schiff der Drasins hatte bereits so viele Soldaten auf dem Planeten abgesetzt, dass er und seine Leute alle Mühe gehabt hatten, sie zu vernichten. Falls zwei weitere gegnerische Schiffe Bodentruppen entsandten, würde der Krieg zu Ende sein und das Sterben beginnen.
    »Unser eigenes Kriegsschiff, die Cerekus , nähert sich gerade der Gefechtszone. Falls sich die Odyssey zurückzieht, könnte die Cerekus den Kampf mit dem Feind aufnehmen«, erwiderte der Admiral. »Zumindest könnten sie gemeinsam kämpfen. Aber die Odyssey kann die Cerekus nicht sehen.«
    »Können Sie Tachyonen-Teilchen erzeugen?«
    Der Admiral blinzelte und runzelte die Stirn. Brinks erkannte, dass das Übersetzungsprogramm gestreikt hatte. Er versuchte es nochmals. »Können Sie Überlichtgeschwin­digkeits-Teilchen ausschicken?«
    Die Miene des Admirals verriet, dass er verstanden hatte. Er nickte. »Ja, aber das können auch die Drasins. Und falls Ihr Captain annimmt, dass die damit Verstärkung anfordern …«
    »Könnte er irgendetwas Verzweifeltes tun«, ergänzte Brinks. Seine Lippen zuckten. »Also gut, ich glaube, ich kann Ihnen in dieser Sache helfen.«
    »Das wäre mir mehr als recht.«
    »Archangel Acht, auf mein Signal hin scharf Richtung backbord eindrehen.«
    Die Bestätigung des Befehls kam einen Augenblick später, während der Drasin-Jäger sich zwischen die beiden Archangels schob und nach einer Schwachstelle Ausschau hielt.
    »Jetzt!«
    Angel Acht wirbelte wie ein Kreisel auf der eigenen Achse herum. Als die Zwillingsreaktoren aufloderten und das Flugzeug plötzlich in scheinbarer Verletzung der Newtonschen Gesetze davonschoss, legte Samuels die Finger fester um den Abzug. »Hier Archangel Dreizehn. Fox Three.«
    Die taktische Rakete, eine Havoc Missile, löste sich aus ihrer Befestigung im Inneren des Fliegers, hielt, als sie ihre normale Masse annahm, einen Moment inne, sauste dann mit einer völlig irreal wirkenden Bewegung auf den Gegner zu, und traf blitzschnell ins Ziel.
    Das Erste, was beim Einschlag zerstört wurde, war der eigene CM-Generator der Rakete, denn so konnte sie sich mit voller Masse bei 0,6c in den feindlichen Kampfjäger bohren. Sie verwandelte ihn in einen Feuerball, der sich immer weiter aufblähte.
    »Netter Schuss, Cardsharp«, rief Archangel Acht über Netz. »Dankeschön!«
    »Kein Problem, Paladin«, erwiderte Samuels. »Jetzt schuldest du mir eine weitere Runde Poker.«
    Paladin kicherte, während sie ihre Maschinen wieder auf gemeinsamen Kurs brachten und sich dabei das Chaos ringsum ansahen.
    »Offenbar war unsere Säuberungsaktion erfolgreich«, meinte Paladin, nachdem er die Flugzeugwracks in ihrem Umfeld gezählt hatte.
    »Tja.« Samuels warf einen Blick über die Schulter. »Dafür scheint die Odyssey in der Klemme zu stecken.«
    Beide Kampfjägerpiloten musterten ihre Frontalanzeigen und bemerkten, dass die Odyssey und die Drasin-Kreuzer derzeit so nah aufeinander zurückten, dass Grund zur Sorge