Odyssey 01 - In die Dunkelheit
landen.«
»Danke, Susan. Lassen Sie alles für die Ankunft vorbereiten. Wir sehen uns auf dem Parkdeck.« Mit einem Handschwenk schloss Weston das holografische Display.
Vorläufig hatte er sich genug mit Sternkarten befasst. Jetzt musste er erst einmal seine Gäste begrüßen.
»Raumgleiter Eins im Anflug.«
»Verstanden. Landesignaloffizier bestätigt Empfang der Meldung«, sagte Mackenzie, der Leiter des Bodenpersonals, über Netz. »Alle Mann: Augen auf das anfliegende Flugzeug.«
Die Besatzungen von Flugzeugträgerdecks pflegten althergebrachte Traditionen. Zwar hatten sich viele ursprüngliche Prozeduren über die Jahre hinweg hundertmal geändert, aber manche Begriffe weigerten sich einfach auszusterben.
Mackenzie ging davon aus, dass ihm viele Piloten die Bezeichnung »Flugzeug« für den Klotz, der gerade auf die Odyssey zukam, sehr übel genommen hätten. Doch zumindest näherte sich dieser Raumgleiter in vernünftigerem Tempo als dessen Vorgänger, sodass wohl niemand in den Schutzbunker flüchten musste. Der Klotz bremste weich ab und stoppte etwas mehr als einen halben Meter vor dem Deck.
Mackenzie trat vor und winkte ihn mit seinen Signalgebern zum Aufzug hinüber. Am liebsten hätte er sich kurz den Schweiß von der Stirn gewischt, aber das verhinderte sein Visier.
Er hätte sich sehr viel besser gefühlt, wäre er hundertprozentig sicher gewesen, dass diese Einheimischen mit Flugzeugträgern Erfahrung hatten.
Auf dem Parkdeck sah Weston gemeinsam mit Commander Roberts und Lieutenant Lamont zu, wie der fremde Raumgleiter im Aufzug nach oben stieg und zu einer Haltebucht dirigiert wurde. Dort hielt er zwar an, schwebte aber weiterhin einen halben Meter über dem Boden, als wäre er durch ein unsichtbares Seil mit ihm verbunden. Nach und nach verschwanden alle äußeren Schotts, als wären sie weggeschmolzen – ein beunruhigendes Bild.
Weston hielt nichts von dieser Technologie. Zumindest nichts von dieser speziellen Anwendung der Technologie, wie er sich gleich darauf korrigierte.
Doch er dachte nicht weiter darüber nach, denn in diesem Moment entstiegen dem Raumgleiter drei Personen. Als er auf sie zuging, sah er zu seiner Überraschung, dass er zwei davon kannte.
»Ithan Chans«, sagte er mit einer formellen Verbeugung. »Und Ithan Sienthe. Freut mich sehr, Sie beide wiederzusehen.«
»Danke gleichfalls, Captain«, erwiderte Pilotin Cora Sienthe. »Erteilen Sie uns die Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen?«
»Genehmigt.«
Die junge Frau trat von der Rampe aufs Deck. Weston unterdrückte ein Lächeln, als er hörte, wie ihre Haftstiefel dabei schmatzende Geräusche von sich gaben, doch zumindest verlor sie diesmal nicht den Bodenkontakt. Milla folgte ihr, ebenfalls in Haftstiefeln. Dann machten beide der dritten Person, einem alten Herrn, den Weg frei, und Weston wandte seine Aufmerksamkeit ihm zu.
Für sein offensichtlich fortgeschrittenes Alter wirkte er ziemlich fit. In seinen Haftstiefeln betrat er mit sicheren Schritten das Deck und nickte Weston, Roberts und Lamont zu.
»Captain«, sagte er mit einer Stimme, die Weston im Vergleich zu den melodischen, weichen Stimmen anderer Einheimischer verblüffend rau fand. »Ich bin der … Diplomat …?, den Sie erwartet haben. Ich heiße Benjin Corasc und bin einer der Ältesten des Planeten Ranqil.«
Der Titel »Ältester« passt hier wirklich, dachte Weston, bewahrte jedoch eine stoische Miene und erwiderte die angedeutete Verbeugung. »Willkommen auf der Odyssey , Ältester Corasc. Es ist mir eine Ehre, Sie an Bord zu haben.«
Der alte Mann winkte ab. »Nein, mir ist es eine Ehre, an Bord zu sein, Captain. Meine Welt und ich stehen tief in Ihrer Schuld.«
»Eines schließt ja nicht automatisch das andere aus, Ältester Corasc.«
Der Alte lächelte und lachte schließlich mit seiner rauen Stimme. »Da haben Sie recht, Captain.«
Weston erwiderte das Lächeln und deutete auf die andere Seite des Decks. »Wenn Sie mir jetzt bitte folgen würden, Sir, ich möchte Sie zu Ihrem Quartier begleiten. Danach muss ich mich leider anderen Dingen widmen und unseren Abflug aus diesem Sternsystem vorbereiten. Aber es wäre mir eine Ehre, wenn Sie gemeinsam mit mir und meinem Stab zu Abend essen.«
»Selbstverständlich gern«, erwiderte Corasc selbstbewusst. »Ich benötige aber auch Quartiere für meine Attachés.«
Weston sah zu den beiden Frauen hinüber. »Für beide?«
»Ja, Captain. Das stellt doch kein Problem dar,
Weitere Kostenlose Bücher