Odyssey 01 - In die Dunkelheit
Wolfes Dafürhalten –, aber Weston hatte die Hand am Steuer, also lag die Entscheidung bei ihm.
Allerdings würde dieser zusätzliche Tag des Wartens entsetzlich lang für Wolfe werden.
»Wolfe hier. Wehe, wenn’s nicht wichtig ist«, murmelte Major Gregory Wolfe, während er auf das hartnäckige Schrillen des Kommunikationskanals reagierte und das Gespräch entgegennahm.
»Tut mir leid, Sie wecken zu müssen, Major, aber bei uns ist soeben eine verschlüsselte Nachricht von der Odyssey eingegangen. Via Funkimpuls.«
Wolfe warf die Bettdecke zurück und schnappte sich seine Kleidung, während er aufstand. »Bin gleich da. Ende.«
Beim Anziehen blickte er auf die Uhr. Fast auf die Minute sechsundzwanzig Stunden, genau die Zeitspanne, die ein Signal von der Odyssey brauchte, um sie über Funk impuls zu erreichen. Wolfe zog sich fertig an, prüfte den Sitz seiner Uniform nur kurz im Spiegel und machte sich auf den Weg zur Kommando- und Kommunikationszentrale. Dort angekommen, übernahm er das Kommando und setzte sich an sein speziell gesichertes Terminal, um die Nachricht entgegenzunehmen.
Eigentlich war er davon ausgegangen, dass sie nicht viel mehr als die Grüße eines alten Freundes enthalten würde, vielleicht auch noch ein paar interessante, nur für ihn bestimmte Belanglosigkeiten. Aber damit hatte er völlig falsch gelegen. Wolfe wurde blass, als er die Chiffrierung sah. Ihm fiel dabei auf, dass die Nachricht sorgfältig codiert und direkt an ihn ausgestrahlt worden war, nicht an das Flottenkommando.
Er entschlüsselte sie so schnell, wie der Rechner es zuließ, und begann die vorangestellte Zusammenfassung zu überfliegen.
»Ach du Scheiße!«, flüsterte er kurz darauf und ließ die Hand auf eine Alarmtaste knallen, die ihn mit seinem besten Kryptografen verband.
Einige Sekunden später meldete sich eine schlaftrunkene Stimme. »Major?«
»Tut mir leid, dass ich Sie aus dem Schlaf reiße, Johnson, aber ich brauche eine sichere Verbindung zum Flottenkommando. Wie sieht’s derzeit mit der Sicherheit der Überlichtgeschwindigkeitsimpulse aus?«
»Der Nachrichtendienst behauptet, dass das Impulssystem immer noch sicher ist, Major.«
»Und was meinen Sie?«
Johnson zögerte einen Moment. »Major … Welche Bedeutung messen Sie dieser Nachricht zu? Geht’s um ein Geheimrezept Ihrer Mutter für Chili con Carne oder um die Pläne für adaptive Panzerungen der vierten Generation?«
»Eher um die Telefonnummer von unserem Herrgott persönlich.«
Johnson musste daraufhin tatsächlich schlucken und verstummte ein Weilchen. »Ich glaube, dann würde ich eines der Lasersysteme benutzen, Major.«
»Ich hatte schon befürchtet, dass Sie das sagen würden. Also gut, schlafen Sie weiter.«
»Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, Sir?«
Wolfe brach das Gespräch einfach ab und öffnete einen anderen Kanal, der ihn mit dem Kommunikationsoffizier verband. »Jeff, ich brauche dringend einen codierten, genau fokussierten Laserstrahl zum Flottenkommando.«
»Aha. Ja, Sir. Im Augenblick befindet sich der Stützpunkt der Admiralität allerdings hinter der Erde, Major … Möchten Sie einen Satelliten als Zwischenstation benutzen und die Nachricht von dort weiterleiten lassen?«
»Wie lange dauert es, bis wir sie direkt an die Admiralität schicken können?«
»Noch vier Stunden, Sir.«
Vier Stunden. Die Zeitverschwendung passte Wolfe zwar nicht, aber in Anbetracht der Gesamtsituation machten diese vier Stunden wohl kaum einen Unterschied. »Dann warte ich so lange«, sagte er nach kurzem Überlegen. »Danke, Jeff.«
»Gern geschehen, Major. Ich setze Sie gleich auf die Liste, Sir.«
Nach Ende des Gesprächs wandte sich Wolfe wieder der Zusammenfassung des Berichts zu.
»Eric, alter Freund, wenn du in die Scheiße trittst, dann aber gleich richtig«, murmelte er vor sich hin, rief die erste Seite des Gesamtberichts auf und begann zu lesen.
»Sind wir bald da?«
Als die leisen Worte zu ihm durchdrangen, blickte Captain Weston auf. »Ja, Ithan Chans. Wir treten demnächst in die Umlaufbahn der Erde ein.«
»Erde«, wiederholte Milla. »Und Sie behaupten, Sie hätten Ihrer Welt tatsächlich diesen Namen gegeben? Es ist keine … Irreführung, damit wir den wirklichen Namen nicht erfahren?«
»Nein, Milla. Unser Planet heißt schon seit langer Zeit ›die Erde‹.«
Milla zuckte die Achseln. »Immer noch besser als ihn einfach ›die Welt‹ zu nennen, meine ich. Wenn auch nicht viel.«
Weston
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