Ödland - Thriller
Gottloser, kein Ungläubiger und kein Unreiner darf diese Schwelle überschreiten. Weder profane Gegenstände noch Götzenbilder oder dämonische Symbole von Subkulturen wie jener der Neger oder anderer Fremdlinge dürfen das Blickfeld des Heiligen Geistes besudeln. Kein Buch, kein Geräusch und kein Bild, das nicht von der Göttlichen Legion für richtig befunden wird, darf deine Seele entwürdigen. Sie muss so rein sein wie das Lamm, das du geopfert hast, und wie die Jungfrau Maria, die du verkörperst. Hast du mich verstanden, Schwester Salome?«
»Ich ... ich werde es beachten, Reverend.«
»Eigentlich solltest du dieses Haus der Göttlichen Legion anvertrauen. Da es sich um einen heiligen Ort handelt, steht uns die Verwaltung rechtmäßig zu. Ist es nicht so, Bruder Markus?«
»Absolut«, bestätigt der kleine Brillenträger. »Eine Schenkung wäre wohl die einfachste und logischste Methode.«
»Aber ... aber ... es ist so, dass ...«, stammelt Pamela, die sich plötzlich daran erinnert, dass sie noch verheiratet ist, aber in Scheidung lebt - dass die Dinge also nicht ganz so einfach liegen.
»Keine Sorge, Salome«, murmelt Bruder Ezechiel ihr ins Ohr. Er unterstützt sie wirklich, wo es nur geht! »Vergessen Sie nicht, dass ich Anwalt bin. Ich kann Ihnen versichern, dass wir die Sache zur allgemeinen Zufriedenheit regeln werden. Die Göttliche Legion ist sehr mächtig...«
»Nun denn«, geht Callaghan zum nächsten Tagesordnungspunkt über, »wie mir mitgeteilt wurde, dürfen wir in der Herde des guten Hirten drei weitere Schäfchen begrüßen.«
»Eine Frau hat Angst bekommen und ist geflüchtet«, teilt einer der Leibwächter Callaghan mit.
»So mag sie zum Teufel gehen! Möge ihre Seele in der Hölle schmoren!« An seinen Leibwächter gewandt, fügt er leise hinzu. »Kümmern Sie sich darum, Luc. Nichts von dem, was hier vorgefallen ist, darf an die Öffentlichkeit dringen.«
»Wird gemacht, Reverend.«
Der Apostel, der gefilmt hat, nimmt seinen Kollegen in einer Ecke des Wohnzimmers beiseite. Er hält die Minicam in der offenen Hand.
»Weißt du, was merkwürdig ist, Markus? Ich bin mir vollkommen sicher, dass ich die ganze Szene von Anfang bis Ende gefilmt habe. Als ich aber gerade nachgesehen habe, war nichts aufgenommen.«
»Hast du vielleicht den falschen Knopf gedrückt? Oder ist die Batterie leer?«
»Ganz bestimmt nicht. Die Batterie ist ganz neu, und die Bedienung ist kinderleicht. Man muss nur auf den Knopf Rec-Start drücken, hier, siehst du? Trotzdem behauptet das Ding, es gäbe keine Bilder. Ich verstehe es einfach nicht!«
Not
Hier ist La Voix des Lacs, und ihr habt den richtigen Sender eingeschaltet. Ihr gehört nämlich damit zu den Ersten, die die gute Nachricht erfahren. Und hier ist sie: Der lang erwartete Transport mit Bohrmaterial ist endlich eingetroffen! Bewohner von Kongoussi und alle anderen auch - ihr könnt endlich aufhören zu graben. Ab jetzt übernimmt das nämlich eine Maschine. Ihr solltet stattdessen vielleicht eure Felder bestellen, denn bald gibt es Wasser, so viel das Herz begehrt! Diesen Knüller hört ihr nur auf La Voix des Lacs. Bleibt dran! Ihr findet uns auf der Frequenz 101.6 ...
Mehr als hundert Menschen haben sich am Ortsausgang von Kongoussi versammelt, um auf der Straße nach Djibo, die am ausgetrockneten Bam-See entlangführt, auf den Lastwagen zuwarten. Ein wenig abseits wurde auf einer kahlen, von einem riesigen, toten Baobab überschatteten Erhebung ein Zelt errichtet, das Präsidentin Fatimata Konaté vor den sengenden Sonnenstrahlen schützt. Die Präsidentin hat es sich nicht nehmen lassen, selbst herzukommen. Sie befindet sich in Gesellschaft ihres engsten Führungsstabs. Claire Kando, die strenge Ministerin für Wasserversorgung und Ressourcenverwaltung, ist ebenso anwesend wie Amadou Dôh, Verkehr und Infrastruktur, Adama Palenfo, der schüchterne Finanzminister, die unersetzliche Yéri Diendéré, Fatimatas Sekretärin, sowie der älteste Sohn der Präsidentin, Moussa Diallo, der zum Chefingenieur der künftigen Bohrstelle ernannt worden ist. Auch der Bürgermeister von Kongoussi, Étienne Zebango, sein Stellvertreter Alpha Diabaté, seine Frau Alimatou und seine jüngste Tochter Félicité sind vor Ort, außerdem Moussa Keita, der Direktor von CooBam, der örtlichen Landwirtschaftskooperative, sowie Norbert Yaméogo, Befehlshaber des in Kongoussi stationierten 4. Infanterieregiments. Eine Eliteeinheit, kommandiert von Abou, den man zu
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