Ödland - Thriller
teilt!
Als man ihm die Hand schütteln will, wendet er sich ab. Eine herrlich beschlagene Dose Mineralwasser lehnt er mit den Worten ab, dass er lieber das ekelhafte Wasser aus seinem Lkw trinke, falls noch ein Tropfen im Tank sei, und dass er es vorzöge, es im Wagen zu trinken, weil es ihm leidtäte, dass er es nicht mit den Menschen teilen könnte, die von der Armee mit Schüssen verjagt worden seien.
Seine Haltung hat zumindest für Verwirrung bei den Anwesenden gesorgt. Mit großen Augen und offenen Mündern sehen Étienne Zebango, Claire Kando, Adama Palenfo und die anderen zu, wie Rudy den Hügel hinuntereilt, die Wachsoldaten beiseiteschiebt und sich in seinem Mercedes verbarrikadiert.
Bei Lauries Worten versteht Fatimata plötzlich, woher das ungute Gefühl stammt und worauf das Missverständnis zurückzuführen ist. Wie alle Weißen, die nach Afrika kommen, erkennen sie nur den Schein, nur die Oberfläche der Dinge.
In Anwesenheit von Laurie ruft Fatimata Hauptmann Yaméogo zu sich.
»Herr Hauptmann, Ihre Männer sollen unseren Gästen ein Glas Wasser und eine Schale Hirse bringen. Den Rest, einschließlich des Kühlschrankinhalts, lassen Sie bitte an die Leute auf der Straße verteilen.«
Laurie schaut Fatimata verwirrt an, der Hauptmann hat nur einen fassungslosen Blick für sie übrig.
»Muss ich diesem Befehl wirklich gehorchen, Madame? Sie wissen, dass es dann wieder Mord und Totschlag gibt.«
Fatimata steht mit verschränkten Armen vor der immer noch sitzenden Laurie und mustert die junge Frau ohne jegliche Liebenswürdigkeit.
»Entscheiden Sie sich, meine Liebe. Möchten Sie lieber eine von der Regierung offerierte Cola oder ein Massaker im Namen der hochgelobten Gleichheit?«
Laura blinzelt unentschlossen. Was genau wird hier eigentlich von ihr erwartet? Sie hat sich doch nur nach ein wenig Ruhe gesehnt. Sollte das etwa eine Falle sein?
»Ich kann die Frage auch anders stellen«, fährt Fatimata fort. »Akzeptieren Sie jetzt endlich unsere Gastfreundschaft, oder ziehen Sie es vor, auf Ihren zwar großherzigen, aber leider zurzeit nicht anwendbaren Prinzipien zu beharren?«
Schließlich ist es Alimatou, die mit ihrem Sinn für praktische Lösungen allen aus der Klemme hilft.
»Mensch, Leute, es ist doch viel zu heiß, um sich mit Problemen zu belasten, findet ihr nicht? Wer hat eigentlich die blöde Idee gehabt, den Tisch hier aufzustellen? Mein Hirsebrei und die Okrasauce sind schon ganz staubig! Am besten, wir packen alles ein und essen bei uns zu Hause. Du bist doch einverstanden, Étienne, oder?«
»Auf jeden Fall«, nickt der Bürgermeister mit erleichtertem Lächeln.
»Gute Idee«, pflichtet Laurie ebenfalls lächelnd bei. »Ich hole Rudy und erkläre es ihm.«
»Herzlich willkommen in Burkina Faso«, ruft Fatimata hinter ihr her, während Laurie den Hügel hinunter auf die Straße läuft und sich bemüht, den von summenden Fliegen belagerten Leichen auszuweichen.
ACHTES KAPITEL
Klagen, Komplizen, Komplotte
»... Auf dem Podium sitzen in der Reihenfolge von links nach rechts: Richard Fuller III., Ehrenpräsident von Exxon Hydrogen, Professor Jose da Silva, Direktor von Global Climate Change, einem Institut für Umweltstudien und Überwachung, Franklin Rothschild, Direktor des Ökonogischen Forums von Nassau, Paal Amarualik, Premierminister von Nunavut, Mrs. Jiang Lizhi, Generalsekretärin der chinesischen Partei He ping jue qi, was ›Neuer Friede‹ bedeutet, Mrs. Najma Krishnaswamy, Präsidentin der Gesellschaft Samsara, und Markus Schumacher, Präsident von SOS-Europa. Als Erstes möchte ich jedem von Ihnen eine Frage stellen, auf die ich Sie so kurz wie möglich zu antworten bitte: Wie tragen Ihre Aktionen oder diejenigen der von Ihnen vertretenen Organisationen und Unternehmen zum Kampf gegen die Klimaerwärmung bei? Mr. Fuller?«
»Ganz einfach: Exxon ist gerade dabei, die Produktion endgültig von Erdöl auf Wasserstoff umzustellen. Wasserstoff ist ein Treibstoff ohne jeglichen Schadstoffausstoß - die Materie, auf der das Universum basiert.«
»Professor da Silva?«
»Global Climate Change ist ein Institut, das die Gegebenheiten genauestens untersucht. Wir produzieren Information. Es liegt in Ihrer Hand, von unseren Erkenntnissen zu profitieren.«
»Mr. Rothschild?«
»Seit seiner Gründung vor fünf Jahren bemüht sich das Ökonogische Forum darum, Unternehmen ihre Verantwortung für das Phänomen vor Augen zu halten. In diesem Jahr haben wir das Label
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