Ödland - Thriller
Spiel. Man hält mich zum Narren.«
»Es gibt nur einen Weg, Ihre Ehre und gleichzeitig Ihre Frau zu retten, Herr General. Sie müssen den Maßnahmen zustimmen, die ich Ihnen vorgeschlagen habe und die, das möchte ich nochmals wiederholen, durch die Logistik der ... des Pentagons unterstützt werden. Sie können dabei nur gewinnen - das Amt des Präsidenten, die Dankbarkeit nicht nur Ihrer Mitbürger, sondern auch der Vereinigten Staaten und der ganzen Welt, und, nicht zu vergessen, den Erhalt des Augenlichts von Mrs. Kawongolo. Ab sofort ist es nicht mehr nötig, dann und wann ein paar kleine Scheine abzuzweigen. Die Reise in die Vereinigten Staaten offerieren wir Ihnen und Ihrer Frau gern, und an Ort und Stelle werden sich die besten Spezialisten um ihre Augen kümmern - selbstverständlich ebenfalls auf unsere Kosten. Angesichts der Dienste, die Sie der wiederhergestellten Demokratie leisten, ist das der geringste Dank.«
»Also, ich weiß nicht recht ...« Kawongolo zögert. »Immerhin verlangen Sie von mir, dass ich einen Putsch organisiere.«
»Es geht nicht darum zu organisieren. Das ist längst erledigt. Ich bitte Sie lediglich um Ihre Zustimmung und darum, dass Sie am Tag X mit den Ihnen loyal ergebenen Truppen den Palast besetzen. Im Übrigen geht es hier nicht um einen Putsch, sondern um die Wiederherstellung legitimer Machtverhältnisse, die von einer Gruppe marxistischer Rebellen auf unrechtmäßige Weise übernommen wurden...«
Kawongolo starrt seinen Gesprächspartner verblüfft an. Seine Version der Geschichte seines Landes sieht ganz anders aus. Er hat gelernt, dass die bürgerliche Gesellschaft eine korrupte, willensschwache und ganz dem Dienst einiger ww-Unternehmen unterstellte Militärregierung stürzte, die sich nicht dagegen sträubte, dass das Land rücksichtslos ausgebeutet und als Schuttabladeplatz missbraucht wurde. Die Bürger Burkina Fasos veranstalteten eine rechtmäßige, vollkommen transparente Wahl und machten Amadou Diallo, den Schwager der jetzigen Präsidentin und Schüler des großen Alpha Konaté, zu ihrem Präsidenten. Diallo gelang es, Burkina aus dem sogenannten »ultraliberalen Teufelskreis« zu befreien, ehe er im Jahr 2011 von den Militärs ermordet wurde. Doch erst nachdem »Mr. Smith« ihm die Augen geöffnet hat, fällt Kawongolo plötzlich auf, dass sich tatsächlich alles in ein und derselben Familie abgespielt hat und dass der Clan Diallo-Konaté seit zwanzig Jahren im Besitz der Macht ist!
Das Klingeln des Telefons unterbricht die plötzliche Bewusstwerdung des Premierministers. Er holt das Gerät aus der Tasche und konsultiert das Display - der Anruf kommt von Fatimatas Privatanschluss.
»Die Präsidentin«, flüstert er Nummer 1 zu.
»Gehen Sie dran, Herr General. Aber verraten Sie keinesfalls, dass Sie von der Einladung zum Forum wissen.«
Während Kawongolo das Gespräch annimmt, betätigt Nummer 1 mit einer kaum merklichen Handbewegung einen winzigen Schalter an seinem Handgelenkscomputer. Über einen in seiner Ohrmuschel angebrachten Nano-Lautsprecher kann er so das Gespräch zwischen Fatimata und Victor Kawongolo verfolgen. Sie geht sofort in die Vollen.
»Victor, ich habe allen Grund zu der Annahme, dass die amerikanische NSA einen schmutzigen Coup gegen uns im Schilde führt.«
»Wie bitte?« Victor wird bleich. »Sind Sie sicher?«
»Ziemlich sicher. Kommen Sie in mein Büro. Wir müssen dringend über die Angelegenheit sprechen und eventuell Gegenmaßnahmen beschließen.«
»Was für Gegenmaßnahmen? Ich wüsste nicht, wie...«
»Also ehrlich, Victor! Sie sind doch derjenige, der so gern Krieg spielt! Sie werden doch wohl kaum vor der NSA den Schwanz einziehen! Kommen Sie schnell, ich warte auf Sie.«
Mit diesen Worten legt Fatimata auf. Mit zitternden Händen steckt Kawongolo sein Telefon wieder in die Tasche.
»Mr. Smith, ich habe den Eindruck, dass die ganze Sache schon aufgeflogen ist.«
»Aber nein, das war nur ein Bluff. Sie müssen sich keine Sorgen machen, Herr General: Ihre Präsidentin weiß nicht über Sie Bescheid. Gehen Sie jetzt zu Ihrem Treffen und handeln Sie als der gute Premierminister, der Sie schließlich auch sind. Und zögern Sie nicht, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Wir kümmern uns schon darum!«
Nach dieser Übereinkunft trennen sie sich. Auf dem Weg zum Präsidentenpalast, den Kawongolo mit dem Fahrrad zurücklegt, kann er nicht umhin, sich einige bange Fragen zu stellen. Hat Fatimata ihn durchschaut? Wird sie
Weitere Kostenlose Bücher