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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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getroffen. Eine der Schussverletzungen war tödlich. Nach Polizeiangaben handelte es sich vermutlich um eine Outer-Attacke, auch wenn die Möglichkeit einer Abrechnung nach einem verlorenen Prozess von den Ermittlern noch nicht ganz ausgeschlossen werden kann. Soeben erreicht uns die Meldung, dass die sterblichen Überreste von Anthony Fuller, dem verstorbenen Vorstandsvorsitzenden der Resourcing ww, heute mit seinem eigenen Flugzeug nach Lawrence überführt werden. Beigesetzt wird er in der Enklave Eudora, wo er mit seiner Ehefrau wohnte. Fuller starb am vergangenen Donnerstag in dem afrikanischen Land Burkina Faso, wohin er sich begeben hatte, um eine Meinungsverschiedenheit mit der Regierung des Landes bezüglich eines Wasservorkommens zu regeln. Ein Satellit von GeoWatch, einer hundertprozentigen Tochter von Resourcing, hatte den Wasserfund erstmalig dokumentiert. Fuller, der in Afrika in Geiselhaft gehalten wurde, soll zu fliehen versucht haben und bei dieser Gelegenheit von Banditen ermordet worden sein.«
    Pamela streicht über die Fernbedienung und kehrt zu Lord's Channel zurück. Sie schämt sich ein wenig, dass sie kurz auf die Lokalnachrichten umgeschaltet hat, aber irgendwie muss sie sich informieren. Auf Lord's Channel wird nur über Gott und die Göttliche Legion gesprochen. Pamela hat alle Abonnements ihrer Online-Zeitungen gekündigt und lediglich Die Stimme des Herrn behalten, die ausschließlich Mitgliedern vorbehaltene Berichterstattung. Übrigens hat Bruder Ezechiel sie selbst darauf gebracht, den Sender zu wechseln, denn schon am Morgen gegen halb zehn rief er sie an, um ihr mit unverhohlener Freude Grabbers Tod mitzuteilen.
    »Stellen Sie sich doch bloß vor, Pamela - jetzt, wo Grabber und Ihr Ehemann nicht mehr unter den Lebenden weilen, hindert uns nichts mehr daran, die Kontrolle über Resourcing zu übernehmen und Ihre Villa wirklich zum Haus Gottes zu machen. Sehen Sie nicht, dass es ein Fingerzeig Gottes ist? Der Schöpfer selbst wünscht, dass sich endlich alles regelt.«
    Pamela warf einen Blick auf Tony Junior, der zufrieden und harmlos vor sich hin sabberte. Zwar nickte sie zu Nelsons Vorschlägen, doch sie konnte bisweilen nicht umhin, zu denken, dass der lange Arm der Göttlichen Legion manchmal die Hand des Schöpfers zu ersetzen schien ... Ein unfrommer, wenn nicht gar häretischer Gedanke, den sie eilig wieder beiseiteschob.
    Der nächste Anruf kommt vom einzigen Bestattungsinstitut Eudoras. Nachdem man von der Überführung Fullers erfahren hat, möchte man wissen, auf welche Weise der verstorbene Vorstandsvorsitzende vom Flughafen zu seiner letzten Ruhestätte geleitet werden soll. Wünscht Pamela einen großartigen Konvoi? Oder etwas Diskreteres? Lieber im Auto oder mit dem Hubschrauber? Soll bereits am Flughafen eine kurze Zeremonie stattfinden? Oder soll sich alles auf den Friedhof konzentrieren? Hat sie an eine Totenwache gedacht? Wollte Mr. Fuller beerdigt oder eingeäschert werden? Die Einäscherung liefert Energie, die ins Netz eingespeist werden kann - das verringert die Kosten ...
    »Tun Sie, was Sie für richtig halten«, murmelt Pamela, genervt von den vielen Fragen. »Ich nehme an, ich muss auf dem Friedhof anwesend sein?«
    »Das ist ja wohl das Mindeste, gnädige Frau«, antwortet der Bestatter empört. »Der gesamte Vorstand von Resourcing ist da, ebenso die Familie des Verstorbenen. Deshalb muss ich ja auch wissen, ob ich sie zur Landung des Flugzeugs an den Flughafen oder gleich zum Friedhof bestellen soll...«
    »Wie Sie wollen. Aber nicht zu pompös«, schneidet Pamela seinen Redeschwall ab und legt auf.
    Sie seufzt. Ein anstrengender Tag steht ihr bevor, umso mehr, als vermutlich auch Journalisten anwesend sein würden. Sie würde Fragen beantworten müssen, ohne auf die Göttliche Legion einzugehen - darauf hat Nelson sie bereits eingeschworen - und die Rolle der trauernden Witwe spielen. Muss sie etwa die ganze Gesellschaft zum Essen einladen? Um Himmels willen nein! Es sollte vollauf genügen, Tische in einem Restaurant zu reservieren. Totenwache kommt auch nicht infrage, denn wie hatte Callaghan noch angeordnet? »Kein Ungläubiger darf das Haus Gottes betreten.«
    Wieder klingelt das Telefon. Auf dem Bildschirm erkennt Pamela den bebrillten, kahlköpfigen Buchhaltertyp, der zu den Aposteln des Reverends gehört: Bruder Marc. Ein kurzer Schauder läuft ihren Rücken entlang, und sie spürt, dass sie unwillkürlich errötet. Ängstlich überlegt sie, ob

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