Ödland - Thriller
noch einigermaßen über Wasser hält, schreiben doch die meisten amerikanischen Unternehmen rote Zahlen, und der Dow Jones stürzt in freiem Fall ab. 451 Punkte! Und das, wenn man bedenkt, dass er zu Beginn des Jahrhunderts noch die 10000er-Marke streifte! Der Umsatz an der Wall Street ist inzwischen deutlich unter den der Börse von Manila gesunken. Wo ist nur das große amerikanische Imperium geblieben? Wo sind die mächtigen Männer von früher? O ja, die Antwort auf diese Fragen kennt Fuller nur zu gut. Wie alle, die heutzutage die Entscheidungen treffen, hat er seine Lektion bitter lernen müssen. Den Niedergang haben sie der Wirtschaft zu verdanken, die durch einen außer Kontrolle geratenen Markt geschwächt ist, dazu einer lobbyistischen Regierung, einem Präsidenten, der sich in die unterschiedlichsten Kriege verzettelt, für kostspielige Konflikte Gelder ausgibt, die er nicht besitzt, und fast die ganze Welt gegen sich aufgebracht hat, sowie dem ständig an Wert verlierenden Dollar. Der Euro und der Renminbi - der den chinesischen Yuan ersetzt hat - sind dagegen so stark geworden, dass sie die Wechselkurse und Währungsreserven bestimmen. Eine weitere Rolle spielen Unternehmen, die ihre Produktion nach Asien verlagern, wo die Wirtschaft gesünder und die sozialen Spannungen geringer sind, ebenso wie die ständig an zerstörerischer Gewalt zunehmenden ökologischen Katastrophen. Die Regierung musste inzwischen mit Schrecken feststellen, dass sie nach der Privatisierung aller öffentlichen Dienstleister kaum noch Möglichkeiten hat, etwas für die betroffenen Mitbürger zu tun. Ein weiterer Punkt sind Aufstände und Bürgerkriege, die Staaten an der Westküste, die sich von der Föderation abspalten wollen, Mexiko und Brasilien, die Anstalten machen, sich aus der ALENA zu lösen und zur ASEAN überzulaufen und so einen der letzten großen amerikanischen Märkte sprengen, außerdem ein unglaublich überflüssiger Krieg gegen Mexiko, das sich obendrein auch noch mit der kalifornischen Staatengruppe verbündet hat, ganz zu schweigen von einem bornierten, geradezu selbstmörderischen Isolationismus. Kurz - das Imperium ist von innen her verfault, hat sein Blut und seine Lebenskraft vergeudet und ist wie alle Imperien zum Opfer seiner Arroganz und seines Hegemonismus geworden.
Als Anthony Fuller im Jahr 2008 die Resourcing gründete, hätte er seinen Firmensitz noch ohne Weiteres nach Hongkong oder Bangkok verlegen und von dort aus den asiatischen Markt erobern können, anstatt eine Wirtschaft zu unterstützen, die damals schon um ihr Überleben kämpfte. Andere große »amerikanische« Marken haben sich diesbezüglich nicht so schwergetan; IBM, Microsoft, Pepsi, Universal, Monsanto und General Motors sind heute in chinesischer oder philippinischer Hand. Irgendwann jedoch setzte der Homemade Act dem Ausbluten ein Ende und verpflichtete die amerikanischen ww-Firmen, ihren Firmensitz im Land zu halten und ihre Steuern in Amerika zu entrichten. Außerdem ist Anthony ein Abkömmling der Jayhawkers, ein Umstand, den Richard III. ihm immer wieder eingebläut hat. Die Jayhawkers riefen in Lawrence während des Sezessionskrieges den ersten unabhängigen Staat des Südens aus und kämpften gegen die Sklaverei und für die Werte der Yankees, die heute zu den Werten der Vereinigten Staaten geworden sind. Es stand also außer Frage, dass ein Fuller sich bei den Kanaken einnistet und ihre Kinder für einen Dollar am Tag schuften lässt, um Steuern zu sparen. Ein Fuller steht für Amerika ein, und wenn es sein muss, rettet er das Land ganz allein, kapiert?
Er hätte schon viel früher in Wasser investieren sollen. Der einzige rein amerikanische Geschäftsbereich, der heutzutage noch profitabel arbeitet, ist die Wasserversorgung. Kanada geht es dank seiner vielen Seen, Quellen und Gletscher noch ganz gut. Die gebirgigen Staaten Oregon, Idaho, Montana, Wyoming und Colorado leben von ihren natürlichen Reserven, die sie eifersüchtig hüten. Die Küstenregionen behelfen sich mit Meerwasserentsalzung, aber was soll ein ausgetrockneter Binnenstaat wie Kansas tun? Der Bundesstaat muss sein Wasser zu horrenden Preisen von den Großen Seen oder aus dem Golf von Mexiko importieren, und nur allzu oft werden die Pipelines von den Outers sabotiert oder einfach gestohlen. Auf Dauer ist eine solche Situation unhaltbar. Doch die Kansas Water Union tut nichts, um die Lage zu entspannen, denn solange die Enklaven zahlen, kann ihr nichts
Weitere Kostenlose Bücher