Ödland - Thriller
gerieten in mehrere von Outers errichtete Straßensperren, die sie einfach, ohne langsamer zu werden, überrollten - auf Menschen wurde dabei keine Rücksicht genommen. Eine Woche lang durfte Consuela bei dem Paar wohnen. Während dieser Zeit wurde sie wieder völlig gesund. Schnell gewöhnte sie sich an das Leben der Reichen in den Enklaven, weit weg von der Wüste, dem Elend und der Verzweiflung der armseligen Siedlungen, die von der Interstate 35 durchquert wurden, und noch weiter weg von ihrem barrio in Caracas. Doch dann wurde sie wieder auf die Reise geschickt. Und der Kerl wollte nicht einmal etwas von ihr - nicht einmal einen Kuss oder eine Zärtlichkeit. Öfter mal was Neues ...
Consuelas Ziel war Winnipeg in Kanada, wo eine Freundin als Hostess in einer Bar arbeitete und ihr ebenfalls einen gut bezahlten Job in Aussicht stellte. Natürlich gab sich Consuela keinen Illusionen über die Art dieser Arbeit hin. Sie wusste, dass sie hübsch und gut gebaut war, dass ihr Hinterteil selbst einen Heiligen in Versuchung führen konnte und dass sie dort oben im Norden nur diese Trümpfe ausspielen musste, um ihr Schäfchen ins Trockene zu bringen. In Caracas hätte sie höchstens als Prostituierte oder Darstellerin in billigen Sexfilmen arbeiten können - bestenfalls wäre sie die Gespielin eines Drogenbarons geworden. Wie auch immer - auf der Interstate 35, kurz vor Emporia, kreuzte Anthony Fuller ihren Weg. Er war auf dem Rückweg von Garden City und rettete sie aus den Fängen einer lokalen Gang, die wild entschlossen war, sie zu vergewaltigen. Fuller hielt an, holte eine Knarre aus dem Wagen und schoss einfach drauflos. Consuela nutzte das Überraschungsmoment, um sich loszureißen und sich in das Auto zu retten, das sofort mit quietschenden Reifen davonbrauste.
Das war vor einem Jahr.
Seither ist Consuela die Gefangene dieser Familie und der Enklave Eudora, die sie nur in Begleitung eines Residenten oder mit gültigen Papieren verlassen darf. Fuller behauptet, sie als Pflegerin für den Junior eingestellt zu haben, ihr ein Gehalt zu zahlen und sich darum zu kümmern, ihre Situation zu legalisieren, doch bisher hat sie weder Geld noch Arbeitsvertrag, geschweige denn Papiere gesehen - nichts als den Riesenpimmel des Hausherrn, den er ihr bei jeder Gelegenheit reinsteckt, ohne sich um ihre eigenen Gelüste, Wünsche und ihr körperliches Wohlbefinden zu kümmern. Sie hasst ihn und würde ihn am liebsten umbringen. Umbringen und dann fliehen, aber genau da wird es schwierig - eine Flucht ist so gut wie unmöglich. Wenn Fuller ihr damit droht, sie zu feuern, so bedeutet das nicht etwa, dass sie zurück auf die Straße muss, sondern dass er sie den Polizisten der Enklave überstellt. Und was dann passiert, weiß nur der Himmel.
Bei reiflicher Überlegung zieht sie es vor, eine Zigarre in die Vagina gesteckt zu bekommen. Das ist zwar ekelhaft, aber sie wird es überleben. Trotzdem: Diese hijos de puta von gringos sind und bleiben pervers.
»Mach die Beine breit, Consuela.«
Consuela gehorcht. Tränen laufen ihr über die Wangen. Fuller kümmert es nicht. Über den Gegenstand seiner Lust gebeugt, erkundet er dessen verborgenste Stellen mit dem Ende der Zigarre. Consuela fürchtet sich jetzt schon vor dem Augenblick, wenn die bröckelige Walze in sie eindringt und Tabakkrümel in ihr zurücklässt.
Ein ohrenbetäubender Lärm kommt ihr zu Hilfe.
Erschrocken richtet Anthony sich auf. »Was ist denn da los?«
Schreie, Schüsse, Gebrüll, Maschinengewehrsalven, das Klirren zerbrochener Gegenstände, Gezeter. Fuller stürzt ans Fenster, hebt zwei Lamellen der Jalousie, hinter der sie ihre Spielchen verborgen haben, und lässt den Blick über den Evergreen-Rasen, die welken Bäume und die von der weiß glühenden Hitze versengten Büsche gleiten. Draußen scheint alles in Ordnung zu sein. Die Enklave ist nicht gestürmt worden. Der Lärm kommt aus dem Wohnzimmer. Zufällig sieht Fuller, dass Consuela die Tür zum Arbeitszimmer halb offen gelassen hat; Pamela hätte sie also durchaus auf frischer Tat ertappen können, wenn das Prozac sie nicht betäubt hätte.
In Windeseile zieht Anthony sich an und läuft ins Wohnzimmer. Die Vorwürfe spart er sich für später auf. Pamela liegt in tiefstem Schlaf auf dem Sofa. Junior, der wie versteinert neben ihr in seinem Rollstuhl sitzt, starrt wie gebannt in Richtung des Fernsehers. Das Getöse kommt von dort.
Es ist nicht mehr der Kanal Love Me Tender, den der holografische
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