Ödland - Thriller
Brunnen ausgetrocknet sind.
Natürlich stehe ich Ihnen jederzeit gern für zusätzliche Auskünfte zur Verfügung. Desgleichen können Sie sich an meine Sekretärin Yéri Diendéré wenden. Ich möchte Ihnen nicht verschweigen, dass die Lebensumstände in Burkina Faso sehr schwierig sind. Dennoch werden meine Landsleute Sie mit der herzlichen Gastfreundschaft willkommen heißen, für die sie weithin berühmt sind.
Liebe Laurie, ich grüße Sie sehr herzlich und hoffe auf Ihre baldige Ankunft und die damit verbundene Erleichterung für mein Land.
Fatimata Konaté
Präsidentin von Burkina Faso
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Als Laurie die Mail der Präsidentin von Burkina zum zweiten Mal liest, fällt ihr auf, wie schlecht sie auf die Reise vorbereitet ist. Allein schon der Absatz über die Wüste erfüllt sie mit großer Angst. Sie stellt sich einen Lastwagen vor, der irgendwo im Niemandsland bei 60 Grad im Schatten während eines herannahenden Sandsturms stecken bleibt ... es wäre der sichere Tod! Und über einen routinierten Fahrer verfügt sie ebenfalls nicht; bisher hat sich überhaupt noch niemand gemeldet. Zwar hat man sie zur »Verantwortlichen« für den Einsatz befördert, aber von Bohrungen und Bewässerung hat sie nicht die geringste Ahnung. Vielen Dank für das nette Geschenk, Markus! Trotzdem hat sie den Auftrag angenommen, denn sie will - nein, sie muss - fort von hier, und zwar um jeden Preis und zu jeder Bedingung. Saint-Malo hat sie verstoßen, ihre Zukunft liegt anderswo. Mag sein, dass ihre Zukunft ein langsamer Tod in der Wüste ist, aber was hätte sie hier Besseres zu erwarten?
Der erste Schritt, den Laurie unternommen hat, war eine Kontaktaufnahme mit der Botschaft von Burkina, wo man ihr dringend davon abriet, das Land zu besuchen. »Das Land ist völlig ausgeblutet, Madame. Sie würden sich dort nicht wohlfühlen.« Als sie erklärte, dass es sich um einen humanitären Einsatz handele, erstellte man ihr eine beeindruckende Liste bezüglich Vorkehrungen gegen eine ganze Ansammlung von Tropenkrankheiten mit ausgefallenen Namen wie Denguefieber oder Bilharziose, gegen Mücken, Skorpione und Spinnen sowie mit Maßnahmen zur Wasserentkeimung, Sterilisation von Lebensmitteln und so weiter und so fort. Laurie begann sich zu fragen, wie Menschen bei so vielen Infektionsherden dort unten überhaupt überleben konnten.
Anschließend versuchte sie, Personal einzustellen. Vor allem brauchte sie einen Fahrer, besser noch zwei. Zunächst fragte sie in ihrem Bekanntenkreis herum. Einige zeigten sich zunächst interessiert, doch bei der Erwähnung der Worte »Afrika« und »Burkina« zogen sie sich sofort zurück. Es schien, als wäre dieser Erdteil mit seiner entsetzlichen Armut als Quelle übler Ausdünstungen und Ursprung von Epidemien und mutierten Viren zum Tabu für Europäer geworden. Als Nächstes probierte sie es über die Stellenvermittlungen im Internet. Sie erhielt nicht eine einzige Antwort, weder auf ihre eigenen Anzeigen noch auf die Mails, die sie an mögliche Kandidaten geschickt hatte. Ihr letzter Ausweg waren die Zeitarbeitsfirmen von Saint-Malo. Sie probierte es sogar bei »Arbeit«, einem wahren Sklaventreiber. Der Erfolg war der gleiche. Sobald sie die ominösen Worte aussprach, runzelten die zuständigen Herrschaften die Stirn und gaben ihr zu verstehen, dass Kandidaten für eine solche Arbeit mit Sicherheit nicht leicht zu finden wären. Sie klappten die Akte zu, sprachen ihr Bedauern aus und baten darum, die Anfrage speichern zu dürfen - man wisse ja nie.
Auch nach mehreren Tagen intensiver Suche hat Laurie immer noch keinen Erfolg vorzuweisen. Plötzlich kommt ihr eine Frage in den Sinn: Ist es so, dass man Afrika gegenüber eine gewisse Paranoia an den Tag legt und die Ärmsten der Armen lediglich aufgrund von Medienberichten verteufelt, die man in der relativen Sicherheit seiner vier Wände vom Fernsehen serviert bekommt? Oder liegt es vielleicht daran, dass sie selbst absolut nichts über die Realitäten dieses Landes weiß und sich ahnungslos auf ein exotisches Abenteuer in einem Land einlässt, dessen Name übersetzt die faszinierende Bedeutung »Land der unbescholtenen Menschen« hat?
Wieder einmal überlegt sie, ob sie sich mit Yann in Verbindung setzen soll. Falls er tatsächlich von NetSurvey verfolgt wird, könnte sie ihm die Flucht in ein entlegenes Land bieten - sogar unter diplomatischer Immunität. Doch sie kann ihn
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