Öffne deine Seele (German Edition)
Kollegen, die den Fall aufgenommen haben. Was genau hat Friedrichs dort erfahren? Mit wem hat sie gesprochen? Die Petechien allein sind zu wenig. Es muss noch etwas geben, von dem wir nichts wissen. Und sprechen Sie mit Hansen. Er soll sich an jedes Detail von gestern Abend erinnern. Hat sie gesagt, wo sie hinwollte?»
Getippe. Winterfeldt machte sich Notizen.
«Rufen Sie Martin Euler an», fuhr Albrecht fort. «Er soll sich die Leiche aus Duvenstedt vornehmen und sie auf eine Lobotomie prüfen.»
«Jetzt gleich?»
«Jetzt gleich», bestätigte Albrecht. «Die Nachfrage bei den uniformierten Kollegen genauso.» Er zögerte. Mit seinem nächsten Gedanken nahm er möglicherweise etwas vorweg, doch wenn der Täter Friedrichs hatte, mussten sie nach jedem Strohhalm greifen. «Wer ist im Moment bei Ihnen auf dem Revier? Matthiesen? Seydlbacher? Sind Hansen und Jelinek schon zurück?»
«Ja. Sie sind vor einer halben Stunde mit Nolting zurückgekommen – dem Kollegen von Wienand. Er sitzt jetzt in der Arrestzelle.»
«Gut.» Albrecht begann sich die Nasenwurzel zu massieren. «Jeder verfügbare Mann soll sich an die Selbstmorde der letzten Wochen, nein, der letzten Monate setzen. Suchen Sie Verbindungen – Verbindungen zu Marius. Hat einer der Toten bei Second Chance angerufen? Schauen Sie die Akten durch, sprechen Sie mit den Angehörigen!»
«Mitten in der Nacht? Und was tun wir, wenn einer von ihnen dort angerufen hat?»
Albrecht holte Luft. «Die Toten, bei denen wir eine Verbindung zu Marius herstellen können, werden exhumiert.»
«Was?»
«Sie haben gehört, was ich gesagt habe. Unser Täter ist in zwei Fällen aktiv geworden: Falk Sieverstedt und Hannah Friedrichs. Höchstwahrscheinlich in dreien: der Selbstmord in Duvenstedt. Doch es könnten noch wesentlich mehr sein, und mit jedem dieser Opfer wachsen unsere Chancen. Die Kontakte der Opfer in den Tagen und Stunden vor ihrem Tod. Das Muster. Das Muster, das uns zum Täter führen kann. Zu Friedrichs.»
«Wenn Sie denken …»
«Ich denke. Die ganze Zeit. Die Streifen, die ich auf Marius’ Anwesen beordert habe, sind schon unterwegs?»
«Müssten in diesen Minuten eintreffen. Sie haben eine Beschreibung von Hannahs Nissan und die Autonummer. Wenn der Wagen irgendwo auf dem Gelände ist, finden sie ihn.»
«Der Wagen ist wichtig», betonte Albrecht. «Doch es würde mich wundern, wenn wir ihn ausgerechnet auf dem Gelände finden sollten. Wo auch immer die Bilder von Hannah aufgenommen werden: Bei Marius im Studio jedenfalls nicht.» Ihm kam ein neuer Gedanke. «Die Sympathisanten, Winterfeldt. Die Kollegen sollen sich alles vornehmen, was sich da oben vielleicht noch rumdrückt. Demonstranten, Gesinnungsgenossen. Haben Sie diesen Organisator, Silvio Weismann, überprüft?»
«In unseren Datenbanken nicht zu finden, Vorstrafen hat er also nicht. Aber er ist Zahnarzt.»
Albrecht stutzte. Sollte er einmal zu häufig auf diesen Berufsstand geflucht haben in Gedanken an Hannes Jork, den Wunderdentisten?
«Das sind die Schlimmsten», murmelte er. «Durchleuchten Sie den Mann! In seinem Beruf hatte er jedenfalls Zugang zu Sedativa, und Betäubungsmittel hat er gebraucht, um seine Opfer ruhigzustellen. Auch dieser Stuhl, auf dem Friedrichs sitzt, könnte aus einer Praxis stammen. Prüfen Sie alles, was Sie finden können, beim Rest der Bagage genauso!» Er zögerte. «Winterfeldt? Ich hab’s mir überlegt. Übergeben Sie alles an Matthiesen. Sie selbst kommen in die Schwarzen Berge.»
«Jetzt? Unsere Wagen sind alle in Wandsbek.»
«Jetzt», knurrte Albrecht. « Mitten in der Nacht. Ehestorfer Heuweg 92. Ich habe noch nicht begriffen, was in diesem Studio los ist, aber wenn ich annähernd richtigliege, begreift man es dort genauso wenig, und auf jeden Fall hat es mit der Technik zu tun. Nehmen Sie sich ein Taxi und sagen Sie dem Taxifahrer, er soll so schnell wie möglich fahren! Wenn Sie Strafbescheide kriegen, zahlt das Revier.»
Er beendete das Gespräch ohne jedes weitere Wort.
Mit quietschenden Reifen wechselte Lehmann die Autobahn.
Stadtauswärts.
***
Hannah rührte sich nicht.
Merz war sich jetzt sicher, dass sie bei Bewusstsein war. Er konnte die Bewegungen ihrer Brust erkennen, die sich unter dem schnürenden Korsett der Gurte hob und senkte.
Hektisch. Nicht mit den tiefen, langsamen, kaum erkennbaren Atemzügen einer Schlafenden oder Bewusstlosen.
Sie war wach. Doch sie versuchte ihren Entführer zu täuschen.
Merz bezweifelte,
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