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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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ist steinalt, schon siebzig oder achtzig Jahre, aber die allermeisten Vocoder sind begrenzt in ihrer Leistungsfähigkeit, schon durch den Umfang der Vokabeln, der unterschiedlichen Möglichkeiten, sie zu kombinieren und …» Er schüttelte den Kopf. «Ich hab noch nie was gesehen … also gehört … das so echt klingt.»
    Albrecht sah zwischen seinen beiden Beamten hin und her. Und traf eine Entscheidung.
    Mit einer raschen Bewegung tauchte er zwischen Merz und dem Mikrophon hindurch und schob Winterfeldt mit sich auf den Korridor.
    «He, was …»
    Albrecht tastete nach dem Lichtschalter.
    Knochige Finger schlossen sich um sein Handgelenk.
    «Haben Sie Marius nicht gesehen? Lassen Sie das Licht aus!»
    Ein schemenhafter Umriss im düsterkalten Blau der Leuchtstoffröhren. Es war die Assistentin.
    «In Ordnung», knurrte Albrecht. «Und Sie entfernen sich jetzt bitte! Ich habe mit meinem Mitarbeiter zu reden. Und sorgen Sie dafür, dass niemand diesen Teil des Gebäudes betritt, ausgenommen der Arzt.»
    «Sie können mir nicht …»
    «In einer laufenden Ermittlung kann ich alles», sagte er kalt.
    Ihre Haltung versteifte sich. Wenn das noch möglich war. Doch nach einer Sekunde machte sie auf dem Absatz kehrt, und ihre klackernden Absätze entfernten sich.
    «Winterfeldt!»
    «Chef?» Tastende Bewegungen in der unvollkommenen Dunkelheit.
    «Wir mussten da raus», brummte Albrecht. «Der Täter hört jedes Wort, das da drin gesprochen wird. Und offenbar sieht er auch, was die Zuschauer da draußen nicht mehr zu sehen kriegen. Habe ich das richtig verstanden?», fragte er. «Die Stimme, die wir gehört haben, scheidet für die Identifizierung aus?»
    Der Computermann nickte. «Sie wird durch den Vocoder erzeugt. Der Täter könnte genauso gut stumm sein. Er muss nur tippen können.»
    «Oder sie», murmelte Albrecht und sah in die Richtung, in der die Assistentin verschwunden war. Mertens, Merkel, etwas in der Art.
    Medusa .
    Er schüttelte den Kopf.
    «Der Täter muss irgendwie die Übertragung infiltriert haben», erklärte der Hauptkommissar. «Er hat das Bild ausgetauscht und die Ansicht des Studios durch den Blick auf Friedrichs ersetzt. Haben Sie irgendeine Ahnung, wie er so etwas anstellen könnte?»
    «Das …» Winterfeldt breitete die Arme aus. Er schien nicht recht zu wissen, was er mit ihnen anfangen sollte, wenn kein Rechner in der Nähe war. Sein eigenes Gerät trug er in einer Tasche über der Schulter. «Das lässt sich aus der Ferne unmöglich sagen. Garantiert hat das System hier tausend Sicherungen, aber ich habe keinen Schimmer, wie das genau funktioniert. Also das System selbst, aber auch die Art, wie er eingedrungen ist. Er könnte einen Virus, also einen Computervirus …»
    «Schon mal gehört», unterbrach ihn Albrecht. «Sie brauchen also Zugang zu diesem System?»
    Er spähte in den Raum.
    Die künstliche Stimme schwieg für den Moment.
    Merz hatte sich wieder vor der Kamera postiert. Der Techniker war von seinem Platz hinter den Bedieneinheiten aufgestanden und hatte vorsichtig den Arm um Marius gelegt.
    «Wahrscheinlich muss ich nicht zwingend auf diesen Platz», sagte Winterfeldt. «Das wäre wohl auch ungeschickt, wenn er mich über die Kamera die ganze Zeit im Blick hätte. Ich müsste mich selbst in das System einhacken und …»
    «Lehmann!», zischte Albrecht und winkte dem zweiten seiner Beamten.
    Unwahrscheinlich, dass der Hauptmeister die Geste sah, aber offenbar hörte er seinen Vorgesetzten und kam zur Tür.
    Albrecht biss die Zähne zusammen. «Bringen Sie Merz mit!», knurrte er.
    Die Silhouetten der beiden Gestalten näherten sich und traten auf den Flur.
    «Chef?»
    «Hier sind wir!»
    Albrecht wich vorsichtshalber einen Schritt zurück. Die unverhoffte Begegnung am Rande des Dahliengartens war ihm noch in unguter Erinnerung.
    «Lehmann, geben Sie dem Techniker da drin Bescheid, dass Winterfeldt Zugriff zum Computersystem braucht. Aber seien Sie vorsichtig. Justus darf nichts davon mitbekommen.»
    Der junge Beamte nickte. Die Stachelfrisur war im Halblicht ansatzweise zu erkennen.
    Albrecht begann sich die Nasenwurzel zu massieren.
    Winterfeldt hatte achtundvierzig Stunden gebraucht, um einen popeligen Laptop zu durchleuchten.
    Wie lange konnte es dauern, bis er die Sicherungssysteme der Übertragung durchschaut hatte, und die Abfangschaltung, die diese Übertragung gekapert hatte, noch dazu?
    Unmöglich rechtzeitig, dachte der Hauptkommissar.
    Unmöglich

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