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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Rücksicht auf andere Freunde, die ihre eigenen Probleme mit sich tragen. Der erste Schritt ist, dass sie lernen zu begreifen, dass sie nicht der Mittelpunkt der Welt sind und dass ich jedem einzelnen Anrufer nur einen kleinen Teil meiner Zeit widmen kann. Und genau das war das Problem dieses Mädchens. Sie konnte nur sich selbst sehen.»
    «Also haben Sie aufgelegt.»
    Ein Seufzen. «Ihr war nicht zu helfen.»
    «Offenbar», bemerkte Albrecht.
    Schweigen.
    Schließlich: «Sie sind nicht so dumm, mich für den Wahnsinn irgendeines Menschen verantwortlich zu machen, der sich einbildet …»
    «Kann ich das nicht?», fragte der Hauptkommissar. «Dieser Mann behauptet, Ihr Werkzeug zu sein. Entweder er öffnet Hannah Friedrichs den Schädel, oder Sie tun es, jeder auf seine Weise. Sagen Sie mir, warum ich Sie gewähren lassen sollte.»
    «Aus einem ganz simplen Grund», erklärte Marius ruhig. «Wenn sie mit mir spricht, wird sie leben. Die Seele dieses Mannes mag verwirrt und zerstört sein, doch glauben Sie mir: Ich habe Erfahrungen, auch mit solchen Seelen. Möglicherweise können wir nicht immer nachvollziehen, wie sie denken und fühlen, doch von ihrem Standpunkt aus ist ihr Handeln immer logisch und immer fair. Ja, er konnte den Eindruck gewinnen, dass ich Falk Sieverstedt und das Mädchen in Duvenstedt aufgegeben hätte – und einige andere Anrufer dazu. Aber Hannah Friedrichs? Sie hat ihre Chance, Hauptkommissar. Ihre Prüfung wartet erst noch auf sie. Wenn sie sich bewährt, hat er gar keine andere Möglichkeit, als sie gehen zu lassen. Sie muss nichts anderes tun, als sich an unsere Regeln zu halten.»
    «Und Sie würden selbstredend fürchterlich leiden, wenn Ihnen zur besten Sendezeit ein derartiges Opfer vor die Flinte getrieben wird.»
    «Glauben Sie?» Marius legte den Kopf auf die Seite. «Nein, so dumm ist keiner von uns beiden. Warum sollte ich leugnen, dass Frau Friedrichs mich reizt? Auf andere Weise selbstverständlich, als unser verehrter Dr. Merz sich von ihr angesprochen fühlt. Sie ist mit Sicherheit eine vielschichtige Persönlichkeit, und ich habe keinen Zweifel, dass sie voll und ganz in ihrer Arbeit aufgeht. Doch gleichzeitig ist da eben auch dieses Element …» Der Moderator hob die Hände. «Sagen wir: Sie ist eine Herausforderung?»
    «Hannah Friedrichs’ Leben steht auf dem Spiel!»
    «Sehen Sie? Und genau das ist ein gewohntes Bild für mich. Jede Woche, Hauptkommissar, jeden Tag spreche ich mit Menschen, deren Leben auf dem Spiel steht. Ob durch eigenes Verschulden oder die Macht der Umstände. Sie haben ihren Weg verloren – und ich zeige ihnen den Weg. Haben Sie die Menschen hier auf dem Anwesen gesehen? Die Demonstranten draußen auf der Straße? Diese Menschen waren verzweifelte Menschen – und was sind sie jetzt?»
    Ferngesteuert, dachte Albrecht. Von einem Kerl, bei dem er sich keineswegs sicher war, ob er im landläufigen Sinne mehr bei Verstand war als der Täter.
    Und doch konnte er Marius in einem einzigen Punkt nicht widersprechen.
    Diese Menschen lebten .
    Bei Justus dagegen wartete nur der Tod auf seine Opfer. In dem Moment, in dem sie es gewagt hatten, sich Marius’ Spiel zu widersetzen, hatten sie ihr Urteil gesprochen. Die Lobotomie selbst war dabei nicht mehr als eine Art grausiger Signatur ihres Henkers.
    Die Strafe war der Tod. Und wie die Dinge lagen, gab es nur einen Menschen, der ihn von Hannah Friedrichs abwenden konnte.
    Marius.
    ***
    Unbehaglich sah Albrecht dem Moderator nach.
    Hatte er eine Wahl gehabt?
    Letztendlich nicht. Er hatte Marius darauf eingeschworen, auf Zwischentöne zu achten, wenn er mit Justus sprach, unerwartete Fragen zu stellen, kurz: das gesamte Instrumentarium an Manipulation aufzufahren, das dem Fernsehmenschen zu Gebote stand.
    Sie brauchten Hinweise. Hinweise auf die Identität des Entführers.
    Der Moderator hatte ohne Zögern eingewilligt, doch Albrecht machte sich keine Illusionen: Marius’ Herausforderung hieß nicht Justus, sondern Hannah Friedrichs.
    Oder Helena . Zumindest war Hannahs richtiger Name bislang nicht gefallen, und Albrecht konnte nur beten, dass das auch so blieb.
    Zeit, dachte er. Zumindest Zeit konnte Marius ihnen erkaufen, während die Kollegen auf dem Revier die Akten durchsahen und ein Spurensicherungsteam, das Albrecht an den rückwärtigen Zugang des Geländes beordert hatte, die Stelle untersuchte, an der Merz der Kommissarin begegnet war.
    Und die Demonstranten, ihre Personalien, ihre Alibis. Es

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