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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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einer ganz anderen Sache. Verdient sie dafür den Schutz, den du den Freunden und Anrufern gewährst? Nein, das tut sie nicht.»
    «Ich …»
    «Du verdienst ihn nicht!», unterbrach ihn Justus, jetzt offenbar nicht mehr an Marius gewandt. «Du verdienst ihn nicht, Kriminalkommissarin Hannah Friedrichs!»
    ***
    Ruhelos ging Albrecht in dem winzigen Technikraum auf und ab.
    Auf einem der Monitore konnte er die Vorgänge im Studio verfolgen: ein Irrer im Kampf gegen einen anderen Irren.
    Er war sich nach wie vor nicht sicher, welcher von beiden für die Allgemeinheit gefährlicher war, aber es war jedenfalls der Irre Nummer zwei – Justus –, der Leib und Leben von Hannah Friedrichs in der Hand hatte.
    Nun hatte er auch noch ihren Namen verkündet.
    Das würde es für Hannah noch einmal schwerer machen, in Zukunft mit der Situation umzugehen, in der ein paar hunderttausend Menschen sie auf dem Bildschirm gesehen hatten.
    Gesetzt den Fall, dass sie diese Situation überlebte.
    «Kommen Sie voran?», wandte er sich an Winterfeldt.
    Der Computermann blickte blinzelnd auf. «Fidschi-Inseln. Haben Sie das vorhin nur geraten?»
    «Ich habe meine lichten Momente», murmelte Albrecht. «Machen Sie hier weiter, Winterfeldt! Ich muss noch einmal mit dem Revier sprechen, so weit weg von diesem Bunker wie nur möglich. Auf dem Wege werde ich mir diese Assistentin vorknöpfen, oder wen ich sonst zu fassen kriege. Justus mag irgendwo da draußen sitzen, aber hier laufen genug Leute rum, die dieselbe Gehirnwäsche hinter sich haben. Ich will wissen, wie sie denken.»
    «Glauben Sie, dass sie das tun? Denken?»
    Albrechts Brummen war Antwort genug.
    Er trat hinaus auf den abgedunkelten Flur. Von rechts, aus Richtung Studio, war unterdrücktes Gemurmel zu hören.
    Albrecht wandte sich nach links und tastete sich voran, bis er auf Widerstand stieß.
    Die Tür öffnete sich im selben Moment, in dem er sie berührte.
    Er hatte die Bibliothek, die den gesamten Eingangsbereich des Gebäudes einnahm, beim Hereinkommen nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen. Zu sehr war er auf die ewig gleiche Szene auf dem winzigen Bildschirm des Smartphones vertieft gewesen.
    Jetzt trat er an eines der deckenhohen Regale und strich mit den Fingern über die Bücherrücken. Abendländische Philosophie, ein Regal weiter die fernöstlichen Gegenstücke. Und auf der Rückseite …
    Der junge Mann sah auf und blinzelte. «Oh.»
    «Jörg Albrecht», stellte sich Jörg Albrecht vor. «Von der Kriminalpolizei.»
    «Oh.» Der junge Mann schlug das Buch, in dem er gelesen hatte, zu. Albrecht konnte den Titel nicht erkennen.
    Das Gesicht seines Gegenübers nahm einen irgendwie betretenen Ausdruck an. «Waren Sie beim Meister?», fragte der junge Mann. «Geht es ihm besser?»
    «Er hält sich wacker», brummte Albrecht. «Wenn Sie’s genau wissen wollen: Er ist gerade im Fernsehen.»
    Der Junge biss sich auf die Lippen und nickte.
    «Ich heiße Sören.»
    «Ein Schüler?», fragte Albrecht mit einem Nicken auf das Buch. «Hausaufgaben?»
    Jetzt brachte der junge Mann ein Lächeln zustande. «Wir würden es nicht so bezeichnen. Aber wie Sie es vermutlich verstehen: ja. Suchen Sie noch immer nach Ihrer Kollegin?»
    «Falls sie in den letzten zwei Minuten nicht hier vorbeigekommen ist: ja.»
    Wieder biss sich Sören auf die Unterlippe. Ein betrübter Ausdruck trat auf sein Gesicht. «Das tut mir leid. Wenn es einen Weg gibt, wird Marius ihn finden.»
    Albrechts Gesichtsausdruck musste sich verändert haben, denn der Junge fuhr fort.
    «Ich kann mir vorstellen, was Sie von uns denken, Herr Albrecht. Von all dem hier. Alle denken so, bevor sie uns kennenlernen. Auch ich habe so gedacht. Aber das hier ist keine … Kommune, oder wie man so etwas früher genannt hat. Wir sind hier, um zu lernen. In der besten Bedeutung des Wortes.»
    «Ich gehe davon aus, dass es Marius ist, der Ihren Lehrplan gestaltet?»
    Sören schüttelte den Kopf. «So etwas gibt es überhaupt nicht. Sehen Sie, hier finden Sie die unterschiedlichsten Schriften. Aristoteles, Konfuzius, Augustinus … Was Sie wollen. Große Philosophen und Lehrer. Natürlich auch Marius. Und natürlich auch ganz andere Sachen: Technik, Naturwissenschaften. Doch niemand wird gezwungen, ein bestimmtes Buch zu lesen. Einige von uns haben sich sogar entschieden, überhaupt nicht zu lesen. Auch das ist in Ordnung.»
    «Und was tun Sie dann hier?»
    Sören hob die Schultern. «Wir leben. Gemeinsam. Wir arbeiten, draußen

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