Öffne deine Seele (German Edition)
dich.» Dennis räusperte sich. «Jetzt wünschte ich mir, ich hätte dir das öfter gesagt. Oder nicht nur öfter, sondern vor allem …»
«Lass dir Zeit, lieber Dennis!» Marius gab sich gar keine Mühe, seine Genugtuung zu verbergen. «Wie es mir scheint, nimmst du ein großes Opfer auf dich für die Frau, die du liebst, und das sollte …»
«Ich heiße Joachim Merz.»
Dennis und der Moderator fuhren herum.
Merz stand auf, trug seinen Stuhl ebenfalls an den Tisch und ließ sich an Marius’ anderer Seite nieder.
«Ich bin Anwalt und an und für sich kein sonderlich impulsiver Mensch. Doch auch ich liebe Hannah, und wenn dieses Gespräch die einzige Möglichkeit ist, dass sie am Leben bleibt: Ich bin dabei.»
«Nun …» Ob diese Geste berechnet war, ließ sich unmöglich sagen. Aber ihre Bedeutung war leicht zu erraten: Marius rieb sich zufrieden die Hände. «An dieser Stelle betreten wir nun tatsächlich Neuland. Doch ob ich mich nun mit zwei oder mit drei Freunden unterhalte, macht letztlich keinen so großen Unterschied. Unsere Regeln …» Ein Blick Richtung Kamera. «… stehen dem auf keinen Fall entgegen.»
Er zog sich ein Stück aus dem Spot zurück und stützte das Kinn auf die Handflächen. «An dieser Stelle würden wir die Sendung für gewöhnlich für einige Produktinformationen unserer Sponsoren unterbrechen. Großzügigerweise haben sie jedoch Verständnis gezeigt für die besondere Situation dieses Abends, und dafür möchte ich ihnen ausdrücklich danken. Wir alle, meine Freunde …» Seine weit ausholende Armbewegung schloss die Gemeinde vor den Fernsehern ein. «Wir alle erleben heute einen besonderen Abend. Wir erleben, welchen Weg Menschen bereit sind zu gehen – aus Liebe.»
***
«Ich glaube, mir wird gerade schlecht», bemerkte Albrecht düster.
Als Justus sich wieder zu Wort gemeldet hatte, hatten die Beamten ihre improvisierte Abstimmung in der mit Technik vollgestopften Rumpelkammer unterbrochen.
Der Hauptkommissar sah seine beiden jungen Mitarbeiter an. Winterfeldt zwirbelte eine Haarsträhne, Lehmann kaute auf der Unterlippe.
«Na ja», murmelte Lehmann. «Aber wenn er ihnen wirklich helfen kann und es hinterher allen dreien besser geht, wäre das doch gar nicht so übel, oder?»
«Ich für meinen Teil wäre bereits zufrieden, wenn am Ende alle Beteiligten noch am Leben sind», knurrte Albrecht. «Wie weit sind Sie jetzt, Winterfeldt?»
Der Computermann stieß sich mit den Füßen vom Boden ab und rollte mit dem Drehstuhl hinüber zu seinem Laptop, den er an die Systeme des Studios gekoppelt hatte.
«Wir kommen voran», erklärte er. «Das Programm, mit dem er über die Proxys gegangen ist, kenne ich sogar. Eigentlich ein Wunder, dass er sich da von der Stange bedient hat. Zwei Stationen noch, dann müssten wir ihn haben. Es sei denn, er wechselt im letzten Moment.»
«Wechseln?»
Winterfeldt nickte. «Die einzelnen Computer, über die die Proxyverbindung nacheinander läuft. Viele solcher Programme tun das sogar automatisch alle paar Sekunden. Dann würden wir ihn vermutlich auf diese Weise nie kriegen. Aber für ihn kommt das ziemlich sicher nicht in Frage. Solche automatischen Proxys sind elend langsam – man weiß ja nie, an was für Rechner man da zwischendurch gerät. Er braucht schon was Besseres, wenn er das Videosignal von Hannah hochladen will und das, was er redet, noch dazu.»
«Im Moment redet er allerdings gar nicht», warf Lehmann ein.
«Im Moment kann er ja auch hochzufrieden sein», knurrte Albrecht.
Sein Handy klingelte. Er zog das Gerät aus der Tasche und sah auf dem Display die Nummer des Reviers.
«Ja?»
«Hauptkommissar!» Es war Matthiesen.
Albrecht wusste auf der Stelle, dass etwas Entscheidendes geschehen war.
«Wir haben Hannahs Nissan!» Der Beamte verschluckte sich beinahe. «Auf einem Schrottplatz in Hausbruch, nur ein paar Kilometer von Ihnen entfernt! Und Sie ahnen nicht, was daneben steht!»
«Der Kastenwagen aus dem Volkspark.»
Schweigen. Albrecht hasste diese Sorte Kunstpausen.
«Besser. Falk Sieverstedts aufgemotzter Audi!»
Albrecht sah über die Schulter. «Lehmann!»
Er ließ sich die Adresse geben und sah zu, wie sich der junge Beamte mit eiligen Schritten entfernte.
Er hatte es gewusst. Hausbruch war der Stadtteil, in dem der Ehestorfer Heuweg in die Schwarzen Berge abzweigte.
Justus befand sich ganz in der Nähe, und es musste eine Beziehung zu Marius geben. Eine persönliche Beziehung. Wenn der
Weitere Kostenlose Bücher