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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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auch das Letzte raubte.
    Ihr Leben.
    Irgendwo draußen, aber nicht sonst wo.
    Nicht im Innern des Anwesens, aber doch nicht weit entfernt. Irgendwo in Hamburg. Irgendwo ganz in der Nähe. Weismann – oder einer seiner Gesinnungsgenossen. Ein Demonstrant, ein Sympathisant …
    Der Raum war begrenzt, die Personengruppe ebenso.
    Und doch viel zu groß, um rechtzeitig für Hannah Friedrichs die Identität und den Ort zu klären.
    Trotz allem aber spürte Albrecht, dass er bereits über sämtliche entscheidenden Informationen verfügte. Er wusste alles, was er wissen musste, und war doch unfähig, die Zusammenhänge herzustellen.
    «Ich übersehe etwas», flüsterte er.
    ***
    «Das waren fünfzehn Minuten.»
    Die Männer im Studio zuckten zusammen.
    Sie waren nur noch zu dritt: der Moderator – und die beiden Männer in Hannah Friedrichs’ Leben.
    Lehmann hatte sich zu einer Besprechung mit seinem Vorgesetzten verzogen, und Folkmar wollte irgendein technisches Manöver unternehmen, um den Täter innerhalb des Systems dingfest zu machen.
    Merz hatte keine Zweifel, dass es von vornherein zum Scheitern verurteilt war.
    «Ich denke, das genügt», verkündete die Nicht-Stimme aus den Lautsprechern. «Unsere Freundin Hannah sollte sich nun ausreichend von ihrer Überraschung erholt haben, um euer Gespräch mutig und entschlossen fortzusetzen, Meister.»
    Marius holte Atem. Merz glaubte eine Anspannung in seiner Haltung wahrzunehmen, die vorher nicht da gewesen war.
    «Gut», sagte der Moderator knapp. «Doch zuvor möchte ich, dass wir beide etwas klarstellen, Justus, ein für alle Mal: Ich bin bereit, mich weiter mit Hannah zu unterhalten. Aber es kann nur in deinem Interesse sein, in unserem gemeinsamen Interesse, dass das, was wir von unserer Freundin erfahren, auch die Wahrheit ist. Nicht irgendetwas, das sie uns erzählt, weil sie Angst vor einem neuen Anreiz hat.»
    «Schließt das eine das andere aus, Meister?»
    Nur die Wortstellung ließ den Satz zur Frage werden. Die mechanische Stimme war unfähig, sich zum Ende zu heben.
    «Angst ist Gift für die Konzentration», erklärte Marius. «Vor allem aber verleitet sie zum Lügen. Nein, mein Freund, das wollen wir doch nicht, oder?»
    Schweigen.
    «Nun gut, ich denke, das darf ich als Zustimmung werten. Dann also ans Werk. Liebe Hannah, du hast uns zugehört, nehme ich an?»
    Merz kniff die Augen zusammen.
    Eine minimale Regung war auf dem Folterstuhl zu erkennen.
    «Dann möchte ich dir etwas versprechen: Wenn du mir auf alle meine Fragen Antwort gibst, so klar und so rasch wie möglich, wird im Gegenzug unser Freund Justus seine Finger stillhalten. Und zwar sowohl was seine mechanischen Spielereien anbetrifft …» Die folgenden Worte etwas deutlicher betont: «Als auch jedwede unaufgeforderten Zwischenbemerkungen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Justus mir zumuten würde, mein Wort zu brechen.»
    Schweigen, das diesmal auch Merz als gutes Zeichen wertete.
    «Hannah …» Mit einer bedächtigen Geste strich Marius über sein Notizheft. «Wir haben uns vorhin über die Dinge unterhalten, die dich zu dem Menschen gemacht haben, der du bist. Eine Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht – unter normalen Umständen jedenfalls. Für gewöhnlich weiß ich natürlich nichts über die Lebensumstände, wenn ich neue Freunde kennenlerne, aber in deinem Fall ist das anders. Ich darf also zusammenfassen, was wiederum unseren Freund Justus erfreuen wird, weil es ihm etwas von seiner kostbaren Zeit spart.»
    Exakt im Zentrum des Lichtspots legte er die Hände übereinander.
    «Fangen wir also an: Du hast den Beruf, den du dir dein ganzes Leben lang gewünscht hast, und ich habe selbst erlebt, dass du ihn ernst nimmst. Du wohnst in einem schmucken Häuschen, und du hast einen Ehemann, der zwar auch nicht viel aufregender ist als dein Herr Vater, aber wenn man lange genug auf ihm rumtrampelt, hat er immerhin einen beachtlichen rechten Haken.»
    Beide Hände wurden gehoben. Mit der Rechten bog er nacheinander Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger der Linken in die Höhe.
    «Perfekt, möchte ich sagen», stellte Marius fest. «Was will man mehr?»
    Schweigen.
    Der Moderator wartete mehrere Sekunden, bevor er sich eine Winzigkeit nach vorn beugte.
    «Genau das, liebe Hannah, ist es, was ich von dir wissen möchte: Was willst du mehr? Was ist es, das dich so unglücklich macht, dass du mit offenen Augen davon träumst, deine Fesseln mit tollwütig gefletschten Zähnen zu

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