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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Seite.
    Die Luft, die ihnen aus der Aufzugskabine entgegenströmte, roch kaum anders als draußen auf dem Gang, höchstens eine Spur …
    Der Anwalt zog die Nase kraus. Der Geruch von Verwesung? Nein, es war etwas anderes, ein Geruch …
    Ein Fahrstuhl.
    Ganz langsam stellte sich eine Gänsehaut auf seinen Armen auf.
    «Es riecht nach Erde», sagte Dennis. «Ein Fahrstuhl nach unten. Tief nach unten.»
    Widerwillig beugte der Anwalt sich vor und musterte das Bedienfeld. Drei beleuchtete Tasten: 0, 13, 17.
    «Da fehlt was», murmelte Hannahs Ehemann.
    Unter normalen Umständen hätte Merz das Bedürfnis verspürt, ihn zu dieser unerhört scharfsinnigen Beobachtung zu beglückwünschen.
    Doch es waren keine normalen Umstände.
    Ein Ruck ging durch die Stahlwand.
    Merz fuhr zurück, doch Dennis bewegte lediglich die Hand in der Türöffnung, und schon glitt die Wand in die geöffnete Position zurück.
    «Eine Lichtschranke», erklärte er. «Kommen Sie?»
    Joachim Merz starrte in den engen Kasten aus Metall. Wie ein Sarg aus Eisenblech.
    Ein Sarg, der sie in die Tiefe befördern würde, tief unter die Erde. Eng, kalt, dunkel, erstickend. Ausweglos.
    «Sie sind dort unten», sagte er leise. «Das ist das Einzige, was einen Sinn ergibt. Der Folterstuhl, das Videosystem: Nur dort hat Folkmar all das vorbereiten können, ohne dass jemand auf dem Anwesen etwas davon mitbekommen hat.»
    «So sieht es aus.» Dennis nickte grimmig. «Kommen Sie?»
    Merz starrte in die enge, viel zu enge Kabine. Es war kein geräumiger Aufzug wie in öffentlichen Gebäuden. In den Winkeln und Ecken wucherte Rost.
    «Folkmar kontrolliert die Technik», murmelte er. «Er wird den Aufzug gesichert haben. Es kann ihm nicht entgehen, wenn wir einsteigen.»
    «Nein», stimmte Dennis zu. «Doch was bleibt uns übrig?» Er zögerte. «Merz? Ist irgendwas nicht in Ordnung?»
    Der Blick des Anwalts ging in den Aufzug, zuckte zu Dennis.
    «Nein. Doch. Alles …» Der Boden schien zu schwanken, als er die Kabine betrat. «Alles in Ordnung», flüsterte er.
    ***
    Wieder höre ich es: ein Klirren von Metall auf Metall.
    Und mein Körper erstarrt zu Eis.
    Es ist nicht still in meinem Gefängnis. Die Stimmen aus dem Studio dringen durch Lautsprecher zu mir.
    Marius spricht mit Albrecht.
    Doch nichts davon hat diesen Klang, das spröde Klirren, mit dem Justus sein Lobotomiewerkzeug bereitlegt.
    Ich habe dieses Geräusch erwartet, seit Minuten schon.
    Was ist es, das dir in deinem Leben fehlt?
    Ich habe geschwiegen. Schon das hätte mein Todesurteil sein können.
    Doch die beiden Männer in meinem Leben sind über ihren Schatten gesprungen und haben ihre Seelen geöffnet, und noch immer bin ich wie betäubt nach ihren Worten.
    Und doch ist alles umsonst gewesen.
    Marius hat von mir gefordert, mich zwischen den beiden zu entscheiden, und ich bin unfähig, die Antwort zu geben, die meine Rettung sein könnte, falls es tatsächlich eine Rettung gibt.
    Doch nicht einmal zum Schein kann ich nach dem Strohhalm greifen, der sich mir entgegenstreckt.
    Würde ich Dennis oder Joachim sagen, und sei es nur zum Schein … könnte ich damit tatsächlich mein Leben retten?
    Auf keinen Fall würde ich meine Seele retten.
    Denn ganz gleich wie die Antwort ausfallen würde: Einem dieser beiden Männer, die heute Abend so viel für mich gewagt haben, würde ich einen angespitzten Pflock ins Herz stoßen.
    Verdammt pathetisch, Friedrichs. Eigentlich gar nicht deine Art.
    Aber zumindest ein ganz guter Moment, um damit anzufangen.
    Er wird mich töten, so oder so. Ich weiß es.
    Selbst wenn der Tod seiner Opfer für ihn bisher nicht im Mittelpunkt gestanden hat. Wenn ihr scheinbarer Selbstmord lediglich die tödliche Spur des Stahls, der durch die Augenhöhle in ihr Hirn gedrungen ist, verdecken sollte. Selbst wenn ihm klar ist, dass es hier nichts mehr zu verdecken gibt, nachdem das ganze Land sein grausiges Spiel an den Fernsehschirmen verfolgen konnte.
    Er wird nicht auf halber Strecke stehen bleiben.
    Er ist wahnsinnig, durch und durch wahnsinnig, und ganz gleich, was Marius zu vermuten scheint, ganz gleich, was ich sagen würde, um mein Leben zu retten: Justus wird immer eine Möglichkeit finden, meine Prüfung für gescheitert zu erklären. Nicht anders als bei Falk. Nicht anders als bei Jasmin Vedder.
    Wer nicht einmal mit einem Schulmädchen Mitleid hatte, soll Mitleid haben mit mir ?
    Doch wenn ich schon sterben muss, soll zumindest keiner der beiden Männer, die so viel

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