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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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welchem Punkt wir diese Ermittlung gepackt haben: an dem einen einzigen Punkt, an dem die Wurzeln unter der Wasserfläche aufeinandertreffen und sich zwei Fälle vermeintlich zu einem verbinden.»
    Er warf einen letzten, langen Blick in die Runde.
    Sie verstanden ihn. Und wenn sie ihn nicht verstanden, spürten sie doch, was er ihnen zu sagen versuchte.
    Und das war beinahe ebenso gut.
    «Und nun», sagte er, «möchte ich Sie anlässlich meiner Rückkehr etwas verspätet zu einem kleinen Umtrunk in mein Büro einladen.»
    Sekundenlang genoss er einfach nur den Ausdruck auf den Gesichtern seiner Mitarbeiter.
    Er würde niemals ein Vorgesetzter werden, wie ihn gruppendynamische Seminare auf dem Reißbrett entwarfen.
    Doch er stellte fest, dass es ihm ein nicht unbeträchtliches Vergnügen bereitete, die Kollegen in einem gänzlich unerwarteten Moment zu überraschen.
    Die Idee war auf jeden Fall ausbaufähig.
    ***
    «Im Schatten der … Zedernschooo-nung … stehen Du-tzende von … Busch-wind-rös-chen auf der … Wische.»
    Ich fluchte innerlich.
    Mit einem Lächeln legte mir die Therapeutin die Hand auf den Arm.
    «Das war sehr, sehr gut, Hannah. Sie haben sich unglaublich verbessert seit letzter Woche. Regen Sie sich nur nicht so auf. Geben Sie sich Zeit.»
    Wütend starrte ich auf das Blatt.
    Der Satz war ganz klar. Seine Aussage. Ich hatte sofort ein Bild im Kopf: schattige, duftende Zedern und davor eine saftige grüne Wiese voller winziger, sternförmiger weißer Blüten.
    Jedes Wort hatte seine Bedeutung, und auch die Bedeutung insgesamt war klar – und das war vor ein oder zwei Wochen ganz entschieden noch nicht so gewesen.
    Aber wenn ich den Satz vorlesen sollte, kostete das noch immer eine irrsinnige Kraft, und wenn ich nicht höllisch aufpasste, schien sich meine Zunge zu verknoten, schien irgendwas wegzurutschen . Irgendwo in meinem Kopf.
    Ich betastete meine Schläfen. Ein weicher Flaum begann dort nachzuwachsen. Die verschorften Stellen waren kaum noch zu spüren.
    Von außen sah ich vielleicht noch nicht wieder aus wie früher, aber wenigstens hatte ich nicht mehr das Gefühl, vor meinem Spiegelbild schreiend davonlaufen zu müssen.
    Das wirklich Schlimme war in meinem Kopf .
    Hätten mir die ernsten Worte der Ärzte ein Trost sein sollen? Was durch den unsachgemäßen Elektroschock alles hätte passieren können? Eine Lähmung des Atemzentrums wäre möglich gewesen, oder ich hätte den Rest meines Leben als tobsüchtige Irre zubringen können.
    Der Elektroschock hätte viel weitere Hirnareale in Mitleidenschaft ziehen können als selbst die denkbar schlampigste Lobotomie. Das Unheimlichste an der ganzen Sache war möglicherweise, dass beide Behandlungsmethoden in der Vergangenheit zum Instrumentarium der Psychiatrie gehört hatten, zum Teil heute noch gehörten.
    Die Risiken mochten heute minimal sein – solange der Therapeut wusste, was er tat.
    Komplexe Gedankengänge. Ich biss die Zähne zusammen. Alles funktionierte. Nur das Sprechen …
    «Ich denke, wir machen dann Schluss für heute.» Die Therapeutin lächelte mich an und packte ihre Unterlagen zusammen. Einige Arbeitsblätter ließ sie mir da – zum Üben. «Wirklich, Sie machen ganz, ganz tolle Fortschritte.»
    Wir gaben uns die Hand, sie stand auf, und zwei Sekunden später war ich wieder allein in meinem Zimmer in der Reha-Klinik.
    Mir war ja klar, dass die Frau sogar recht hatte.
    Zufrieden war ich trotzdem nicht.
    Wie hätte ich auch zufrieden sein können?
    Mir war bewusst, dass die eigentliche Herausforderung erst noch auf mich wartete.
    Damit zu leben, dass im Grunde jeder Mensch, den ich kannte, miterlebt hatte, wie Dennis, Merz, Jörg Albrecht und ich selbst meine Seele geöffnet hatten. Wer nicht live am Fernseher dabei gewesen war, sah sich eben die Konserven auf YouTube an.
    Das Erlebnis zu verdauen, die Stunden der Gefangenschaft in den Stollen unter Marius’ Hauptquartier.
    Und die Erkenntnis. Das, was zwischen Dennis und mir gesagt worden war.
    Ein Kind.
    Der Gedanke, die Sehnsucht, die so tief in mir geschlummert hatte, dass ich unfähig gewesen war, sie auszusprechen.
    Ich hatte es nicht gewagt.
    In unserer Lage: das Haus, die Jobs. Ich hatte einfach gewusst oder doch ganz fest geglaubt zu wissen, dass der Gedanke für Dennis der reine Wahnsinn war. Und damit hatte ich ihn mir selbst verboten, ohne zu ahnen, dass Dennis denselben Gedanken hatte – nur in umgekehrter Richtung.
    Dennis und ich. Ein Kind. Gerade

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