Öffne deine Seele (German Edition)
Gesprächs)
Constanze (C.): Marius?
Marius (M.): Ich höre dich, meine Freundin.
(Pause, undeutliches Schluchzen)
C.: Verdammt, ich hab Mist gebaut! Ich hab wieder angefangen.
M.: Und was hast du diesmal für eine Entschuldigung?
C.: Das ist keine Scheiß-Entschuldigung! Du weißt, dass ich mir Mühe gegeben habe. Es hat der Kleinen richtig gut gefallen die letzten beiden Male, und sie hat gesagt, dass sie sich jetzt schon darauf freut, wenn sie wieder bei ihrer Mama sein kann. Das hat sie nicht nur mir gesagt! Sie hat es gesagt, als …
M.: Wir werden keine Namen nennen.
C.: Er. Als er daneben stand. Mit seiner neuen Schlampe.
M.: Seiner Ehefrau.
C.: Du sollst sie nicht so nennen!
M.: Liebe Constanze, es wird niemals besser werden, wenn du es nicht endlich akzeptierst. Wie lange sind die beiden verheiratet? (Leises Blättern.) Mehr als zwei Jahre. Du musst die Tatsachen akzeptieren. Sprich mir nach: Sie ist seine Frau, und ich bin nicht länger Teil seines Lebens.
C.: Nein!
M.: Dann hat es keinen Sinn, wenn wir dieses Gespräch fortsetzen. Sprich mir nach: Sie ist seine Frau, und ich bin nicht länger Teil seines Lebens.
C.: Marius, das kannst du nicht von mir verlangen!
M.: Ich kann dir nur helfen, wenn du dir selbst hilfst. Sprich mir nach: Sie ist seine Frau, und ich bin nicht länger Teil seines Lebens.
(Pause, das Schluchzen wird lauter.)
C.: Marius, du bist alles, was ich noch habe, aber das kann ich nicht.
M.: Dann werde ich das Gespräch jetzt beenden. Bitte ruf nicht wieder an.
C.: Nein! (Geschrien) Sie … ist seine … Frau und nicht länger Teil meines Lebens.
M.: Das war leider nicht vollständig korrekt. Sie ist seine Frau, und ich bin nicht länger Teil seines Lebens.
C. (flüsternd): Sie ist seine Frau, und ich bin nicht länger Teil seines Lebens.
M.: Sehr gut. Dein Exmann und seine Frau haben also mitbekommen, dass das Mädchen sich darauf freut, wieder zu dir zu kommen.
C.: Ja! Sie hat es laut und deutlich gesagt, am Zaun, als sie sie abgeholt haben. Sie müssen es gehört haben.
M.: Und?
C.: Was denkst du? Sie haben nichts dazu gesagt. Kein Wort! Aber … aber heute kommt ein Brief vom Amt, in dem steht, dass meine häusliche Situation im Moment in einem Zustand ist, den man der Kleinen nicht mehr zumuten kann! Marius, ich habe die ganze Wohnung geputzt, drei Tage lang! Ich habe ihr das alte Mobile ins Zimmer gehängt, und ihren Teddy und ihr …
M.: Und du selbst?
C.: Es ging mir so gut! Wir waren zusammen im Tierpark, und wir haben Eis gegessen, und am Abend habe ich bei ihr am Bett gesessen, genau wie früher, und ihr vorgesungen, bis sie eingeschlafen ist. Und heute kommt dieser verfickte Brief …
M.: Constanze, du weißt, dass wir hier nicht so sprechen.
C.: Bitte … bitte, entschuldige. Es ist nur … Ich bin so wütend , und ich könnte heulen , und dann war da plötzlich dieser Brief. Ich hab’s nicht ausgehalten, Marius. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich hab mir zwei Flaschen Asbach geholt und …
M.: Du weißt, was das bedeutet? Wir beide hatten eine Vereinbarung.
C.: Marius! Sie ist seine Frau, und ich bin nicht mehr Teil seines Lebens! Bitte, lass es mich noch einmal versuchen! Ein einziges Mal!
(Zwei Sekunden Schweigen)
M.: Das werde ich. Sobald du aufgehört hast, darfst du wieder bei mir anrufen. Du weißt, dass ich spüre, wenn du trinkst. (M. dämpft seine Stimme.) Ich höre es nicht nur. Ich spüre es.
C.: Aber ich brauche dich jetzt! Ich komm da nicht raus ohne dich!
M.: Ruf wieder an, wenn du zwei Wochen durchgehalten hast.
C.: Marius!
M.: Ciao.
C.: Marius!
(22:59 Uhr: Das Gespräch wird durch Marius beendet)
drei
M ir war klar, dass das irgendwann passieren musste.»
Bettina Wahltjen seufzte übertrieben.
Ich nickte stumm.
Zu dritt saßen wir um einen kleinen Küchentisch: Mutter, Tochter, Kriminalistin.
Es war Yvette Wahltjens Mutter, die die meiste Zeit redete. Einen Vater Wahltjen gab es offenbar nicht – oder nicht mehr.
Die Wohnung der kleinen Familie war nicht ungemütlich, dabei allerdings nicht halb so gutbürgerlich, wie ich erwartet hatte.
Eine Reihenhaussiedlung aus den Achtzigern, handtuchbreite Vorgärten, aber einige Bewohner gaben sich offenbar Mühe, einen persönlichen Akzent zu setzen.
Im Fall der Wahltjens bestand dieser Akzent aus phantasievoll getöpferten Geschöpfen, die die kleine Gartenlandschaft bevölkerten.
Mutter Wahltjen sah sich als Künstlerin.
Eine Situation, der ich in meinen Dienstjahren auf dem PK schon mehrfach
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