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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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ist es nicht deutlich genug. Doch wenn ich Schlussfolgerungen ziehen dürfte …»
    «Bitte. Ziehen Sie.»
    «Jemand hat den Arm des Opfers in Position gebracht», sagte Euler. «Ich scheue mich, von sanfter Gewalt zu sprechen. Ich weiß zu gut, wie kompliziert sich solche Begriffe in den Ermittlungen darstellen. Jedenfalls hat keine aktive Gegenwehr stattgefunden. Dann wären die Spuren eindeutiger.»
    «Das Opfer war betäubt?»
    Euler schüttelte den Kopf und hob die Schultern. «Offenbar nichts, das für uns nachweisbar wäre.»
    Albrecht hob die Augenbrauen. «Sind Sie derselbe Martin Euler, mit dem ich seit sieben Jahren arbeite?»
    Der Gerichtsmediziner verdrehte die Augen und ließ sich gegen die Lehne seines Bürostuhls sinken. «Ich bin Forensiker», brummte der blonde Mann. «Kein Zauberer. Die Nachweisbarkeit einer jeden Substanz hängt von zwei Bedingungen ab: der Dosierung und dem Zeitpunkt der Verabreichung. Die Zeit, die seitdem verstrichen ist und in der der Körper das Präparat abbauen konnte. Selbstredend gibt es für all das statistische Werte, aber die sind variabel – wie jede Statistik. Die individuelle Konstitution zum Zeitpunkt der Einnahme und eine mögliche körperliche Tätigkeit während der Wirkungszeit spielen natürlich auch eine Rolle. Und zuallererst müssten wir einmal wissen, von welcher Substanz wir überhaupt reden.»
    «Falk Sieverstedt war gefesselt», sagte Albrecht. «Das dürfte seine Möglichkeiten eingeschränkt haben, körperlich tätig zu werden.»
    Euler verzog den Mund. «Das ist richtig. Die Male unter den Fesseln sind sehr viel stärker ausgeprägt als die rudimentären Spuren an den Handgelenken. Doch Tatsache ist damit auch, dass er versucht hat, sich zu bewegen. Er hat gegen die Fesseln gekämpft, um sein Leben gekämpft, nachdem er einmal im Wasser lag.»
    Albrecht öffnete den Mund, doch Euler hatte den Einwurf vorhergesehen.
    «Was als solches kein Ausschlusskriterium gegen eine Tötung auf Verlangen darstellt», bestätigte der Gerichtsmediziner seinen Gedanken. «In diesem Moment übernehmen die körperlichen Reflexe, ganz gleich, ob das Opfer sein Ableben ursprünglich selbst mit herbeiführen wollte oder nicht. Doch so oder so: Seine Körperfunktionen sind auf Hochtouren gelaufen. Gleichzeitig hat die Einwirkung des kalten Wassers die Funktionen gedrosselt und den Abbau eines möglichen Sedativums verlangsamt. Wie lange war er bereits gefesselt, als sein Körper in das Becken befördert wurde? Wenn ich Sie richtig verstanden habe, haben wir ein Zeitfenster von mehr als vierundzwanzig Stunden, seitdem der junge Mann zum letzten Mal lebend gesehen wurde?»
    «Richtig», murmelte Albrecht. «Wenn Friedrichs nichts Neues mitbringt.»
    Der Gerichtsmediziner hob die Schultern. «Was wissen wir, was in dieser Zeit passiert ist? Seine letzte Mahlzeit war das Abendessen am Samstag, würde ich sagen, doch alles andere …»
    Eulers Blick war deutlich: Alles andere ist Ihre Aufgabe.
    Albrecht nickte mit einem Brummen.
    «Können Sie mir verraten, ob er gelegen hat, als er gefesselt wurde?», fragte er. «Oder in welcher Position hat er sich befunden?»
    Euler pfiff leise durch die Zähne. «Kein übler Gedanke. Eine Fesselung im Stehen wäre kaum ohne seine Mithilfe oder zumindest Duldung denkbar. Doch ich fürchte, auch hier hat das Wasser die Hinweise undeutlich gemacht. Wie Sie sich erinnern, war der einzige Bereich, der aus dem Wasser herausgeschaut hat, das Gesicht. Obwohl sich natürlich auch das Gesicht zwischenzeitlich unter Wasser befunden hat – sonst wäre er nicht ertrunken. Im Kopfbereich sind die Zeichen jedenfalls ungewöhnlich klar. Gut, selbst an der Mundschleimhaut sind sie noch eher diskret, doch die geplatzten Kapillargefäße in der Lederhaut der Augen, die Einblutungen drum herum: Merkmale einer Suffokation. Ein Erstickungstod – oder hier eben Ertrinken – wie aus dem Lehrbuch.»
    Albrecht versuchte sich den Anblick ins Gedächtnis zurückzurufen.
    «Auf der linken Seite waren die Zeichen deutlicher ausgeprägt, oder?»
    Euler nickte. «Hier kann das Bild sehr unterschiedlich aussehen. Wenn beide Augen betroffen sind, sprechen wir von einem Brillenhämatom.»
    «Und einseitig? Monokel?»
    Euler hob die Augenbrauen. «Das war jetzt einfach geraten, oder?»
    «Zumindest steht also das Ertrinken als Todesursache fest», konstatierte Albrecht anstelle einer Antwort. «Was sagen die Kollegen? Wie ist er in diesen Teich gekommen?»
    «Er

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