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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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ihre Antwort sehr genau.
    Plötzlich konnte ich sie mir sehr gut vorstellen mit einer Karriere als Sängerin. Vielleicht nicht gerade als Megastar , aber wenn sie sich erst einmal gegen ihre Mutter durchgebissen und Falks Tod verarbeitet hatte: Dieses Mädchen würde sich von den Pressemenschen jedenfalls nicht das Wort im Mund herumdrehen lassen.
    «Er hat nie darüber gesprochen, dass er sich was antun wollte, wenn Sie das meinen», sagte Yvette. «Aber gleichzeitig hatte ich immer das Gefühl, dass er Rücksicht auf mich nimmt, weil ich so jung bin. Dass er Angst hatte, mich zu verlieren.» Sie schüttelte den Kopf. «Aber die hätte er nicht haben müssen. Ich habe ihn ja verstanden. Doch er konnte eben nicht …»
    Fragend sah ich sie an.
    «Richtig darüber reden», erklärte sie. «Jedenfalls mit mir. Ich weiß nicht genau, aber ich glaube …» Sehr vorsichtig: «Ich glaube, er hat den anderen – seinen Freundinnen davor – zu viel davon erzählt. Deshalb war es immer so schnell wieder vorbei.»
    Ich nickte. Das ergab Sinn.
    Es passte überhaupt nicht zu dem Falk Sieverstedt der Klatschpresse – aber es klang ganz und gar nach dem jungen Mann, dessen Stimme wir vor zwei Stunden in der YouTube-Aufnahme gehört hatten.
    Ich holte Luft und stellte die letzte Frage. «Wusstest du, dass er bei Second Chance angerufen hat? Bei Marius?»
    «Marius?» Sie sah mich an, noch trauriger als zuvor. «Nein. Warum hätte er das tun sollen? Er hätte doch mit mir reden können.»
    ***
    «Es gibt Leute, die kriegen eine Gänsehaut hier bei uns», murmelte Euler mit Blick auf die Tür, durch die die Sieverstedts soeben verschwunden waren. Er rieb sich die Arme. «Ich glaube, das waren gerade die Ersten, die die Gänsehaut mitbringen .»
    Jörg Albrecht brummte etwas Wortloses.
    Er selbst hatte keine Gänsehaut gespürt in Gegenwart des Konsuls.
    Lediglich einen fast schmerzhaften Druck in den Kiefergelenken.
    War es möglich, eineinhalb Jahrzehnte lang unbewusst die Zähne zusammenzubeißen?
    Der Gerichtsmediziner ließ das von beiden Sieverstedts unterschriebene Formblatt in einer Ablage verschwinden.
    «Damit ist es also offiziell», stellte er fest.
    Albrecht nickte. «Was können Sie mir inzwischen sagen, Martin? Tatort, Gewaltanwendung? Was wissen Sie …»
    «Moment …» Herumgesuche auf dem chaotischen Schreibtisch.
    Jörg Albrecht war es ein Rätsel, wie ein Mensch, in dessen Kopf eine derart penible Ordnung herrschte, an seinem Arbeitsplatz ein solches Tohuwabohu veranstalten konnte.
    «Also.» Euler brachte einen Klarsichtordner zum Vorschein. «Ich muss gleich vorausschicken, dass die Auffindungssituation auf den ersten Blick diffus ist.»
    Wenn sie das nicht jedes Mal wäre, dachte Albrecht, hätte er weder diesen Mann noch seinen gesamten Berufszweig nötig.
    «So.» Der Gerichtsmediziner blätterte die Akte auf. «Ich habe keine Hinweise auf unmittelbare körperliche Gewalt finden können.»
    Albrecht hob eine Augenbraue.
    «Und mittelbare körperliche Gewalt darf ich mir wie vorstellen?»
    Die Finger des Gerichtsmediziners trommelten auf dem Aktenblatt.
    Albrecht sah ihn abwartend an. Hatte der Mann ernsthaft erwartet, dass dem Hauptkommissar eine so offensichtliche Formulierung entging?
    «Warum nur komme ich mir bei Ihnen immer vor wie ein Verdächtiger?», murmelte Euler.
    Der Hauptkommissar schwieg. Auskünfte über persönliche Befindlichkeiten seiner Mitarbeiter zu erteilen, kam ihm nicht zu. Warum sollte er eine Ausnahme machen, nur weil der Betreffende selbst die Frage stellte?
    Der Gerichtsmediziner stieß einen tiefen Seufzer aus.
    «Es gibt Hinweise», sagte er schließlich. «Aber sie sind nicht eindeutig.» Er blätterte vor und reichte die Akte an Albrecht weiter. «Hier.»
    Das Blatt war ein Farbausdruck auf hochauflösendem Papier: Das Handgelenk des Toten, stark vergrößert. Das rechte, wenn Albrecht die Aufnahme richtig deutete. Totenblass, zwei Leberflecke auf dem Handrücken, daneben eine kleine Unreinheit. Vielleicht hatte sich Falk Sieverstedt dort mal gekratzt – vor Wochen.
    «Ja?», fragte Albrecht.
    «Hier.» Mit einem Kugelschreiber deutete Euler auf eine Stelle unmittelbar unterhalb der Handwurzelknochen, wo das Gelenk am schmalsten war.
    Der Hauptkommissar zog das Blatt zu sich heran. Ein Schatten? Er war sich nicht sicher.
    «Ich würde nicht so weit gehen, von einem Hämatom zu sprechen», erklärte der Gerichtsmediziner. «Oder auch nur von einer Druckstelle. Dafür

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