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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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machen.»
    Bevor ich den Mund öffnen konnte, begann über dem Mischpult ein rötliches Licht zu blinken.
    «Noch vierzig Minuten», murmelte Folkmar. «Frau Friedrichs, ich bin leider ziemlich …» Eine hilflose Handbewegung auf das Chaos von Kabeln.
    «Kein Problem», sagte ich rasch. «Frau von Merkatz wollte eben zu Marius, damit ich vor der Sendung noch mit ihm reden kann. Ich soll hier auf sie warten.»
    Keine Frage, die Assistentin hatte den Techniker genauso wenig gesehen wie ich.
    «Ah.» Ein seliges Lächeln. «Dann drücke ich Ihnen ganz, ganz fest die Daumen. Hier.» Aus einer Ecke seiner Rumpelkammer zauberte er einen Drehstuhl und säuberte mit einer raschen Bewegung das Sitzpolster. «Den stell ich Ihnen hier hin, dann können Sie das laufende Programm sehen. Im Moment laufen noch die Nachrichten.»
    Ohne sich umzudrehen, drückte er eine Taste an einer seiner Apparaturen, und über dem Mischpult sprang ein Monitor an.
    «Bitte.»
    Höflich zog er den Stuhl ein Stück beiseite, damit ich mich niederlassen konnte, und regelte den Ton nach oben.
    Eine Sekunde später war er an der Tür.
    «Ich wünsche Ihnen ein ganz, ganz tolles Gespräch.» Breites Grinsen, die Hände ein Stück gehoben wie ein Boxer, nein: Er drückte mir die Daumen.
    Im nächsten Moment war er auf dem Flur verschwunden.
    Vollständig baff starrte ich auf die leere Türöffnung.
    Aber nur für einen Atemzug.
    Dann lenkte mich etwas ab: die Stimme eines Reporters auf dem Monitor. Der Ton in seiner Stimme.
    Ganz langsam drehte ich den Kopf.
    Dann blieb mir die Luft weg.
    ***
    Es war ein Inferno.
    Ich brauchte einen Moment, bis mir klarwurde, dass kein Bericht über die neuen Unruhen im Nahen Osten oder über ein Spiel St. Pauli gegen Hansa Rostock lief.
    Wobei im Hintergrund sogar ein Stadion zu sehen war: die O 2 -Arena.
    Doch dafür hatte ich kaum einen Blick.
    Lichter überall. Das hektische Blaulicht unserer Einsatzfahrzeuge, dazwischen Taschenlampen. Irgendwo wurden Raketen gezündet wie bei einem Volksfest.
    Doch es war kein Volksfest.
    Ein junger Mann stolperte durchs Bild, gestützt auf einen meiner uniformierten Kollegen, während er sich ein zusammengerolltes T-Shirt gegen die Stirn presste.
    Der Stoff war blutdurchtränkt.
    Hinter den beiden waren weitere Gestalten zu sehen. Viele Gestalten. Schreie. Prügeleien waren im Gange. Der zuckende Lichtschein von Feuern.
    Brennende Mülltonnen, dachte ich. Wenn wir Glück hatten.
    Ein Trupp von Beamten stürmte durchs Bild.
    Die Kamera schwenkte zum Reporter, einem jungen Mann mit Mikro in der Hand, der an seinem Kopfhörer herumfuhrwerkte.
    «Merle, hört ihr mich?» Der Reporter hielt inne, nickte verstehend, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. «Ich bin Kevin Blankenburg für Kanal Sieben. Die Situation hier im Volkspark ist in den vergangenen Minuten weiter eskaliert. Ständig kommen neue … Hey!»
    Geruckel, undeutliche Schatten. Sekundenlang Schuhe, die durchs Bild trampelten, dann, in einem bizarren Winkel, wieder das Gesicht des Kanal-Sieben-Journalisten.
    «Hier ist die Hölle los.» Gar nicht mehr im Reporterton.
    «Kevin, begib dich auf keinen Fall in Gefahr!» Eine Frauenstimme aus dem Off. «Schildere uns, was du siehst! Wie ist es zu dieser Situation gekommen?»
    Der Moderator hatte sich umständlich wieder aufgerappelt. In seinem Hemd klaffte ein Riss quer über die Schulter.
    «Falk Sieverstedts Tod hat die Hamburger aufgerüttelt.» Er klang wieder professioneller, trat aber vorsichtshalber einen halben Schritt zur Seite, als eine neue Gruppe junger Männer an ihm vorbeihastete – in Richtung Dahliengarten. «Seit Jahren ist das Gelände hier am Rande des Volksparks als Treffpunkt einer gewissen Szene bekannt. Die Anwohner haben versucht, diese Entwicklung zu bremsen, doch ohne Erfolg. Alle Appelle an die Behörden …» Ein vielsagender Blick in die Kamera. «… haben keine Besserung gebracht. Heute Abend nun scheint der Geduldsfaden gerissen zu sein. Falk Sieverstedts Tod hat das Fass zum Überlaufen gebracht.»
    Sag doch gleich: das Bassin , dachte ich finster.
    «Kevin, hast du den Eindruck, dass diese Vorgänge geplant wurden?», kam es aus dem Off. «Handelt sich um eine organisierte Gruppe, die …»
    Neues Geruckel. Noch mehr junge Männer, die johlend in Richtung Volkspark stürmten.
    Junge Männer in dunklen Lederjacken und mit auffallend kurzen Haaren.
    Sirenengeheul, als neue Peterwagen heranrasten, ein mächtigerer Umriss.
    Die

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