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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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es gleich hier machen?», fragte er, während er sich anzog. «Wobei Sie mir schon sagen müssten, was Sie wissen wollen. Die Apparate haben wir …»
    «Ich denke nicht, dass wir die nötig haben werden», murmelte Albrecht. Sein Kittel saß knapp, doch er konnte sich darin bewegen. Sein Blick ging über die Kühlfächer. «Ich wollte Sie bitten, sich die Augen noch einmal anzusehen.»
    «Ah!» Eulers Augen leuchteten auf. «Die sind wirklich eindrucksvoll, nicht wahr?» Schon machte er sich an einem der Fächer zu schaffen.
    Albrecht trat an seine Seite, während Falk Sieverstedts in einen halbtransparenten Plastiksack verpackter Körper zum Vorschein kam, Kopf und Schultern voran. Er lag auf einer fahrbaren Bahre, was Euler die Arbeit erleichterte.
    Geschickt schob der Gerichtsmediziner den Leichnam ins Zentrum des Raumes, unter die hellen Leuchten, und verschwand dann kurz, um sich mit Instrumenten zu versorgen.
    «So.» Vorsichtig öffnete Euler den Reißverschluss. «Er dürfte jetzt ziemlich genau vierundzwanzig Stunden tot sein. Das wäre ungefähr der Zeitpunkt, zu dem der rigor mortis sich allmählich wieder zurückbilden würde. Durch die Kühlung schieben wir diesen Prozess hinaus. Aber Sie sehen ja selbst …» Er beugte sich über das Gesicht des Leichnams. « Wirklich eindrucksvoll.»
    Albrecht trat ebenfalls einen Schritt näher und betrachtete die im Tode erstarrten Züge. Er konnte keine Veränderung gegenüber dem Vormittag erkennen.
    Die Augen waren aufgerissen, die normalerweise weiße Lederhaut rund um Iris und Pupille ein Netz zerrissener, geplatzter Gefäße, im Tode eher bläulich als rot, auf der linken Seite deutlicher als auf der rechten. Ebenso die Umgebung der Augen: dunkel verfärbte Blutergüsse.
    Der Mund war geschlossen, aber auf eine irgendwie falsche Weise. Nicht die Kiefermuskulatur hatte ihn versiegelt, erinnerte sich Albrecht, sondern Euler und seine Helfer, ehe die Leichenstarre einsetzen konnte.
    «Und?», fragte der Gerichtsmediziner aufgeräumt. Er hatte bereits zwei hakenartige Werkzeuge in der Hand. «Was kann ich nun für Sie tun?»
    Albrecht zögerte einen letzten Moment und sah den Toten an.
    Was hast du gesehen?, dachte er. Und wenn du noch am Leben wärst: Könntest du es mir verraten?
    Dann holte er Luft.
    «Ich möchte Sie bitten zu prüfen, ob an diesem Mann eine Lobotomie vorgenommen wurde.»
    ***
    Euler stellte keine überflüssigen Fragen.
    Seine Werkzeuge hatten sich als Pinzetten entpuppt, mit denen er jetzt am linken Auge des Toten nach den Lidern fasste und sie vom Augapfel zurückzog.
    «Sehen Sie?» Gemurmelt. «Wir sprechen von Petechien, punktförmigen Blutungen, wie sie im Zuge eines Erstickungstodes immer eintreten. Ein Tod durch Ertrinken ist im Ergebnis ein Erstickungstod. Die Ursache ist der Mangel an Sauerstoff.»
    «Wobei hier von punktförmig kaum noch die Rede sein kann», wandte Albrecht ein.
    «Zum Teil schon, aber das kommt durchaus vor.» Euler öffnete die Pinzetten, und die Lider glitten wieder halb über den Augapfel.
    «Ich kann so nichts erkennen», sagte er. «Sie müssen mir assistieren.»
    Albrecht biss die Zähne zusammen, ließ sich aber genau erklären, an welcher Stelle er mit den stählernen Werkzeugen zufassen musste.
    «Bereit?», fragte der Gerichtsmediziner, der sich schon ein weiteres Instrument gegriffen hatte und in der anderen Hand eine Taschenlampe hielt.
    Albrecht nickte stumm.
    Durch die dünnen Handschuhe spürte er Falk Sieverstedts Haut.
    Kalt. Tot. Die Haut der Stirn. Die Stirn, der Sitz der Seele.
    Ob sie existiert oder nicht, dachte er. Und was immer dort zu finden war. Jetzt ist sie nicht mehr hier.
    Euler murmelte etwas Unverständliches, während er den Augapfel millimeterweise beiseitedrückte, sodass ein schmaler Spalt entstand, in den er mit dem dünnen Lichtstrahl hineinleuchtete.
    «Noch … nichts … Nicht loslassen, Hauptkommissar, gleich … Mein Gott!»
    Auf einen Schlag schien die Temperatur noch einmal um mehrere Grad zu sinken.
    Der Gerichtsmediziner richtete sich auf. «Sie können loslassen.»
    Albrecht legte die Pinzette ab und trat einen Schritt zurück. «Ich hatte recht», stellte er fest.
    Euler nickte mit zusammengebissenen Zähnen, schüttelte dann aber heftig den Kopf. «Das hätte nicht passieren dürfen.»
    «Sie hatten keine Ahnung, wonach Sie suchen mussten», versuchte Albrecht ihn zu beruhigen. «Und wenn sich die Bilder so sehr ähneln …»
    Wieder ein Kopfschütteln.

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