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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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«Sie ähneln sich nicht. Sie überdecken einander. Der größte Teil der Blutungen ist auf das Ertrinken zurückzuführen. Die Lobotomie …»
    «Sie war nicht tödlich?»
    «Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum eine Lobotomie zum Tode führen sollte. Wissen Sie, wie der Mechanismus funktioniert?»
    Albrecht schüttelte den Kopf.
    Er hatte vor einem halben Leben einmal einen Magazinartikel gelesen. Irrwege der Neurochirurgie oder dergleichen. Lobotomien, bei denen man psychisch Kranke im Ergebnis in roboterhafter gefühllose Wesen verwandelt hatte, waren bis in die sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts tausendfach vorgenommen worden.
    Das Bild, der Gedanke war plötzlich wieder da gewesen, als Schultz seine zittrige Hand gehoben und an die Stirn geführt hatte. Die Seele entweicht durch die Nasenlöcher … Der kürzeste Weg …
    Mit einer Ausnahme. Zweien, genauer gesagt.
    «Das andere Auge muss ich noch untersuchen.» Euler schien seine Gedanken gelesen zu haben. « Alles muss ich noch einmal untersuchen. Das muss dokumentiert werden.»
    Er schüttelte sich, als müsste er wieder zu Bewusstsein kommen.
    «Die Lobotomie …» Mit einer entschlossenen Bewegung zog er den Plastiksack zu.
    Albrecht atmete auf. Für die zusätzlichen Untersuchungen würde Euler offensichtlich auf die Unterstützung seiner Assistenten zurückgreifen.
    «Ganz gleich, was in irgendwelchen Gangster- oder Horrorfilmen verbreitet wird, stellte die Lobotomie jahrzehntelang ein durchaus anerkanntes und vergleichsweise simples Operationsverfahren dar. Obendrein noch nahezu unblutig.»
    Albrecht runzelte zweifelnd die Stirn.
    «Nahezu», betonte Euler. «Wobei es unterschiedliche Verfahren gab. Ursprünglich setzte man hier an.» Mit den Zeigefingern berührte er die Punkte am Ende seiner Augenbrauen. «Aber dazu musste der Schädel von außen geöffnet werden. Die eigentliche, klassische Lobotomie ist im Vergleich viel simpler: Ein spitzes Werkzeug wird oberhalb des Augapfels in die Augenhöhle eingeführt. Sobald es auf knöcherne Strukturen stößt, genügt ein leichter Schlag auf das rückwärtige Ende, und der Schädel, der hier seine dünnste Stelle aufweist, wird durchstoßen. Danach sind nur noch bestimmte Manöver mit dem Instrument notwendig, je nachdem, welchen Zweck man verfolgt.»
    «Und welcher Zweck könnte das sein?»
    Der Gerichtsmediziner hob die Schultern. «Der Bereich um Thalamus und Frontallappen gilt nicht zu Unrecht als der eigentliche Sitz unserer Persönlichkeit. Es gibt wenig, das man mit dieser Methode nicht glaubte kurieren zu können: Depressionen, Schizophrenie, Homosexuali…» Er hielt inne. «Mein Gott.»
    Albrecht nickte düster.
    Eine Möglichkeit. Eine von unzähligen, die plötzlich möglich erschienen.
    «Aber warum hat er den Mann dann getötet?», murmelte Euler.
    Albrecht stieß den Atem aus. «Wenn wir das wüssten, hätten wir den Fall vermutlich gelöst. Können Sie mir sagen, wann der Eingriff vorgenommen wurde? Könnte das erst nach dem Tod geschehen sein?»
    Euler schüttelte den Kopf. «Nein. Jetzt, wo ich die Schädigungen gesehen habe: eindeutig ante mortem .»
    «Und welche Auswirkungen hätte der Eingriff gehabt?»
    «Unmöglich zu sagen ohne weiter gehende Untersuchungen – und selbst dann: Dass eine Lobotomie die Psyche des Patienten verändert, ist unbestritten, doch in den wenigsten Fällen lässt sich vorhersehen, worin diese Veränderung besteht. Das Gefühlszentrum ist in fast allen Fällen betroffen. Die Patienten werden … passiv.»
    Euler brach ab. Er hatte es im selben Moment begriffen wie Albrecht.
    «Man stelle sich vor», sagte der Hauptkommissar leise. «Falk Sieverstedt trifft am Samstagabend auf seinen Mörder, der ihn sediert und anschließend den Eingriff vornimmt. Falk ist am Leben. Er schläft. Sein Körper hat nun Zeit, das Betäubungsmittel abzubauen, sodass es für Sie nicht mehr nachweisbar ist. Irgendwann im Laufe des Sonntags kommt er wieder zu Bewusstsein – so weit, wie sein Zustand es nach dem Eingriff noch zulässt. Er ist passiv, lässt die Fesselung willenlos über sich ergehen. Wäre das so denkbar?»
    «Absolut – immer unter Vorbehalt, was ich in seinem Schädel finde.»
    «Er lässt zu, dass der Täter ihn in den Dahliengarten befördert.» Albrecht schüttelte den Kopf. «Aber dann, im Wasser, wehrt er sich nach Leibeskräften. Er strampelt und schreit und …»
    «Er kämpft um sein Leben.» Euler nickte. «Eine Lobotomie kann den

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