Öffne deine Seele (German Edition)
Nummern zu groß für eine Polizeibeamtin aus der zweiten Reihe und einen mittelmäßig erfolgreichen Immobilienmakler.
Ich bog in unsere Sackgasse ein. Dahinter gab es nur noch eine einzelne Baumreihe und die Felder. Durch das dichte Laub ab und zu ein Aufblitzen von Licht. Das war der einzige Schönheitsfehler: Die Autobahn war ganze zweihundert Meter entfernt – nur deshalb hatten wir uns nach monatelangem Hin- und Herüberlegen das Haus überhaupt leisten können.
Dennis’ Toyota stand schon in der Garage. Den Nissan parkte ich regelmäßig in der Auffahrt – da gab es nicht so fürchterlich viel zu verderben.
Gedämpftes Licht fiel durch das Flurfenster auf den Hof und brachte mich leise zum Lächeln.
Wenn Dennis damit rechnete, dass ich erst im Dunkeln nach Hause kam, ließ er die Flurlampe brennen. Und beim Mittagessen hatte ich gerade genug angedeutet, dass er davon hatte ausgehen können.
Ich ließ die Wagentür ins Schloss fallen und schleppte mich müde die Treppe hoch.
«Hallo, Schatz. Das war heute wirklich …»
Ich kniff die Augen zusammen.
Dennis’ Platz in der Küche war leer.
«… weil du eine Wahl hast, mein Freund, und eine Entscheidung treffen musst. Haben wir nicht gerade heute Abend erlebt, was geschieht, wenn man sich weigert, eine Entscheidung zu treffen?»
Ich kannte die Stimme.
Und in diesem Moment, hier in meiner sicheren Höhle, geschah das, womit ich den ganzen Tag insgeheim gerechnet hatte: Ich klammerte mich an die Garderobe. Irgendwas, die Schlüsselschale oder der Schuhanzieher, polterte zu Boden.
«Aber es ist doch nicht nur sie, Marius! Es sind doch auch die Kinder …»
Eine wildfremde Stimme diesmal, ebenfalls aus dem Fernseher.
Im selben Moment flog die Wohnzimmertür auf.
«Hannah!»
Mein Ehemann starrte mich an wie ein Wesen von einem anderen Planeten.
«Tut mir leid», murmelte ich schwach. «Nicht die Zahnfee.»
«Hannah …»
Er kam auf mich zu. Ich löste die Hand von der Garderobe. Doch, ich konnte stehen.
Nur die Hitze, dachte ich. Und alles andere. Zwei Schritte vor mir blieb er stehen.
«Bist du okay?»
«Klar.» Ich strich mir durch die Haare. Klebrig. «Alles in Ordnung», sagte ich.
«Und du glaubst ernsthaft, Absalom, diese Situation wäre gut für die Kinder?»
Ich ließ meine Handtasche zu Boden gleiten. «Bitte, Dennis. Würdest du das ausstellen?»
Er zögerte für eine Sekunde, doch dann drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand im Wohnzimmer. Im nächsten Moment brach Marius mitten im Wort ab.
«Kein Problem», sagte Dennis, wieder in der Wohnzimmertür. «Helena.»
Ich nickte stumm.
Er trat beiseite, um mich durchzulassen. Wortlos steuerte ich meinen Sessel an und ließ mich hineinfallen.
Einschlafen. Gleich jetzt auf der Stelle.
Ein leises Klirren.
«Bitte nur Wasser», murmelte ich mit geschlossenen Augen.
«Es ist nur Wasser.» Das Glas wurde in meine Hand gedrückt. «Willst du ein Aspirin?»
Stumm schüttelte ich den Kopf. Meine Finger waren zittrig, als ich das Glas an die Lippen führte und vorsichtig trank.
Dennis sah mich an, ich spürte es durch die geschlossenen Lider.
«Mach dir keine Sorgen», sagte ich leise. «Ich hab heute zu wenig getrunken, das ist alles.»
Dennis antwortete nicht.
Als ich ausgetrunken hatte, stellte ich das Glas auf den Couchtisch.
Ja, er sah mich an. Und irgendwas war …
Nicht so, wie es sein sollte.
Helena.
Er musste die Sendung von Anfang an verfolgt haben.
«Okay», sagte ich. «Das ist also unser neuer Fall. Du weißt genau, wie es am Anfang ist. Wir hatten eine Nachrichtensperre, also konnte ich dir nicht mal erzählen, um was für einen Fall es diesmal geht. Armer Junge. – Falk Sieverstedt», fügte ich vorsichtshalber hinzu.
Dennis sah mich an. Keine Veränderung.
Allmählich ging er mir auf die Nerven damit. Ich riss die Augen auf, schob die Unterlippe vor, glotzte übertrieben zurück.
Keine Veränderung.
Ich fuhr mir über die Lippen. «Würdest du mir bitte sagen, was los ist?»
Er holte Luft. Seine Arme lagen auf den Sessellehnen, die Hände öffneten sich, schlossen sich wieder.
«Warum?», fragte er heiser. «Gehört das jetzt zur polizeilichen Ermittlungstechnik? Warum hast du es ihm erzählt?»
Jetzt glotzte ich tatsächlich.
«Was?»
Dennis griff nach der Fernsehzeitung, warf einen Blick hinein, dann schmiss er sie zurück auf den Tisch.
Er stand auf.
«Ein Mensch, der uns aus der Bahn wirft!» Er verstellte die Stimme. Dass er
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