Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
Vom Netzwerk:
Situation, das war unübersehbar.
    Und sie ist nicht die Einzige, dachte Albrecht.
    Sie wussten zu viel voneinander. Niemand wusste mehr über die Gründe, denen er seinen halbjährigen Zwangsurlaub verdankte.
    Er räusperte sich.
    «Sie ahnen, warum wir hier sitzen», sagte er.
    Sie sah ihm geradewegs in die Augen. Nicht jeder seiner Mitarbeiter wäre in dieser Situation dazu in der Lage gewesen.
    «Mein Besuch bei Marius», sagte sie ruhig. «Sie selbst haben mir den Auftrag gegeben.»
    Albrecht nickte. «Und ich habe Ihnen bereits zu verstehen gegeben, dass ich Ihnen keinerlei Vorwurf mache, wie Sie sich dort verhalten haben. Ihr Einstieg in diese Show war ein unkonventioneller, aber auch mutiger Schritt. Dennoch: Seitdem ich heute Morgen die Aufzeichnung Ihres Verhörs sehen durfte, bedaure ich diesen Auftrag an Sie wie nichts anderes, das ich getan habe, seitdem diese Ermittlung begonnen hat.»
    «Es war kein Verhör.»
    Albrecht ging über den Einwurf hinweg.
    Wortlos griff er unter den Schreibtisch. Er hatte nur einen kurzen Blick auf die Titelseite der Morgenpost geworfen, doch das hatte genügt.
    Er schob die Zeitung über den Tisch und beobachtete Friedrichs’ Reaktion.
    Das Foto nahm eine Viertelseite ein, und der Blick, mit dem die Kommissarin in die Kamera starrte – aufgerissene Augen –, hatte durchaus Ähnlichkeit mit ihrer Miene in diesem Moment.
    Helena: Wer ist die geheimnisvolle Schönheit, vor der selbst Marius zittert?, lautete der Untertitel.
    «Ich sehe aus wie eine Irre», murmelte Friedrichs.
    Albrecht nickte stumm, war im selben Moment aber froh, dass die Geste der jungen Frau entging.
    «Doch darum geht es mir gar nicht», sagte er. «Es war mein Fehler. Ich hätte Ihnen diesen Besuch niemals zugemutet, wenn ich geahnt hätte, von wem der Mann sich vertreten lässt.»
    «Das spielt keine Rolle für mich.» Friedrichs war sofort wieder kühl. «Und selbst wenn es eine Rolle spielte, bin ich in der Lage, zwischen Beruf und … allem anderen zu trennen.»
    Er nickte und sah auf den Schreibtisch. «Das weiß ich. Trotzdem habe ich mich entschieden, Sie von der Ermittlung abzuziehen.»
    Sie antwortete nicht.
    Er sah wieder auf.
    Friedrichs starrte ihn an. «Das ist nicht Ihr Ernst.»
    «Sie wissen, dass ich in solchen Angelegenheiten keine Scherze mache. Ich handle in Ihrem Interesse, Hannah, vor allem aber im Interesse unserer Ermittlung. Dieser Fall ist zu groß, als dass wir es uns leisten könnten, auch nur den Hauch eines Verdachts aufkommen zu lassen, dass irgendjemand von uns in irgendeiner Weise persönlich involviert sein könnte.»
    Sie starrte ihn weiter an.
    Mein Fehler war der größere, dachte er. Im Herbst. Und sie weiß das.
    Doch sie überraschte ihn.
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, und ihre Stimme war rau, als sie sprach.
    «Darf ich offen sein?», fragte sie.
    Albrecht biss die Zähne zusammen, bevor er nickte.
    Friedrichs kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass schon die Frage eine Beleidigung war.
    Seine Mitarbeiter hatten offen zu sein. Immer.
    «Gilt das auch für Sie und die Sieverstedts?»
    ***
    Ja.
    Das war alles, was er gesagt hatte.
    Und damit war das Gespräch beendet gewesen, ohne dass sich am Ergebnis etwas geändert hatte.
    Als ich mich hinter meinen Schreibtisch setzte, lagen die Aufgaben für den heutigen Tag in der Ablage.
    Routineaufgaben.
    Ein Verkehrsunfall mit Todesfolge an der Horner Rennbahn, der Beschuldigte lag im Eppendorfer Klinikum. Der Selbstmord einer jungen Frau in Duvenstedt. Ein Einbruch mit Körperverletzung am Niendorfer Gehege, der schon auf den ersten Blick die Handschrift der Antonioni-Brüder trug – ebenso wie ich auf den ersten Blick sagen konnte, dass wir den Jungs wie üblich nichts würden nachweisen können.
    In jedem einzelnen Fall gab es ein bestimmtes Detail, das die Ermittlung für das PK relevant machen konnte – sonst wären die Vorgänge gar nicht erst bei uns gelandet. Und überall stand jetzt schon fest, dass wir die Angelegenheit am Ende zu den Akten legen würden.
    Business as usual.
    In genau dem Moment, in dem endlich Bewegung in den Fall kam, hatte Albrecht mich tatsächlich vollständig von den Sieverstedt-Ermittlungen abgezogen.
    Ich ließ den Blätterstapel sinken.
    Ich hatte mit Ärger gerechnet. Im Nachhinein war es absoluter Wahnsinn gewesen, was ich in den Schwarzen Bergen getan hatte. Niemals hätte ich mich auf Marius’ Vorschlag einlassen dürfen, ihn vor laufender Kamera zu

Weitere Kostenlose Bücher