Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
Vom Netzwerk:
Fernseher in der Teeküche.
    Kanal Sieben war eingeschaltet, Marius’ vertrauter Haussender. Albrecht kannte den Reporter: Kevin Blankenburg, der auch im Volkspark vor Ort gewesen war.
    «Zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden wird die Hansestadt Hamburg von Unruhen erschüttert.» Blankenburg duckte sich zur Seite, als ein Gegenstand knapp seine Schulter verfehlte. «Wobei die Situation hier am Ehestorfer Heuweg eine ganz andere ist als in der vergangenen Nacht im Volkspark, wo wir es mit Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Gruppen zu tun hatten. Vielmehr haben sich hier vor dem Anwesen des Moderators Marius Scharen von Unterstützern versammelt, die ihrem Protest über das Vorgehen der Sicherheitsbehörden gegenüber der beliebten Fernsehpersönlichkeit Ausdruck geben wollen.»
    Blankenburg trat zur Seite, nein, er floh .
    Ein Pulk junger Leute kam ins Bild, die Transparente schwenkten: Für Marius. Gegen Polizeigewalt . Haarlänge und Garderobe unterschieden sich gegenüber den Schlägertrupps im Volkspark. Doch offenbar nicht der Grad der Empörung.
    Albrecht brauchte einen Moment, um zwischen den aufgerichteten Stachelfrisuren der Demonstranten diejenige auszumachen, die zu seinem Mitarbeiter gehörte.
    Lehmann gab sich augenscheinlich Mühe, mit den jungen Leuten zu diskutieren, doch noch während Albrecht hinsah, wurde er von mehreren Seiten angerempelt.
    «Er sollte die Leute beobachten!», knurrte der Hauptkommissar. «Wie ist er da mitten rein gekommen?»
    Matthiesen saß auf einem Stuhl am Fenster, auf den Knien eine Kaffeetasse und das unvermeidliche Franzbrötchen. «Das sind nicht die eigentlichen Marius-Fans», erklärte er. «Die sind friedlicher. Aber ein paar von den Gesichtern von denen da kennen wir trotzdem, wenn Sie genau hinsehen: Die sind auf jeder Demo, ganz egal, wogegen. Dachten wohl, dass Nils aufs Anwesen wollte.» Ein Nicken zum Fernseher. «Aber Marius’ Wachmänner lassen sowieso niemanden passieren.»
    Albrecht erkannte das Metallgitter einer Einfahrt. Links und rechts davon Buschwerk, aber die Umfriedung schien sich fortzusetzen.
    Im selben Moment wechselte die Kameraperspektive. Offenbar war die Szene zusammengeschnitten worden. Im Laufschritt näherten sich uniformierte Polizisten, was Lehmann Luft gab, sich von den Chaoten zu befreien. Er stolperte zurück, versuchte das Gleichgewicht zu halten …
    Mit diesem Bild fror die Kamera ein.
    «Der sieht ja zum Fürchten aus», murmelte Matthiesen.
    Albrecht biss die Zähne zusammen.
    Nils Lehmann, mit verzerrtem Gesicht, den bandagierten Arm rudernd erhoben. Als wenn er der Bagage mit Schlägen drohte.
    Eine Aufnahme, die den Weg in die Zeitungen finden würde. Mit tödlicher Sicherheit.
    Dann war wieder Kevin Blankenburg zu sehen.
    «Wie wir sehen, liegen die Nerven auf beiden Seiten blank», kommentierte der Reporter. Anders als wenige Sekunden zuvor trug er keine Jacke mehr. Albrecht konnte lediglich vermuten, dass dieser Teil der Berichterstattung nunmehr live gesendet wurde.
    «Ich habe nun die Gelegenheit, mit einem Vertreter des Moderators zu sprechen. Herr Dr. Merz, was sagt Marius selbst zu diesen Vorgängen?»
    Albrecht starrte auf den Bildschirm.
    Da stand er, auf dem sonnenverwöhnten Gesicht die Ahnung eines Bartschattens, doch Hemd und Maßanzug saßen perfekt, der Windsorknoten auf den Millimeter an Ort und Stelle. Der Inbegriff von Seriosität, wobei eine scheinbar beiläufig in die dichte dunkle Mähne geschobene Sonnenbrille einen Hauch des Unkonventionellen ergänzte.
    Der Mann war Profi und fing nicht auf der Stelle an zu sprechen, sondern nutzte die Gelegenheit, das Bild auf die Fernsehzuschauer wirken zu lassen: der souveräne Anwalt, bedächtig und über den Dingen stehend, während hinter ihm die Demonstranten krakeelten und sich Rangeleien mit den Sicherheitskräften lieferten.
    «Marius ist in Sorge.» Jedes Wort wurde betont.
    Albrecht biss die Zähne zusammen. Allein schon mit dieser Stimme, diesem ruhigen, tiefen Timbre, wäre der Mann der Star in jeder Telefonhotline gewesen, für alleinstehende Damen – oder vielleicht auch Herren – mit exquisitem Geschmack.
    «Natürlich ist auch er betroffen vom Vorgehen der Polizei», erklärte Merz. «Allerdings zeigt er ganz ausdrücklich volles Verständnis, dass die Behörden in dieser Ermittlung unter besonderem Druck stehen. Er ist dankbar für die Unterstützung, die ihm von so vielen Menschen zuteilwird, ruft jedoch alle seine Freunde auf,

Weitere Kostenlose Bücher