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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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einen Kapitalverbrecher in unseren Reihen, wenn ich recht verstanden habe. Und Sie sind allein gekommen?«
    Die Stimme war ernst, fest, rau. Falls er simulierte, war er äußerst begabt.
    » Es ist zunächst nur ein Verdacht. Eine Überwachungskamera hat seinen Wagen etwa zwanzig Kilometer von Aubagne ntfernt an der Zahlstelle der A52 registriert. Auf der A50 dann keine Spur mehr von dem Fahrzeug. Er hat also zwangsläufig irgendwo dazwischen angehalten.«
    » Haben Sie dieses Fahrzeug wiedergefunden?«
    » Noch nicht, aber wir suchen es.«
    Colonel Chastel bewegte die Maus seines Computers und gab dann wohl das Passwort ein.
    » Es ist Ihnen doch sicher nicht unbekannt, dass unser Korps keine Vergewaltiger oder sonstigen Schwerverbrecher rekrutiert.«
    » Wir gehen davon aus, dass er sich seine Identität widerrechtlich angeeignet hat.«
    » Das ist wenig wahrscheinlich. Nennen Sie mir seinen Namen.«
    Sharko sah ihn durchdringend an. Innerhalb eines Sekundenbruchteils musste er dieses winzige Leuchten wahrnehmen, das alles auf den Kopf stellen könnte. Er zog an den Gummibändern seiner Mappe, öffnete sie, nahm ein Foto in DIN -A4-Format heraus und legte es mit der bedruckten Seite auf die Schreibtischplatte.
    » Alles ist darauf.«
    Der Oberst zog das Foto zu sich heran und drehte es um.
    Der Abzug zeigte Mohamed Abane zu Lebzeiten. Sein Porträt in Großaufnahme.
    Bertrand Chastel hätte reagieren müssen. Nichts, nicht die geringste Gefühlsregung auf seinem verschlossenen Gesicht.
    Sharko biss die Zähne zusammen. Das war unmöglich. Der Kommissar fühlte sich destabilisiert, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen und den roten Faden nicht zu verlieren.
    » Wie am unteren Rand des Fotos vermerkt, muss er sich hier als Akime Abane ausgegeben haben.«
    Der Oberst schob das Papier zurück.
    » Tut mir leid, den habe ich nie gesehen.«
    Weder seine Stimme noch seine Lippen oder seine Finger zitterten. Mit einem Stirnrunzeln nahm Sharko den Abzug wieder an sich.
    » Ich gehe davon aus, dass Sie nicht alle neuen Köpfe, die in Ihre Reihen aufgenommen werden, kennen können. Übrigens bin ich mir ziemlich sicher, dass Sie gerade seinen Namen eintippen wollten, bevor ich Ihnen das Foto gezeigt habe.«
    Schweigen. Etwas zu lang nach Sharkos Ermessen. Trotzdem verlor Chastel nichts von seinem sicheren und gewandten Auftreten, von seiner Selbstkontrolle. Ein knallharter Typ.
    » Nichts geschieht hier ohne mein Wissen. Aber wenn Sie das beruhigen kann…«
    Er gab die Daten in den Computer ein und drehte den Bildschirm zu Sharko.
    » Nichts.«
    » Ich hätte Ihnen auch so geglaubt.«
    Mit einer energischen Handbewegung drehte Chastel den Monitor zurück.
    » Ich bin sehr beschäftigt. Leutnant Brachet wird Sie zum Ausgang zurückbegleiten. Viel Glück bei der Suche nach Ihrem Flüchtigen.«
    Sharko zögerte. Mit dieser Ungewissheit konnte er nicht gehen. In dem Moment, als Chastel zum Telefon greifen wollte, beugte sich Sharko zu ihm vor, drückte die Hand des Oberst nach unten und zwang ihn, den Hörer zurück auf die Gabel zu legen. Er wusste, dass er die Grenzen überschritt und dass alles ins Wanken geraten konnte.
    » Keine Ahnung, woher Sie wussten, dass ich hier aufkreuzen würde, aber ich lasse mich von Ihnen nicht für dumm verkaufen.«
    » Nehmen Sie sofort Ihre Hand weg.«
    Sharko näherte sein Gesicht dem des Legionärs. Er setzte alles auf eine Karte.
    » Das Syndrom E… ich weiß Bescheid. Warum, glauben Sie, bin ich hier?«
    Diesmal konnte Chastel seine Verwirrung nicht ganz verbergen: ausweichender Blick, leichtes Zucken in den Wangen. Eine Schweißperle bildete sich auf seiner Stirn, trotz der Klimaanlage. Er ließ seine Hand auf dem Hörer.
    » Ich verstehe nicht, was Sie da erzählen.«
    » O doch, Sie verstehen sehr wohl! Was ich aber immer noch nicht verstehe, ist, wie Sie beim Anblick von Abanes Foto so ruhig haben bleiben können. Selbst jemand wie Sie vermag sich nicht derart zu kontrollieren. Woher wussten Sie das? Wie…«
    Sharko zog die Stirn in Falten.
    » Abhörgeräte…«
    Die Hände an die Schläfen gepresst, richtete er sich wieder auf.
    » Sie waren bei mir, verdammt noch mal, und haben Wanzen in meiner Wohnung installiert.«
    Chastel erhob sich, die Fäuste auf seinen Schreibtisch gestützt wie ein Gorilla.
    » Eines kann ich Ihnen jetzt schon garantieren– Sie werden bereuen, hierhergekommen zu sein. Machen Sie sich auf ein abruptes Ende Ihrer Karriere gefasst.«
    Sharko

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