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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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war er Mitglied der berühmtesten Kampftruppen. Ich fasse zusammen: Oberbefehlshaber des zweiten Fallschirmjäger-Fremdenregiments im Libanon, dann in Afghanistan. Anschließend Richtungswechsel: Er wird Chefausbilder in der guayanischen Hölle, entwickelt neue Trainingsprogramme und bildet die Elite der Elite aus. Allem Anschein nach genießt er es, ein derart drastisches Leben zu führen. Mit ihm gehen die Jungs sozusagen barfuß durch die Hölle, und die meisten unter ihnen gehen mit einem auf Kampf programmierten Hirn daraus hervor, wenn du verstehst, was ich meine. Rückkehr nach Frankreich, wo er drei Jahre beim Auslandsnachrichtendienst arbeitet, bevor er zur Legion zurückkehrt und das Kommando des ersten und vierten Fremdenregiments und der Rekrutierungseinheit übernimmt.«
    Ein Stichwort ließ Sharko aufhören. Auslandsnachrichtendienst.
    » Ein Abstecher beim Nachrichtendienst mitten in einer Legionärskarriere? Was hat er dort gemacht?«
    » Glaubst du etwa, das ist schwarz auf weiß vermerkt? Das Ganze ist natürlich topsecret. Er verkehrt in der feinen Gesellschaft. Wir befinden uns in den oberen Sphären, Shark, und dort gibt es viele Büchsen der Pandora– und du weißt ja, was passiert, wenn man die öffnet. Ich habe keine Ahnung, was du suchst, aber ich kann dir versichern, dass dieser Typ unangreifbar ist.«
    » Das ist meine Sache. Hält er sich zurzeit in Aubagne auf?«
    » Ich habe mich informiert, ja, er ist dort. Ein Scheinanruf, und die Angelegenheit war erledigt.«
    » Genial. Danke, mein Lieber.«
    » Übrigens habe ich dich niemals angerufen und will auch gar nicht wissen, was du ausheckst. Aber pass trotzdem auf.«
    Sharko beendete das Gespräch. Er warf einen rachsüchtigen Blick nach rechts. Eugénie war verschwunden – endlich.
    Er stellte das Autoradio, das ihm auf die Nerven ging, leise. Auf die flache Landschaft folgten jetzt Täler, Hügel, Flüsse. Valence, Montélimar, Avignon. Das Vorgebirge der Provence. Die Temperaturen stiegen, die Sonne brannte durch die Windschutzscheibe. Sharko hatte eine trockene Kehle, allerdings nicht wegen Wassermangels, sondern wegen Henebelle… Eugénie hatte recht. Die zierliche Blondine hatte sein steinernes Herz aufgewühlt. Etwas brodelte in seiner Brust, seinem Bauch, seinem Magen. Alles schien zu kochen, und das tat weh. Weh, weil niemand anderes als Suzanne darin hätte sein dürfen. Weil er fünfzehn Jahre älter war als Lucie und an ihrem Beispiel all die Fehler sah, die ihn und seine Familie zerstört hatten. Die Besessenheit, die ständige Abwesenheit und diese Lust, das Übel zu jagen, das wahre Übel, bis er, erschöpft und kaputt, nicht mehr weiterkonnte. Es gab keinen Ausweg aus diesem Beruf. Weder Finalität noch Befriedigung.
    Der reine Selbstmord, dessen war er sich bewusst.
    Sei’s drum, er war seit Langem tot. So oft schon gestorben.
    Er verließ die Autoroute du Soleil, fuhr fünfzig Kilometer auf der A52 und nahm die Ausfahrt » Aubagne«. Er erhaschte einen kurzen Blick auf die Gebäude des Rekrutierungszentrums der Fremdenlegion am Rand der A501. Lange weiße Blöcke mit perfekten Linien von militärischer Strenge. Wenige Minuten später bog er auf die Landstraße D2 ein und schließlich auf einen Weg, der zu einer Baracke führte, bewacht von einem Gefreiten. Weißes Käppi, rote Epauletten, perfekte Uniform.
    » Ich bin Hauptkommissar Sharko vom Office central pour la répression des violences aux personnes. Ich möchte Colonel Bertrand Chastel sprechen.«
    Der lange Name seiner Dienststelle machte immer Eindruck. Sharko erklärte kurz, er jage einen Wiederholungstäter, der unter falscher Identität der Fremdenlegion beigetreten sein solle. Um dem Ganzen noch mehr Gewicht zu verleihen, fügte er hinzu, der Gesuchte stehe unter dem Verdacht von Vergewaltigung und Folter. Der Soldat bat ihn, sich zu gedulden, und verschwand in seinem Häuschen. Als er wieder heraustrat und zum Parkplatz hindeutete, wusste Sharko, dass die erste Hürde genommen war.
    » Sie können Ihren Wagen auf dem Besucherparkplatz abstellen. Der Colonel wird Sie empfangen. Ein Unteroffizier führt Sie hin. Ich muss Ihnen allerdings Ihre Dienstwaffe abnehmen.«
    Der Hauptkommissar reichte sie ihm wortlos.
    Die Aktenmappe unter den Arm geklemmt, folgte Sharko schweigend dem Unteroffizier. Auf den makellosen Mauern prangte in goldenen Lettern das berühmte Legio patria nostra. Kolonnen von Männern aller Nationalitäten– Polen, Kolumbianer, Russen–

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