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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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die Szenen mit der nackten Schauspielerin auf einem anderen Film gedreht. Dann hat er die Bilder des Films A, die ihn interessierten, herausgeschnitten und sie mit Hilfe von Schere und Klebeband in den Film B eingefügt. Anschließend wird eine Kopie gezogen, und man erhält das, was Sie jetzt vor Augen haben. Viele bekannte Regisseure haben sich dieser Technik bedient, um die Wirkung ihrer Szenen zu verstärken. Hitchcock, zum Beispiel, in Psycho, Fincher in Fight Club und auch viele Horrorfilmregisseure. Aber das war viel später. Zu jener Zeit konnte absolut niemand solche Bilder in dem Film vermuten.«
    » Und die anderen Subliminals? Wie sind die?«
    » Es handelt sich um lüsterne, schlüpfrige Bilder rein pornografischer Art. Es gibt auch abstoßende Bettszenen mit maskierten Männern. Zum Schluss geht es um Mord.«
    » Um Mord?«
    Lucie spürte, wie sich ihre Muskeln anspannten. Sie hatte schon von Snuff Movies gehört. Morde, die aufgenommen wurden und dann als DVD s im Untergrund zirkulierten. War dieser Film hier vielleicht auch schon eines? Ein Snuff Movie, das mehr als ein halbes Jahrhundert alt war?
    Poignet drehte langsam die Kurbel. Der Timecode-Anzeiger lief weiter. Bei jedem versteckten Bild hielt er an. Gewisse Nacktszenen waren äußerst gewagt und unappetitlich, ja, geradezu pervers. Mit Sicherheit wäre das zu einer Zeit, als sich eine Frau kaum im Badeanzug zeigen konnte, ein Skandal gewesen.
    » Die blutrünstigen Bilder kommen eher zum Schluss. Die Szene mit dem Kind und dem Stier ist voll davon. Entschuldigen Sie, mit der Kurbel dauert es ein bisschen, aber mein elektrisches Spulgerät ist kaputt. Der Film ist immerhin dreizehn Minuten lang, das heißt, einige hundert Meter. Sagen Sie, waren Sie eigentlich mit Ludovic zusammen? Frauen wie Sie sind ganz sein Genre.«
    » Wie ich? Wie meinen Sie das?«
    » Stil Judy Foster.«
    Lucie lachte herzlich.
    » Ich nehme an, das soll ein Kompliment sein?«
    » Es ist eines.«
    » Und die Szene mit dem Stier, der genau vor dem Mädchen stehen bleibt. Ist das eine Trickaufnahme?«
    Lucie verschränkte die Arme. So merkwürdig es auch scheinen mochte, nur wenige Filme hatten sie derart beeindruckt wie dieser. Sie wäre in der Lage gewesen, jede Szene detailgetreu wiederzugeben, so als hätten sich alle in ihr Gehirn eingebrannt.
    » Wahrscheinlich. Aber irgendwann wird das Tier wirklich abgestochen. Was das Mädchen angeht… Ich muss mir die Bilder noch einmal genau ansehen. Vielleicht hat er zunächst nur den Stier aufgenommen, das Rohmaterial dann zurückgespult, ohne es zu entwickeln, dann das Mädchen allein gefilmt und dabei mit dem Überlagerungseffekt gespielt. Aber das scheint mir sehr kompliziert. Natürlich muss man zugeben, dass der Film für die damalige Zeit unglaublich gut gemacht ist, ganz ohne Computer und mit einfachem Material.«
    » Und die erweiterten Pupillen der Kleinen, haben Sie die bemerkt. Vielleicht Drogen?«
    » Schauspieler brauchen keine Drogen. Man kann alles mit Spezialeffekten machen. So etwas gab es auch in den Fünfzigerjahren schon.«
    Er drehte langsam an seiner Kurbel. Lucie sah jetzt die einzelnen Bilder auf der Mattscheibe, die sich entsprechend der Abspulgeschwindigkeit bewegten. Dann kam die eingezäunte Weide. Der Filmrestaurator kurbelte noch langsamer und hielt schließlich auf einem » Schock-Bild« an. Im Gras lag anmutig die nackte Schauspielerin ausgestreckt, die Haare ausgebreitet wie die Schlangen am Haupt der Medusa. Eine runde schwarze Wunde zerfetzte ihren Leib ähnlich einem Krater. Lucie schlug die Hand vor den Mund.
    » Verdammt!«
    » Sie sagen es!«
    Poignet rückte zur Seite, hob den Filmstreifen hoch und hielt ihn gegen das Licht der Neonröhre.
    » Sehen Sie sich das an… unglaublich gut gemacht, ebenso wie bei den Pornoaufnahmen ist das Subliminal in den gleichen Tönen gehalten wie die anderen Bilder. Dieselben vorherrschenden Farben, dieselben Kontraste, dasselbe Licht. Die Weide ist anders, aber das fällt kaum auf. Wenn der Film auf normaler Geschwindigkeit läuft, gibt es keinen Farbunterschied, und man merkt rein gar nichts. Das Gehirn hingegen registriert alles.«
    Lucie näherte sich dem Filmstreifen. Und diese Bilder hatte ihr Auge aufgenommen, ohne es zu bemerken. Nach einigen Metern entdeckte sie wieder die tote Frau. Während Poignet den Film durch die Finger gleiten ließ, tauchte das Bild immer öfter auf.
    » Jedes Mal, wenn man die Schauspielerin in dieser Haltung sieht–

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