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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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diesem Moment zu Hause gewesen wäre?
    » Am Ende haben sie gesiegt und den Film an sich genommen, und das wollten sie auch deutlich zeigen. Sie haben ihr Territorium markiert. Jetzt, wo sie haben, was sie wollten, werden sie wohl erneut in der Versenkung verschwinden.«
    Sie beobachtete die Kriminaltechniker, die mit Pulver und Pinsel hantierten.
    » Hat man Spuren, Fingerabdrücke gefunden?«
    » Die vom Opfer, natürlich. Nichts Entscheidendes bis dato. Was die Nachbarschaft betrifft, sind unsere Chancen gering. Es ist eine Einkaufsstraße mit wenigen Bewohnern. Tagsüber belebt, nachts menschenleer.«
    » Und der Todeszeitpunkt?«
    » Nach ersten Einschätzungen zwischen Mitternacht und drei Uhr morgens. Das Schloss ist kaum beschädigt. Das Opfer hat allem Anschein nach noch nicht geschlafen, da das Bett unberührt ist.«
    Im Wohnzimmer war alles in Ordnung, keine Anzeichen von einem Kampf. Lucie sah vor ihrem geistigen Auge, wie sich zwei kräftige Kerle an diesem alten, wehrlosen Mann vergriffen. Sie hätten sehr gut den Film an sich nehmen und verschwinden können. Aber sie wollten alles » säubern«, keine Spur zurücklassen, keinen Zeugen. Und sich noch ein kleines Extra gönnen mit ihrer Inszenierung, die perfekt in einen Film von David Fincher gepasst hätte. Kaltblütig zu töten ist nicht einfach. Man muss alle Tabus überwinden. Sie aber hatten einen Mann getötet, ihm den Bauch aufgeschlitzt und die Augen aus den Höhlen geschält. Und dann hatten sie auch noch in seinem Fundus an Western gewühlt, um eine solche Wirkung zu erzielen. Welche Form von Wahnsinn verbarg sich hinter diesem Verbrechen? Was hatte die Täter angetrieben, so weit zu gehen?
    Lucie lief in den ersten Stock hinauf. Die Rahmen im Treppenhaus hingen unverändert an ihrem Platz. Die Polizistin mied den Blick dieser Frau. Marilyn…
    Kollegen durchsuchten die Räume. Lucie warf einen Blick in das Entwicklungslabor. In einem Regal waren alte Kameras, Spulen, Entwickler aufgereiht. Gefolgt von ihrem Vorgesetzten, betrat sie das Restaurierungslabor. Der Stuhl vor dem Bildbetrachter war umgekippt.
    » Drei Uhr morgens, haben Sie gesagt? Was hatte Poignet entdeckt, dass er noch so spät gearbeitet hat?«
    Sie stellte sich vor den Schneidetisch, gab dabei aber acht, nicht über die Polizeimarkierung aus gelb-schwarzem Absperrband zu treten. Ein Techniker hatte nummerierte Zettel vor diverse Objekte gelegt, die er dann fotografierte.
    » Der Time-Code steht auf null. Sie haben den Film also zurückgespult, um ihn mitnehmen zu können. Poignet war wohl gerade dabei, ihn zu untersuchen.«
    Lucie drehte sich um. Ausgerissene Kabel, eingedrückter Scanner am hinteren Ende des Labors.
    » O Mist!«
    » Was ist?«
    » Poignet sollte mir den Film digitalisieren. Aber der Laptop ist verschwunden.«
    Sie schnalzte mit den Fingern.
    » Vielleicht hatte er ja noch Zeit, mir die Datei oder eine Webadresse zu mailen, damit ich ihn herunterladen kann. Ich muss meinen E-Mail-Account überprüfen. Kommen Sie mit Ihrem Handy ins Internet?«
    » Ich habe ein iPhone, letzter Schrei.«
    Er hielt ihr das Gerät hin. Lucie betete im Stillen, dass Poignet ihr den Film geschickt hatte. Sie wollte diese Reise mit der verstümmelten Frau, mit dem Mädchen auf der Schaukel verlängern, wollte über das, was die Bilder gezeigt hatten, hinausgehen. Sich in den Geist des Filmemachers hineinversetzen, seinen künstlerischen und vielleicht realen Wahnsinn begreifen. Sie ließ sich mit ihren Mails verbinden. Ein paar Nachrichten von Meetic, sonst nichts. Ein Gefühl endloser Ohnmacht überkam sie.
    » Nichts…«
    Sie seufzte und fuhr mit tonloser Stimme fort:
    » Wir müssen uns mit den Belgiern in Verbindung setzen. Müssen den Sohn verhören, Phantombilder erstellen lassen, das Haus von Szpilman auf den Kopf stellen und herausfinden, woher er diesen Film hat. Den Anfang der Geschichte finden. Mehr über diesen verdammten Streifen erfahren.«
    » Wir kümmern uns darum.«
    Ihr Blick fiel auf den Bildbetrachter, auf die leeren Teller, den kleinen Korb mit den Visitenkarten, den die Männer von der Spurensicherung gleich mitnehmen würden.
    » Es sei denn…«
    Sie drehte sich zum Telefon um.
    » Ich weiß, was Sie denken«, sagte Kashmareck. » Wir haben die Liste der ein- und ausgegangenen Anrufe bereits gecheckt. Wir gehen der Sache nach und kontaktieren diese Personen. Aber alles zu seiner Zeit.«
    » Sehr gut. Unter ihnen ist auch ein Filmhistoriker. Uns bleibt eine

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