Öffne die Augen: Thriller (German Edition)
Chance, wenn er die Schauspielerin, der das Auge durchschnitten wurde, identifizieren konnte. Und auch«– sie zog eine Visitenkarte hervor und hielt sie ihrem Vorgesetzten hin– »dieser Typ, ein gewisser Beckers. Er ist Neurowissenschaftler, spezialisiert auf die Wirkung von Bildern auf das Gehirn. Den wollte Poignet kontaktieren.«
Kashmareck steckte die Karte ein.
» Wir kümmern uns darum.«
» Dieser verfluchte Film setzt all jene außer Gefecht, die sich ihm nähern. Wlad Szpilman, Ludovic Sénéchal und jetzt Claude Poignet. Wir müssen diesen Streifen finden.«
» Und Ihr Urlaub?«
» Beendet. Ich ziehe mich schnell zu Hause um und fahre ins Krankenhaus, um Ludovic Sénéchal mitzuteilen, dass sein Freund tot ist. Danach komme ich zu Ihnen ins Kommissariat. Ich will diese Schweine finden, die das gemacht haben.«
Kapitel 17
Als sich die vordere Tür des Airbus A320 auf dem internationalen Flughafen von Kairo öffnete, hatte Sharko das Gefühl, eine Feuerwelle schlüge ihm ins Gesicht. Die Luft war stickig, voller Rauch und Kerosindämpfen und reizte die Kehle. Der Steward hatte eine Außentemperatur von 36° Celsius angekündigt, was unter den Passagieren, überwiegend Touristen, lautstarke Reaktionen ausgelöst hatte. In dem Moment, da der Hauptkommissar den Fuß auf ägyptischen Boden setzte, wusste er schon, dass er dieses Land verabscheute.
Wie vereinbart, erwartete Mickaël Lebrun ihn unten vor der Gangway. Ein imposanter Mann mit hellbeiger Hose, Safarihemd und kantigem Gesicht, der aufmerksam den bunten Strom der Passagiere musterte. Mit seinem kurzen braunen Haar und dem sonnengebräunten Teint hätte man ihn ohne Weiteres für einen furchterregenden Zollbeamten halten können. Die beiden Männer tauschten einen kräftigen Händedruck aus– Sharko den Daumen oben–, dann trat Lebrun etwas zurück.
» Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise. Darf ich Ihnen Nahed Sayyed vorstellen, eine Dolmetscherin der Botschaft. Sie wird Sie in der Stadt begleiten und bei Ihren Gesprächen mit der Polizei übersetzen.«
Sharko begrüßte sie. Ihre Hände waren schmal und zart, die Nägel kurz geschnitten. Ihr langes, wallendes schwarzes Haar umrahmte ein Gesicht mit betörenden Augen. Sie dürfte gerade mal dreißig Jahre alt sein und entsprach in keinerlei Hinsicht dem Bild, das Sharko sich von ägyptischen Frauen gemacht hatte: verschleiert, unterwürfig und im Schatten ihres Ehemanns lebend.
In den endlosen klimatisierten Korridoren besprachen die beiden Männer zunächst vor allem Praktisches. Lebrun empfahl ihm, sich am Automaten des Flughafens mit ägyptischen Pfund einzudecken, da es in der Stadt schwierig sei, kleine Banknoten zu bekommen, Tourismus verpflichtet. Nach einigen Formalitäten– wie der Befragung durch einen Zollbeamten über eine Modellbahnlokomotive und ein Glas Cocktailsauce im Gepäck– konnte der Kommissar endlich seine Reisetasche in Empfang nehmen. Im Laufe der Unterhaltung verstand er besser, welche Rolle Mickaël Lebrun in diesem Land spielte. Er war die rechte Hand des französischen Botschafters für Sicherheitsfragen in Ägypten und diente außerdem als technischer Berater des Polizeichefs von Kairo, eines Drei-Sterne-Generals. Aufgrund seiner Fachausbildung war er vor allem mit dem internationalen Terrorismus befasst. Diskret ging Nahed ein Stück hinter den Männern und hörte ihnen zu.
Die Explosion der Geräusche, die Hektik der Menschenmenge und die Hitze brachten den französischen Polizisten fast ins Wanken. Er hoffte, Eugénie möge in ihrem Eckchen bleiben, irgendwo ganz tief in seinem Kopf. Aufgrund der Umstände und seines mangelnden Interesses für die ägyptische Architektur aber schien es offenkundig, dass es nicht lange dauern würde, bis sie auftauchte und ihn wieder bedrängte.
Sie bestiegen einen Mercedes Phantom, das größte Modell des Landes. Obwohl Hauptkommissar Sharko ihr eindringlich den vorderen Platz anbot, zog Nahed es vor, hinten einzusteigen. Das leistungsstarke Auto verließ Heliopolis und raste über die Salah-Salem-Road, die sie in die Eingeweide Kairos katapultieren würde. Vor ihnen flimmerte die schwarze Masse der Stadt unter einem kupferfarbenen Himmel.
Lebrun reichte Sharko eine Flasche Wasser, die er gierig leerte.
» Ihr Vorgesetzter Martin Leclerc besteht darauf, dass Sie keine Zeit verlieren, denn Ihre Rückkehr ist bereits für morgen Abend geplant. Er hat vorgeschlagen, dass Sie sich gleich heute ins Kommissariat
Weitere Kostenlose Bücher