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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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begeben. Ich persönlich hätte lieber gewartet, damit Sie sich ausruhen und auch etwas von der Stadt sehen können…«
    » Ausruhen ist für Martin Leclerc ein Fremdwort. Wie wollen wir vorgehen?«
    » Ich bringe Sie in Ihr Hotel an der Mohamed-Farid-Street, nicht sehr weit vom Kommissariat entfernt. Nahed wartet dann in der Hotelhalle auf Sie. Sie wird Sie, Ihren Wünschen entsprechend, überallhin begleiten. Nehmen Sie sich Zeit zum Frischmachen. Anschließend– ich denke, es wird gegen sechzehn Uhr sein– können Sie dann zum Polizeirevier gehen, wo Hauptkommissar Hassan Noureddine, der Leiter der Abteilung, Sie erwartet.«
    » Bekomme ich dort Zugang zu allen Informationen?«
    Mickaël Lebrun presste die Lippen zusammen. Der Verkehr ringsumher wurde immer dichter. Busse und überfüllte Taxis überholten mit ohrenbetäubendem Gehupe rechts und links.
    » Wir befinden uns derzeit in einer etwas heiklen Situation wegen der Schweineschlachtungen. Durch die Ausbreitung der Schweinegrippe haben zahlreiche Abgeordnete der Volksversammlung die Gelegenheit ergriffen, alle Tiere töten zu lassen. Seit Ende April ist die Zahl der Zusammenstöße zwischen Züchtern und Ordnungskräften stark gestiegen. Sie kommen in keinem günstigen Moment, und mein Verhältnis zum Hauptkommissar ist leider nicht das allerbeste. Er ist die oberste Autorität im Gouvernement Qasr al-Nil, wo er mit eiserner Hand regiert. Aber glauben Sie mir, Nahed wird Ihnen bestmöglich helfen, Noureddine kennt sie besonders gut.«
    Sharko warf einen Blick in den Rückspiegel. Nahed hielt sich zwischen den ledernen Kopfstützen aufrecht wie eine Sphinx. Als ihre Blicke sich kreuzten, wandte sie den Kopf ab und schaute zum Seitenfenster hinaus. Sharko meinte, in Sekundenschnelle zu verstehen, was Lebrun sagen wollte mit » kennt sie besonders gut«.
    Kairo enthüllte nun endlich sein glühendes Herz, diesen pulsierenden Muskel, den Suzanne so gerne berührt hätte. Traurig ließ Sharko den Blick über die kunstvoll verzierten Minarette schweifen, von denen die Universitäten gesäumt wurden, über die goldenen Dächer der Moscheen, die trotz des Staubs, aufgewirbelt von quietschenden Reifen, leuchteten, über die Fußballplätze, die hinter riesigen Obstständen verschwanden. Hier herrschte ein ungestümes urbanes Chaos, neben dem sich Paris wie ein Dorf ausnahm. Zwanzig Millionen Einwohner, die sich auf engstem Raum drängten. Verkäufer von Autoersatzteilen stürmten durch die verstopften Straßen, überall querten Menschen die Fahrbahn, hier und da mit Unterstützung von Straßenschleusern. Gar kein dummer Beruf. Männer schoben Karren voll mit Ziegeln, Esel schleppten Berge von Stoffen an alten schwarzen Taxis vom Typ Nasr 1300 vorbei. Auf den Bürgersteigen liefen verschleierte Frauen und telefonierten, das Handy zwischen Wange und dem nicht mehr sehr weißen Hidschab geklemmt.
    » Wie Sie bemerken können, ist der Fußgänger König«, sagte Nahed und fand ihr Lächeln wieder. » Der Fußgänger im Auto natürlich. Ohne Hupe kann man in Kairo nicht Auto fahren. Und ohne gute Ohren ist es unmöglich, eine Straße zu überqueren.«
    Es war das erste Mal, dass Sharko Nahed sprechen hörte, eine hübsche Mischung aus Französisch mit orientalischem Akzent.
    » Und wie kann man in einer solchen Umgebung Tag für Tag leben?«
    » Oh! Kairo hat noch viele andere Gesichter. In seinen tiefsten Adern hören Sie das Herz der Stadt schlagen.«
    » Ebendort, wo man vor sechzehn Jahren die drei ermordeten Mädchen gefunden hat?«
    Sharko hatte schon immer die Gabe besessen, eine Unterhaltung zu torpedieren. Diplomatie war nicht seine Stärke. Er deutete mit dem Kinn zu Lebrun.
    » Können Sie mir etwas über diese Geschichte erzählen? Deshalb bin ich ja schließlich hier.«
    » Meine Amtszeit in Ägypten hat erst vor vier Jahren begonnen. Unsere Positionen erfordern, dass wir häufig umziehen. Und ich habe die Akte noch nicht gesehen, kann also nichts dazu sagen.«
    Sharko begriff sofort, dass Lebrun nicht in die Sache verwickelt werden wollte. Ein Diplomat…
    » Wird mich dieser Noureddine bei Bedarf an die Tatorte führen?«, fragte der französische Polizist.
    » Kommissar, Sie sollten eines wissen. Das Land macht Fortschritte, und die ägyptische Regierung hasst jeden Schritt zurück in die Vergangenheit. Was erhoffen Sie sich nach so langer Zeit?«
    » Würden Sie es an seiner Stelle tun?«
    Lebrun hupte ohne erkennbaren Grund. Der Bursche stand unter

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