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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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Lächerliche.
    » Solche am ganzen Körper verstümmelte junge Mädchen mit geöffneten Schädeln, das müsste sich einem doch einprägen.«
    Nahed begnügte sich damit, den Hauptkommissar mit großen Augen anzusehen. Der Ägypter begann langsam zu sprechen und machte regelmäßig Pausen, damit Nahed übersetzen konnte.
    » Ein paar Sachen fallen ihm wieder ein, er war bereits Leiter der Abteilung. Er sagt, sie sind im Abstand von einem oder zwei Tagen gestorben. Die Erste wohnte im Viertel Shubra, im Norden der Stadt. Eine in der Nähe der Tora-Zementwerke am Rand der Wüste. Und die Dritte in der Nähe von Ezbet el-Nakhl, dem Viertel der Müllsammler. Er sagt, die Polizei hat niemals eine Verbindung zwischen ihnen herstellen können. Sie kannten sich nicht und besuchten unterschiedliche Schulen.«
    Für Sharko besagten die Namen der Viertel gar nichts. Er zupfte an seinem Hemd, der Schweiß lief ihm den Rücken hinunter. Die frische Luft tat ihm gut, doch er krepierte halb vor Durst. Gastfreundschaft war ganz offensichtlich nicht die Stärke dieser Polizeibeamten.
    » Irgendwelche Verdächtige oder Zeugen?«
    Der Dicke schüttelte den Kopf und sprach weiter. Nahed zögerte kurz, bevor sie anfing zu übersetzen.
    » Nichts wirklich Präzises. Man weiß nur, dass die Mädchen am Abend auf dem Heimweg getötet und in der Nähe des Ortes ihrer Entführung gefunden wurden. Jedes Mal wenige Kilometer von ihrem Zuhause entfernt. Die Ufer des Nils, der Rand der Wüste, die Zuckerrohrfelder. Alle Details befinden sich in den Berichten.«
    Nicht schlecht für einen Typen mit schwachem Gedächtnis. Einsame Orte, an denen der Mörder in aller Ruhe hatte agieren können. Was den Modus Operandi betraf, gab es ebenso viele Gemeinsamkeiten wie Unterschiede hinsichtlich der Leichen von Notre-Dame-de-Gravenchon.
    » Könnten Sie mir einen detaillierten Stadtplan besorgen?«
    » Er sagt, wir würden gleich einen bekommen.«
    » Danke. Ich möchte diese Berichte heute Abend in meinem Hotel durchlesen, ist das möglich?«
    » Er sagt nein. Die Dokumente dürfen das Gebäude nicht verlassen. So ist das Gesetz. Sie können sich aber Notizen machen und die Akten, die Sie interessieren, an Ihr Büro faxen lassen– nach genauer Kontrolle, versteht sich.«
    Sharko ging noch einen Schritt weiter.
    » Ich würde morgen gerne die Orte des Verbrechens und der Entführungen sehen. Könnten Sie jemanden bereitstellen, der mich dorthin fährt?«
    Der Gefragte hob die massiven, mit Sternen bedeckten Schultern.
    » Er sagt, seine Männer sind sehr beschäftigt. Und er versteht nicht, warum Sie an Orte gehen wollen, die mit Sicherheit nicht mehr existieren. Kairo dehnt sich aus wie… wie ein Schimmelpilz.«
    » Ein Schimmelpilz?«
    » Ja, so drückt er sich aus… Er fragt, warum Sie, die Europäer, ihnen nicht vertrauen und die Arbeit noch einmal machen wollen.«
    Die Stimme des Ägypters klang lässig und gesetzt, aber voller unterschwelliger Nuancen. Nuancen der Überlegenheit, der Autorität. Hier war man in seinem Land, auf seinem Territorium.
    » Ich möchte einfach nur verstehen, wie diese armen Mädchen in die Fänge eines Mörders der schlimmsten Sorte geraten sind. Erspüren, wie sich die Bestie in dieser Stadt hat bewegen können. Alle Mörder hinterlassen Gerüche, selbst noch nach Jahren. Die des Lasters und der Perversion. Ich will sie wahrnehmen. Ich will mich dort umsehen, wo er gemordet hat.«
    Sharko fixierte Nahed mit seinen dunklen Augen. Die junge Ägypterin übersetzte sein Anliegen. Noureddine drückte seine noch längst nicht zu Ende gerauchte Zigarre mit einer energischen Geste aus und erhob sich.
    » Er sagt, er versteht nichts von Ihrem Beruf und von Ihren Methoden. Unsere Polizisten sind nicht da, um herumzuschnüffeln wie Hunde, sondern um zu agieren und das Ungeziefer auszumerzen. Er will nicht auf Dinge zurückkommen, die in der Vergangenheit begraben sind, und keine Wunden aufreißen, die Ägypten vergessen möchte. Unser Land hat schon genügend Probleme mit dem Terrorismus, den Extremisten und den Drogen.« Sie deutete mit dem Kinn auf die Akte. »Alles ist da drin, mehr kann er nicht tun. Diese Geschichte ist viel zu alt. Nebenan ist ein Büro. Er fordert Sie auf, sich dorthin zu begeben…«
    Sharko erhob sich, hielt dem Ägypter aber, bevor er ging, die Kopie des Telegramms an Interpol vor die Nase. Er wandte sich an Nahed, die auf Ägyptisch-Arabisch wiederholte.
    » Ein Kommissar namens Mahmud Abd el-Aal hatte

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