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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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Asiat?
    Der Kommissar trank gierig das Wasser, das Nahed ihm regelmäßig brachte, und tauchte immer tiefer in die Finsternis ab, während die Strahlen des Sonnengottes Ra seinen Rücken peinigten. Er war schweißgebadet. Draußen herrschte eine wahre Hölle aus Sand, Staub und Mücken, und so sehnte er sich bereits nach der klimatisierten Luft in seinem Hotelzimmer und dem Schutz unter seinem Moskitonetz.
    Leider war der Rest des Papierkrams unergiebig. Es hatte keine ernsthaften Ermittlungen gegeben. Ein paar vereinzelte Blätter, handgeschrieben und mit dem Stempel des Staatsanwalts versehen: die Aussagen von Eltern und Nachbarn. Zwei Mädchen hatten sich auf dem Heimweg von der Arbeit befunden, das dritte kam aus einem Viertel, wo es regelmäßig Ziegenmilch gegen Stoffe tauschte. Es existierte auch eine Liste der beschlagnahmten Gegenstände, völlig unbrauchbar. In diesem Land schien man Mordfälle so abzuwickeln wie in Frankreich einen Autoradiodiebstahl.
    Und genau das war das Problem.
    Sharko wandte sich an Nahed.
    » Sagen Sie, sind Sie irgendwo in den Berichten auf den Namen Mahmud Abd el-Aal gestoßen? Auf Notizen, die von ihm unterzeichnet sind?«
    Nahed überflog die Seiten und schüttelte den Kopf.
    » Nein, aber wundern Sie sich nicht über die schlecht geführten Akten. Hier zieht man das Handeln dem Papier vor, die Repression der Reflexion. Und überall regiert die Korruption. Das können Sie sich gar nicht vorstellen.«
    Sharko zog die Fotokopie des Telegramms an Interpol hervor.
    » Sehen Sie, Interpol hat dieses Telegramm etwa drei Monate nach dem Fund der Leichen erhalten. Nur ein hartnäckiger und engagierter Inspektor hat es schicken können. Ein integrer Polizist, der dieser Sache auf den Grund gehen wollte.«
    Sharko hob die Blätter hoch und ließ sie vor sich auf die Tischplatte fallen.
    » Und man will mir jetzt weismachen, dass es nur das hier gibt? Nichts als Formalien? Keine persönlichen Notizen? Nicht einmal eine Kopie von diesem Telegramm? Wo ist der Rest geblieben? Die Ermittlungen in den Apotheken und Krankenhäusern, was das Ketamin angeht, zum Beispiel?«
    Nahed begnügte sich mit einem Achselzucken. Ihr Blick war sehr ernst. Eine Hand an der Stirn, schüttelte Sharko den Kopf.
    » Und wissen Sie, was mich am meisten irritiert? Rein zufällig ist dieser Mahmud Abd el-Aal tot.«
    Die junge Frau drehte sich um und lief zu der Glastür. Sie warf einen Blick in die Halle. Der Wärter hatte sich nicht von der Stelle bewegt.
    » Ich kann Ihnen nicht antworten, Kommissar. Ich bin nur da, um zu dolmetschen, und…«
    » Mir ist nicht entgangen, wie dieser Noureddine Sie bedrängt und wie Sie vergebens versucht haben, ihm auszuweichen. Was hat das zu bedeuten? Ein Deal à la ›eine Hand wäscht die andere‹? Eine Sitte in Ihrem Land, die Ihnen vorschreibt, sich den Forderungen dieses Fettsacks zu beugen?«
    » Nichts von alledem.«
    » Ich habe gesehen, wie Sie angesichts dieser Fotos und diverser Beschreibungen gezittert haben. Sie waren damals genauso alt wie diese Mädchen. Sie gingen zur Schule wie sie auch.«
    Nahed presste die Lippen zusammen. Ihre Hände krallten sich ineinander. Sie wich seinem Blick aus und sah auf ihre Armbanduhr.
    » Es wird bald Zeit für Ihr Treffen mit Mickaël Lebrun…«
    » Ich gehe nicht hin. Ich habe alle Zeit dieser Welt, um in Frankreich französischen Wein zu trinken.«
    » Er wird es als Kränkung auffassen.«
    Sharko griff nach einem der Fotos der lächelnden jungen Mädchen und schob es Nahed hin.
    » Ich pfeife auf Diplomatie und Petits Fours. Finden Sie nicht, diese Mädchen haben es verdient, dass man sich für sie interessiert?«
    Drückendes Schweigen folgte diesen Worten. Nahed war eine echte Schönheit, und Sharko wusste, dass schöne Frauen sehr häufig ein kaltes Herz hatten. Doch er nahm eine Verletzung bei dieser Ägypterin wahr, die bisweilen ihre schwarzen Augen trübte.
    » Sehr gut. Was soll ich für Sie tun, Kommissar?«
    Sharko trat jetzt ebenfalls an die Glastür mit der Jalousie und senkte die Stimme.
    » Keiner der Polizeibeamten in diesem Kommissariat wird mir etwas sagen. Lebrun wiederum sind die Hände durch die Botschaft gebunden. Finden Sie mir die Adresse von diesem Abd el-Aal. Er muss eine Frau, Kinder oder Geschwister haben. Ich will mit ihnen sprechen.«
    Nach einem langen Schweigen kapitulierte Nahed.
    » Ich werde es versuchen, aber vor allem dürfen Sie…«
    » …nichts verraten, Sie können sich auf mich

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