Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Safe, der in die Wand eingelassen war. Der Rahmen des Gemäldes, hinter dem er versteckt gewesen war, lag zerbrochen am Boden.
    » Zum einen verhindern sie, dass Luc Szpilman an der Erstellung eines Phantombildes mitwirken kann, zum anderen nehmen sie alles mit, was sie kompromittieren könnte.«
    » Was könnte sie denn kompromittieren?«
    » Die Entdeckungen, die Wlad Szpilman sicher bezüglich des anonymen Films gemacht hatte. Unterlagen, die er möglicherweise mit dem kanadischen Informanten ausgetauscht hatte. Sie sind gekommen, um gründlich aufzuräumen. Verdammt!«
    Lucie drehte sich um und ging hinaus, sie musste unbedingt an die frische Luft.
    Sie waren es wieder gewesen… die Mörder von Claude Poignet hatten ihr Werk fortgesetzt. Aber diesmal gab es kein Ritual, keine Inszenierung.
    Es war nichts weiter als ein Akt der Grausamkeit.

Kapitel 30
    An Kashmarecks Auto gelehnt, gab Lucie ihm eine knappe Zusammenfassung. Nach den Teams der Kriminaltechnik und den zwei Gerichtsmedizinern war auch er inzwischen eingetroffen. Seit mehreren Stunden gingen Uniformierte in dem Haus ein und aus.
    Lucie deutete mit einer Kopfbewegung zur offenen Haustür.
    » Die Gerichtsmediziner haben den Todeszeitpunkt bereits geschätzt. Es ist in derselben Nacht passiert, in der Claude Poignet umgebracht wurde. Den Mördern war klar, dass der gewaltsame Tod des Filmrestaurators und der Diebstahl des Films uns wieder hierherbringen würden. Also haben sie die einzige Person eliminiert, die in der Lage gewesen wäre, sie eindeutig zu identifizieren. Was die Freundin angeht… sie hatte einfach das Pech, hier zu sein. Sie haben sich nicht mit Feinheiten aufgehalten.«
    Sie seufzte.
    » Die Festplatte des Computers und alle Bücher aus der Bibliothek sind verschwunden. Es waren Bücher über Geschichte, Spionage und Völkermord. Szpilman hatte sich darin möglicherweise Notizen gemacht. Vielleicht war ein spezielles Werk darunter, das uns auf irgendetwas gebracht hätte? Mist, hätte ich das nur gewusst, als ich das erste Mal hier war!«
    » Was mich stutzig macht, sind diese Diebstähle. Der alte Szpilman war doch nur ein einfacher Sammler.«
    » Er war mehr als ein Sammler. Er hat Nachforschungen über diesen Film angestellt, hat ihn analysiert, stand in Kontakt mit einem Mann in Kanada, der sehr gut informiert zu sein scheint. Irgendwie haben die Mörder davon erfahren.«
    Kashmareck zog zwei kleine gekühlte Wasserflaschen aus seinem Handschuhfach und reichte Lucie eine davon.
    » Alles in Ordnung?«
    » Bestens.«
    » Sie können ruhig nein sagen.«
    » Es geht, es geht.«
    » Und Ihre Tochter, auf dem Weg der Besserung?«
    » Ähm… ja. Heute bekam sie ein großes Frühstück, und mittags hat sie richtig viel gegessen. Daher haben sie mit der Infusion aufgehört. Jetzt wird auf den berühmten Gang zur Toilette gewartet. Wie das Leben eben so ist.«
    Kashmareck schenkte ihr ein Lächeln, das bei ihm in den letzten Tagen selten zu sehen gewesen war.
    » Das machen wir alle mit. Die Kleinen leben, um uns daran zu erinnern, dass die Prioritäten oft anders aussehen, als wir glauben. Auch wenn es manchmal schwierig ist, bringen sie doch Ordnung in unser Leben.«
    » Wie viele Kinder haben Sie?«
    » Mehr als nötig.« Er sah auf seine Uhr. » So, ich werde mich mit der örtlichen Polizei in Verbindung setzen, damit wir aus Lille sofort Zugang zu allen Informationen erhalten. Sie können gehen. Verbringen Sie nach dieser schlimmen Geschichte hier ein paar Stunden mit Ihrer Kleinen. Sie haben grauenvolle Bilder im Kopf, und die nächsten Tage werden alles eher noch schlimmer machen.«
    » Okay…«
    Sie presste die Lippen zusammen, ohne sich von der Stelle zu rühren.
    » Wissen Sie, Hauptkommissar, dieses letzte Verbrechen sagt etwas Besonderes aus.«
    » Was denn?«
    » Die Gerichtsmediziner haben siebenunddreißig Messerstiche bei der Frau und einundvierzig bei dem Mann gezählt… Stiche am gesamten Körper, einschließlich der Geschlechtsorgane. Wunden von teilweise mehreren Zentimetern Tiefe. Die Waffe ist manchmal bis zum Griff ins Fleisch gedrungen. Das wurde anhand der Abdrücke festgestellt, die das Metall an der Einstichstelle hinterlassen hat. Aufgrund dieses Merkmals– der immer wieder gleichen Art zuzustoßen– gehen sie davon aus, dass nur ein Täter gemordet hat.«
    Der Chef antwortete mit Schweigen. Es gab nichts zu sagen, nichts zu erklären. Lucie sah ihm fest in die Augen.
    » Das ist der pure Wahnsinn. Dieses