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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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mit Fachleuten. In Frankreich, beispielsweise, hatte die Hexenjagd im Mittelalter eine unverhältnismäßig große Angst vor dem Teufel ausgelöst und zu unsinnigen Massenaktivitäten geführt. Kreischende Menschen, trunken vor Rachegefühlen, Mütter und sogar Kinder hatten angesichts der Hexen, die in den Flammen verbrannten, applaudiert und vor Freude geschrien.
    Sharko blätterte weiter: Gruppensuizid in Sekten, Massenpanik, Sick-Building-Syndrom– wie in Amityville–, Massenohnmacht bei Konzerten… Es gab sogar ein Kapitel über Völkermord, einigen Autoren zufolge eine » kriminelle kollektive Hysterie«: Organisatoren, die kaltblütig und unerbittlich planen, während die Ausführenden massenweise in einen Zerstörungs- und Tötungswahn verfallen.
    Letztlich gab es keine wirkliche Erklärung für das Phänomen, das unter verschiedenen Bezeichnungen vorgestellt wurde: psychogenes Massensyndrom, kollektive Hysterie, hysterische Epidemie, kollektives Syndrom psychogenen Ursprungs. Fachleute und Wissenschaftler sprachen hauptsächlich von psychischen Ursachen, waren jedoch nicht in der Lage, den Grund für die Entstehung dieses Phänomens– sozusagen das Epizentrum des Erdbebens– sowie der sehr reellen körperlichen Anzeichen, Erbrechen, Übelkeit, Gelenk- oder Muskelschmerzen, zu erklären.
    Kurz vor der Landung klappte Sharko das Buch zu und blickte durch das kleine runde Fenster ins Leere. Vielleicht suchte ein blutrünstiges Wesen irgendetwas in diesen hysterischen Phänomenen, indem es verstümmelte, tötete, Augen und Gehirnmasse entwendete. Warum? Was konnte dermaßen barbarische Taten rechtfertigen? Gab es dafür einen Grund?
    Endlich tauchten die Lichter von Paris auf, tausend Meter unter dem Flugzeug. Millionen Menschen vor ihrem Computer, ihrem Fernseher oder am Handy. In gewisser Weise handelte es sich dabei um die modernste und gefährlichste Form der kollektiven Hysterie: eine gigantische Anzahl von Menschen, deren Gehirne über die Welt der Bilder miteinander verknüpft waren. Ein moderner Wahnsinn, dem sich niemand entziehen konnte.
    Auch Sharko nicht.

Kapitel 32
    In der Abenddämmerung erreichte Sharko schließlich seine Wohnung in L’Haÿ-les-Roses. Verglichen mit der ägyptischen Hauptstadt empfand er den Großraum Paris mit seinen klaren Strukturen geradezu als erholsam. Sobald er sein Gepäck abgestellt hatte, schaltete der Kommissar seine Modelleisenbahn ein und gab sich dem sanften Surren der Pleuelstangen und Räder und dem Zischen der Dampflokomotiven hin. Die Geräusche, Gerüche und kleinen Gewohnheiten, die damit verbunden waren, sorgten für ein zunehmendes Wohlbefinden.
    Er musste immer wieder an Kairo denken.
    Und an die Starterkabelzange auf seiner Haut.
    Mit einem Seufzer ging er ins Wohnzimmer. Er stellte die Cocktailsauce, die glasierten Maronen und seine Mitbringsel, die er vor dem Abflug im Duty-free-Shop erstanden hatte, auf den Tisch. Die Flasche Whisky und die Stange Marlboro für Martin Leclerc und das Räuchergefäß für dessen Frau Kathia.
    Trotz der späten Stunde, seiner Müdigkeit und von der Reise schmerzenden Gelenke schleppte sich Sharko zum Rosengarten direkt gegenüber. Eine Tradition, eine Gewohnheit, ein Bedürfnis. Marc, der Parkwärter, schaute sich eine seiner unzähligen Krimiserien an. Er öffnete ihm mit diesem freundschaftlichen Lächeln das Tor, mit dem man Menschen bedenkt, die man häufig sieht, ohne sie wirklich zu kennen.
    Am Ende des Parks erwartete ihn seine Bank, ein alter, aus einem Stamm geschnitzter Halbzylinder unter der Eiche, in den Suzanne und er vor so langer Zeit ihre Initialen eingeritzt hatten. F & S. Mit leerem Blick vor dem Baum sitzend, fuhr er sich mit den Fingern über die Brust. Er sah noch die Flamme des Feuerzeugs vor dem verzerrten Mund des Arabers flackern, erinnerte sich an den Geruch der verbrannten Haut. Mit zusammengebissenen Zähnen und mit einem Messer bewaffnet, schnitzte er in die Rinde einen kleinen vertikalen Strich neben die sieben anderen.
    Acht Dreckskerle, die niemandem mehr etwas antun würden.
    Er klappte die Klinge wieder ein und setzte sich auf seine Bank, leicht nach vorn gebeugt, die Arme auf die Knie gestützt. Wie er sich so selbst beobachtete, sagte er sich, dass er vorzeitig gealtert war. Nicht körperlich, aber psychisch. Die warme Luft strich über seinen Nacken wie eine liebkosende Kinderhand. Die Dunkelheit senkte sich über die Hauptstadt, die man wie eine dicke eingerollte Katze

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