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Öffnet den Himmel

Öffnet den Himmel

Titel: Öffnet den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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furchtbar muß es für sie sein, daß ich zurückgekehrt bin, dachte Lazarus.
    Vorst besuchte ihn nicht im Krankenhaus der Bruderschaft. Aber ein Mann namens Kirby kam; sein Gesicht war im Alter hart wie Stein geworden, und er stellte sich als Hemisphärenkoordinator und Vorsts engster Mitarbeiter vor.
    „Ich trat vor Ihrem Verschwinden in die Bruderschaft ein“, sagte Kirby. „Haben Sie je von mir gehört?“
    „Ich fürchte, nein.“
    „Damals war ich auch eine recht unbedeutende Persönlichkeit“, sagte Kirby. „Ich nehme an, Sie hatten gar keine Gelegenheit, von mir zu hören. Aber ich habe gehofft, Sie würden sich genau daran erinnern können, falls wir je zusammengetroffen wären. Mein Gedächtnis wird von all den Jahren, die dazwischen liegen, blockiert; aber Sie können darauf zurückblicken, als sei es gestern gewesen.“
    „Mein Gedächtnis funktioniert sehr gut“, sagte Lazarus gelassen. „Aber Sie tauchen dort nirgends auf.“
    „Mit Ihnen geht es mir genauso.“
    Der Wiederbelebte zuckte die Achseln. „Ich habe an Vorsts Seite gearbeitet und hart mit ihm diskutiert. Das steht außer Frage. Schließlich habe ich mich von ihm getrennt und die Harmonistenbewegung gegründet. Dann bin ich verschwunden. Und jetzt bin ich hier. Macht es Ihnen etwa Schwierigkeiten, mir zu glauben?“
    „Vielleicht hat man mein Gedächtnis manipuliert“, sagte Kirby. „Ich wünschte, ich könnte mich an Sie erinnern.“
    Lazarus ließ sich auf sein Bett zurücksinken. Er starrte auf die grünen, gummiartigen Wände. Die Instrumente, die seine Lebensfunktionen regulierten, schwirrten und klickten. Ein scharfer Geruch lag in der Luft: Sterilisationsmittel. Kirby wirkte irreal. Lazarus fragte sich, was für eine Ansammlung von Pumpen und Stützstreben diesen Körper unter der dicken und warmen blauen Robe zusammenhielt.
    Kirby sagte: „Ihnen ist klar, daß Sie nicht auf der Erde bleiben können, nicht wahr?“
    „Sicher.“
    „Das Leben wird für Sie auf der Venus nicht angenehm, wenn Sie sich nicht umwandeln lassen. Wir können das durchführen. Ihre Leute können auch die Operation überwachen. Ich habe darüber bereits mit Mondschein gesprochen. Wie steht’s? Haben Sie Interesse?“
    „Ja“, sagte Lazarus. „Wandeln Sie mich um.“
    Sie kamen schon am nächsten Tag, um ihn zu einem Venusier zu machen. Er mochte das öffentliche Interesse an seiner Operation nicht, aber warum sollte er sich länger vormachen, daß sein Leben ihm allein gehörte? Sie sagten, es werde mehrere Wochen dauern, bis die Umwandlung abgeschlossen sei. Man würde Lazarus mit Kiemen versorgen, die ihn dazu befähigten, den giftigen Dreck zu atmen, aus dem sich die Venus-Atmosphäre zusammensetzte, und ihn dann freilassen. Lazarus ergab sich in sein Schicksal. Sie schnitten ihn auseinander, setzten ihn wieder zusammen und machten ihn reisefertig.
    Vorst besuchte ihn jetzt; eine zusammengefallene, aber immer noch dominierende Gestalt mit einer brüchigen Stimme. Er sagte: „Sie müssen wissen, daß ich mit Ihrer Entführung damals nichts zu tun hatte. Es geschah gegen meinen Willen – und war die Arbeit von Unfähigen.“
    „Natürlich.“
    „Ich begrüße Meinungsverschiedenheiten. Mein Weg muß nicht notwendig der einzig richtige sein. Ich spürte das Fehlen eines Dialogs mit der Venus seit vielen Jahren schmerzlich. Sobald Sie sich dort eingerichtet haben, bin ich mir sicher, daß Sie mit mir in den Dialog treten wollen.“
    Lazarus sagte: „Ich werde meinen Geist nicht vor Ihnen versperren, Vorst. Sie haben mir das Leben geschenkt. Ich werde hören, was Sie zu sagen haben. Ich kann mir keinen Grund denken, warum wir nicht zusammenarbeiten sollten, solange wir gegenseitig die Einflußsphäre des anderen respektieren.“
    „Sehr richtig! Trotz allem ist unser Ziel dasselbe. Wir können unsere Kräfte zusammentun.“
    „Behutsam“, sagte Lazarus.
    „Behutsam, ja. Aber aus reinem Herzen.“ Vorst lächelte und ging.
    Die Chirurgen brachten ihre Arbeit zu Ende. Lazarus, der nun für die Erde ein Fremder geworden war, reiste mit Mondschein und dem Rest der Harmonisten-Delegation zur Venus zurück. Und es wurde natürlich eine triumphale Heimkehr – soweit man von Heimkehr auf eine Welt sprechen kann, auf der man noch nie zuvor gewesen ist.
    Brüder in grünen Roben und mit blauer Haut empfingen ihn. Lazarus sah die Harmonistenschreine und die heiligen Ikonen seiner Bewegung.
    Sie hatten das spiritistische Element noch weiter

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