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Öffnet den Himmel

Öffnet den Himmel

Titel: Öffnet den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ausgebaut, als er sich das je vorgestellt hatte, und verehrten ihn, Lazarus, praktisch als gottähnliches Wesen. Und er hatte auch gar nicht vor, dies rückgängig zu machen; denn er wußte, wie gefährdet seine Position hier war. In seiner Organisation gab es Männer mit fest umrissenen Machtbereichen, aus denen sie sich nicht vertreiben ließen; und diese mochten im geheimen gar nicht so glücklich über die Rückkehr des Propheten sein. Vielleicht wollten sie ihn auch ein zweites Mal zum Märtyrer machen, wenn er ihren Interessen zuwiderhandelte. Lazarus nahm sich vor, auf der Hut zu sein.
    „Wir haben bei den Espern große Fortschritte erreicht“, erklärte ihm Mondschein. „Wir sind Vorsts Bemühungen auf diesem Gebiet deutlich voraus – soweit wir das beurteilen können.“
    „Haben Sie schon Telekineten?“
    „Seit zwanzig Jahren. Und wir entwickeln diese Fähigkeit ständig weiter. In einer weiteren Generation …“
    „Ich würde gern eine Demonstration erleben.“
    „Dafür ist schon vorgesorgt“, sagte Mondschein.
    Und sie zeigten ihm, wozu sie fähig waren: Sie griffen in einen Holzblock hinein und ließen die Moleküle dort so lange tanzen, bis das Holz Feuer fing … sie bewegten einen Felsblock über den Himmel … sie huschten von Ort zu Ort. Ja, es war wirklich beeindruckend und überstieg die eigene Vorstellungskraft. Ganz sicher waren die Fähigkeiten hier weiter entwickelt als bei der Bruderschaft auf der Erde.
    Stundenlang sprangen die venusischen Esper für Lazarus herum. Mondschein glühte vor Befriedigung. Er sprach von Schwellen, von Levitation, von telekinetischem Antrieb, von Stützpunkten der Einheit und von anderen Dingen, die Lazarus einerseits verwirrten, ihn andererseits aber auch ermutigten.
    Der Zurückgekehrte deutete auf das graue Wolkenband, das den Himmel verdeckte.
    „Wie lange noch?“ fragte Lazarus.
    „Wir sind zu interstellaren Transporten noch nicht in der Lage“, antwortete Mondschein. „Noch nicht einmal zu interplanetaren. Doch nach der Theorie dürfte das eine nicht schwieriger sein als das andere. Wir arbeiten noch daran. Lassen Sie uns etwas Zeit, und wir schaffen es.“
    „Können wir ohne Hilfe Vorsts zurechtkommen?“ fragte Lazarus.
    Mondscheins Selbstzufriedenheit schien einen Riß bekommen zu haben. „Welche Hilfe könnte er uns schon geben? Ich habe Ihnen doch gesagt, daß wir seinen Espern eine ganze Generation voraus sind.“
    „Und reichen Esper allein aus? Vielleicht kann er uns das geben, was uns darüber hinaus fehlt. Ein gemeinsames Risiko … Harmonisten und Vorster arbeiten zusammen … meinen Sie nicht, daß dieser Gedanke zumindest eine Überlegung wert wäre, Bruder Christopher?“
    Mondschein lächelte süßlich. „Wieso? Ja, ja doch, natürlich. Unbestreitbar sollten wir uns das überlegen. Ich gebe zu, daß wir an diese Variante noch nie gedacht haben; Sie haben uns da wirklich eine ganz neue Einsicht in unsere Probleme gegeben. Ich würde die Sache gerne mit Ihnen weiterdiskutieren – sagen wir, nachdem Sie sich hier eingelebt haben.“
    Lazarus gab sich fürs erste mit Mondscheins Wortschwall zufrieden. Er war ja nun wirklich nicht so lange fort gewesen, um nicht mehr zwischen den Zeilen lesen zu können.
    Und er wußte, wenn ihn jemand auf den Arm nahm.

 
9
     
     
     
    Als die Invasion der wenig erwünschten Harmonisten vorüber war, kehrte in Santa Fe wieder der Alltag ein. Lazarus war auferstanden und auf die Welten losgelassen worden; die Fernsehleute waren wieder abgezogen, und die eigentliche Arbeit konnte wieder aufgenommen werden: die Tests, die Experimente, die Untersuchung der Geheimnisse des Lebens und des Verstands – die unvermeidlichen Forschungsschwerpunkte der Vorster-Bewegung in Santa Fe eben.
    Kirby sagte: „Hat jemals ein echter David Lazarus gelebt, Noel?“
    Vorst warf ihm einen flammenden Blick aus seinem thermoplastischen Kokon zu. Kaum hatten die Chirurgen ihre Arbeit an Lazarus beendet, da mußten sie sich schon wieder um den Gründer kümmern, der an einer krankhaften Erweiterung einer Schlagader litt, die schon zweimal wiederhergestellt worden war. Sensoren hatten den Krankheitsherd aufgespürt, Spachtel waren unter die Haut gefahren, Mikrobänder waren dazugestoßen, und ein Netzwerk aus Zwirn und sich windenden Polymeren war an die Stelle der gefährlichen Blase getreten. Vorst waren solche Operationen nichts Neues.
    Er sagte: „Sie haben Lazarus mit eigenen Augen gesehen, Kirby.“
    „Ich

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