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Öffnet den Himmel

Öffnet den Himmel

Titel: Öffnet den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Details über den Erzhäretiker aufzufischen. Aber er fand rein gar nichts. Das reichte als Grund allerdings noch nicht völlig aus, um mißtrauisch zu werden. Lazarus war schon vor langer Zeit gestorben, und möglicherweise war die Datenspeicherung damals noch nicht so ausgeklügelt gewesen. Aber man geriet dennoch ins Grübeln. Kirby verließ das Gebäude. Altardiener starrten ihn unterwegs an, als ginge Vorst höchstpersönlich hier vorbei. Zweifellos spürten manche von ihnen das Verlangen, vor Kirby auf die Knie zu fallen. Wenn sie nur wüßten, dachte er dumpf, wie unwissend ich bin. Selbst nach fünfundsiebzig Jahren an Vorsts Seite. Wenn sie nur wüßten …

 
7
     
     
     
    Die Glaskammer des David Lazarus war unbeschädigt und unter enormen Kosten vom Mars transportiert worden und ruhte jetzt im Zentrum des Operationssaals unter den wachsamen Augen der Videokameras, die an Decke und Wänden angebracht waren. Ein sorgfältig errichteter Wald an Ausrüstungsgegenständen war um die Kammer aufgebaut worden: Polygraphen, Kompressoren, Zentrifugen, Surgistate, Bildschirme, Enzymkalibratoren, Laserskalpelle, Retraktoren, Impakter, Brustkabel, Gehirnleitungen, eine Herz-Lungen-Maschine, Nierensurrogate, künstliche Hände, Bioptikone, Elsevire, ein Helium-II-Druckgenerator und ein monströser, glühender Kryostat. Die Ansammlung war beeindruckend, und das war auch so beabsichtigt. Die Vorster demonstrierten hier den Stand ihrer Wissenschaft, und der ganze ehrfurchterregende Überfluß in diesem Saal hatte seinen bestimmten Zweck in der Orchestrierung der Effekte zu erfüllen.
    Vorst selbst war nicht anwesend. Das gehörte ebenfalls zur Inszenierung. Er beobachtete mit Kirby die Ereignisse von seinem Büro aus. Das rangmäßig höchststehende anwesende Mitglied der Bruderschaft war der rundliche, freundliche Capodimonte, ein Distrikt-Inspektor. Neben ihm stand Christopher Mondschein von den Harmonisten. Mondschein und Capodimonte hatten sich während seiner kurzen, auf spektakuläre Weise erfolglosen Karriere 2095 als Altardiener in Santa Fe kennengelernt. Jetzt wirkte die Gestalt des Harmonisten erschreckend; sein umgewandelter Körper steckte in einem Atemanzug. Aber er wirkte immer noch alptraumhaft und grotesk. Ein Venusgeborener, der noch weit bizarrer aussah, klebte an Mondschein wie eine zweite Haut. Die Delegation der Harmonisten machte einen ernsten und gespannten Eindruck.
    Der Fernsehkommentator sagte: „Man hat bereits festgestellt, daß sich die Atmosphäre in der Kammer aus trägen Gasen zusammensetzt, hauptsächlich Argon. Lazarus selbst liegt in einem Nährbad. Esper haben Lebenszeichen entdeckt. Die Sperren am Schloß der Kammer wurden gestern geöffnet, unter Aufsicht der Delegation der venusischen Harmonisten. Im Moment werden die Gase aus der Kammer gepumpt, und bald schon werden die empfindlichen Instrumente der Chirurgen den schlafenden Mann erreichen und mit dem unendlich komplexen Prozeß der Wiedererweckung zum Leben beginnen.“ Vorst lachte.
    Kirby sagte: „Soll es etwa nicht so ablaufen?“
    „Mehr oder weniger. Abgesehen davon, daß der Mann schon jetzt so lebendig ist wie Sie und ich. Alles, was man dort unten zu tun braucht, ist den Deckel zu öffnen und Lazarus rauszuholen.“
    „Das wäre allerdings nicht besonders dramatisch.“
    „Ganz sicher nicht“, stimmte Vorst zu. Der Gründer faltete die Hände auf dem Bauch zusammen und spürte, wie die künstlichen Teile in ihm schlugen. Der Kommentator spulte endlos Berichte und Beschreibungen ab. Die spinnenartige Ansammlung von Instrumenten, die die Kammer umgab, war jetzt voll in Aktion getreten. Arme und Glieder wehten wie die Extremitäten eines Wesens umher, das mehrere Körper besaß. Vorst heftete die Augen fest auf das umgewandelte Gesicht von Christopher Mondschein. Er hätte nicht darauf wetten wollen, daß Mondschein wirklich noch einmal nach Santa Fe käme. Ein bewunderungswerter Mensch, dachte der alte Mann. Er hatte wirklich eine ordentliche Portion an Mißgeschick einstecken müssen; besonders, wenn man daran dachte, wie er in seine Lebensaufgabe vor fast sechzig Jahren hineingetaumelt war.
    „Die Kammer ist offen“, sagte Kirby.
    „Das sehe ich auch. Jetzt beobachten Sie, wie die Mumie von Tutenchamun aufsteht und losläuft.“
    „Die Sache scheint Ihnen ja wirklich Vergnügen zu bereiten, Noel.“
    „Hm“, sagte der Gründer. Kurz flackerte ein Lächeln auf seinen Lippen auf. Er regulierte den Zufluß

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