Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
Vom Netzwerk:
sagst und keine Gesichter schneidest. Lass mich einfach machen.» Sie traten ein, und Mr Hardacre berichtete, er habe ein Angebot des jungen Bandy, er würde die Ranch im Auftrag seines Vaters für zwanzigtausend Dollar verkaufen. Bunnys Herz tat einen Satz – gut, dass Dad ihn gewarnt hatte, denn am liebsten hätte er gerufen: «Nimm sie, Dad! Nimm sie!» Er beherrschte sich gerade noch und saß stocksteif da, während Dad sagte: «Heiliger Strohsack, was glaubt dieser Kerl eigentlich, mit wem er es zu tun hat?»
    Mr Hardacre erklärte, zu dem fraglichen Areal gehörten auch ungefähr zwanzig Acre fruchtbaren Bodens. «Na gut», sagte Dad, «lass die hundert Dollar pro Acre wert sein, dazu die Erschließung, sagen wir viertausend, dann heißt das, der junge Bandy versucht uns für seine tausend Acre Fels vierzehn Dollar pro Acre abzuknöpfen. Der glaubt wohl, er hat einen Vollidioten vor sich.»
    «Ehrlich gesagt, Mr Ross», meinte der Makler, «er weiß, dass Sie ein Ölmagnat sind, und glaubt, dass Sie auf diesem Land bohren wollen.»
    «Gut», sagte Dad. «Dann sagen Sie ihm, er soll sich mal umschauen, ob er jemand findet, der auf seinem Gelände bohren will, und wenn der dann auf Öl stößt, bohr ich auf dem meinen auch. Bis dahin liefert mir das Land, das ich schon hab, so viel Wachteln, wie ich pro Jagdsaison schießen darf.»
    Es endete damit, dass Dad zwölftausend in bar bot, andernfalls verschwende er keinen Gedanken mehr daran.
    Als sie im Auto saßen und den Motor anließen, flüsterte Bunny: «Uff, Dad, ist das nicht zu riskant?»
    Aber Dad sagte: «Lass ihn ruhig eine Weile schmoren. Ich hab schon genug Land, um zu bohren.»
    «Aber Dad, vielleicht bringt er jemand anderen dazu, dort zu bohren!»
    «Keine Sorge! Du willst dieses Land haben, weil du was witterst, aber sonst wittert hier niemand was, und der junge Bandy kriegt es sicher bald satt, wenn er es eine Weile probiert hat. Gehen wir fischen.»
    So zogen sie los und holten aus einem kleinen Bergsee schöne, kalte, glänzende Forellen. Spätabends kehrten sie zur Rascum-Ranch zurück, Paul briet die Fische, sie aßen zu dritt köstlich zu Abend, und danach rauchte Dad eine Zigarre und stellte Paul alle möglichen wissenschaftlichen Fragen. Er wollte, er hätte so was gelernt, wie er jung war, sagte Dad, so Zeug sei wirklich wissenswert. Warum studierte Bunny nicht Biologie und Physik, statt sich den Kopf mit Latein und Gedichten vollzustopfen und mit Geschichtskram über alte Könige und ihre Kriege und ihre Geliebten, womit kein Mensch was anfangen konnte?
    Am nächsten Morgen verabschiedeten sie sich von Paul, fuhren wieder in die Berge und fischten fast den ganzen Tag; dann brachen sie nach Beach City auf und kamen dort an, als es gerade Schlafenszeit war. Bunny kehrte in die Schule zurück und zu seinen neuen Pflichten als Schatzmeister der Baseballmannschaft, und Dad machte sich daran, vier weitere Bohrungen auf dem Armitage-Gelände und drei auf dem Wagstaff-Gelände niederzubringen. Unterdessen hatten die Völker Europas zwei todbringende Frontlinien quer durch den Kontinent gezogen, und wie unter dem Einfluss eines widernatürlichen Zaubers rannten Millionen von Männern an diese Fronten, ließen sich in Stücke reißen und vergossen ihr Herzblut. Die Zeitungen berichteten von monatelangen Schlachten, und der Marktpreis für Erdölprodukte sorgte dafür, dass J. Arnold Ross’ Vermögen stetig wuchs.
    Hierzulande war es Sommer, und Bertie hatte mit ihrem Bruder einiges vor. Bertie war jetzt eine junge Dame von achtzehn Jahren, ein glitzerndes, funkelndes Geschöpf – sie suchte sich Kleider aus, die einer Zirkustänzerin Ehre gemacht hätten. Ihre gepflegten kleinen Beine steckten in schimmernder, durchsichtiger Seide, und ihre modisch spitzen Schuhe hatten nicht den geringsten Kratzer. Wieso gab es, wenn Bertie ein purpurnes, karminrotes, orangefarbenes oder grünes Kleid bekam, geheimnisvollerweise auch Strümpfe und Schuhe, einen Hut und Handschuhe und sogar eine Handtasche im selben Farbton? Dad sagte, bestimmt fahre sie bald auch noch farblich darauf abgestimmte Sportwagen. Dad betrachtete die sich stapelnden Rechnungen mit grimmigem Humor und war nicht wenig verblüfft über diesen schillernden jungen Schmetterling, dem er da beim Entpuppen geholfen hatte. Tante Emma sagte, das Kind habe das Recht, sich «auszutoben», und so bezahlte Dad die Rechnungen, blieb aber standhaft wie der Fels von Gibraltar, wenn Bertie ihn in ihren

Weitere Kostenlose Bücher