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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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mit Erdölaktien und anderen Offerten fürs schnelle Geld über den Tisch ziehen lassen.
    Damit war auch das erledigt, und Dad meinte, jetzt könnten sie ruhig Wachteln schießen gehen und vergessen, was ohnehin nicht mehr zu ändern war. Bunny willigte ein, aber die Jagd bereitete ihm kein rechtes Vergnügen mehr, denn in seinem Kopf vermischten sich die Wachteln irgendwie mit Joe Gundha und den Soldaten in Frankreich, und er fand keinen Spaß an zerfetzten Körpern.
    7
    Weihnachten rückte näher, und Bunny hatte sich schon einen Plan zurechtgelegt. Er wollte Dad zum Weihnachtsfootballspiel mitnehmen, und am nächsten Tag würden sie nach Paradise fahren und dort bleiben, bis es Zeit war, für das Neujahrsspiel zurückzukehren. Am Bohrloch lief alles gut, sie waren jetzt in weichem Schiefer, über zweitausend Fuß tief, und hatten kein Problem. Als Bunny eines Tages, etwa zwei Wochen vor Weihnachten, aus der Schule heimkam, sagte Tante Emma: «Dein Vater hat gerade angerufen, es gibt Neuigkeiten von Excelsior Peter.» «Excelsior Peter» war ein Familienwitz. Tante Emma hatte Pete für einen Spitznamen gehalten, und als echte Dame hatte sie den richtigen Namen verwenden wollen. Natürlich erntete sie damit tödlichen Spott.
    «Was ist los?», rief Bunny.
    «Sie haben Öl gefunden.»
    «In Paradise?» Bunny rannte in größter Aufregung zum Telefon. Ja, berichtete Dad, Dave Murgins habe grad angerufen, «Excelsior-Carter Nr. 1» (so hieß das Bohrloch) sei seit einigen Tagen in Ölsand, habe es aber fertiggebracht, das geheim zu halten. Jetzt zementierten sie, und das ließ sich nicht mehr verheimlichen.
    Bunny sprang ins Auto und raste zum Büro. Alles war in Aufregung, die Nachricht stand schon in den Nachmittagszeitungen, und von Dads Ölfreunden kamen einige auf ein Pläuschchen bei ihm vorbei. Das bedeute natürlich ein neues Ölfeld, in Paradise werde es einen Boom geben. Dad sei ein Glückspilz – wenn man sich vorstelle, dass er dort oben zwölftausend Acre habe – sie richtiggehend besitze! Wie es dazu gekommen sei? Dad sagte, das sei nicht seine Schuld, er habe nur hunderttausend Dollar springen lassen, um seinem Jungen eine Freude zu machen, um ihn fürs Geschäft zu interessieren und ihm vielleicht eine Lektion zu erteilen. Aber jetzt, Teufel noch eins, sehe es so aus, als habe der Junge es ihm gezeigt! Mr Bankside, inzwischen auch schon ein richtiger Ölbaron mit einem eigenen Bohrloch, sagte, er hoffe immer, wenn seine Söhne einmal zu spielen anfingen, würden sie verlieren, damit sie nicht auf den Geschmack kämen. Ja, schon, sagte Dad, aber in diesem einen Fall riskiere er Bunnys seelisches Wohl, es stehe zu viel Geld auf dem Spiel!
    Bunny brannte natürlich darauf, nach Paradise zu fahren, er wollte die Schule sausen lassen, aber das erlaubte Dad nicht. Bunny befand, dass ihm dieses alberne Weihnachtsfootballspiel egal war, wie Dad darüber denke? Dad antwortete, er sei neunundfünfzig Jahre lang ohne ein einziges Footballspiel ausgekommen. Also beschloss Bunny, Ruth zu schreiben, sie kämen am Heiligen Abend; sie würden gleich nach der Schule aufbrechen und dann eben spät essen, wie bei feinen Leuten üblich. Ruth würde es wahrscheinlich kaum fassen, dass die vornehmen Pinkel in der Stadt das Dinner um acht oder neun Uhr abends einnahmen!
    Unterdessen fraß sich der Meißel weiter in das Bohrloch; sie waren jetzt bei zweitausend Fuß, und man wusste, dass Excelsior-Carter Nr. 1 bei 2437 Fuß auf Ölsand gestoßen war. Bunny war so aufgeregt, dass er zwischen den Unterrichtsstunden zum Telefon rannte und bei der Sekretärin seines Vaters anrief, um zu fragen, ob es etwas Neues gebe. Und tatsächlich, drei Tage vor Weihnachten ertönte das Zauberwort; Dad war am Telefon und sagte, dass Bunnys Bohrung im Ölsand angekommen war. Es war noch zu früh, um mehr zu sagen, sie zogen jetzt einen Bohrkern, das war alles. Sowie er frei hatte, sauste Bunny hinüber ins Büro und lauschte dort einem Ferngespräch, das Dad mit seinem Maschinenlieferanten führte. Er bestellte den größten Patentrohrkopf, den es gab; der sollte auf einen Laster verladen und noch heute Abend nach Paradise transportiert werden. Dann gab Dad Murgins Bescheid, um wie viel Uhr der Rohrkopf voraussichtlich einträfe; sie müssten dann gleich anfangen, das Bohrgestänge zu brechen, müssten den Rohrkopf aufsetzen, Seitenlaschen anbringen und ihn unter mindestens fünfzig Tonnen Zement regelrecht begraben. Da draußen in Paradise

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