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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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seien sie weitab vom Schuss, wenn es da zu einem Ausbruch käm, wär der Teufel los.
    Sie zogen also ihren acht Fuß langen Bohrkern, und es war Schweröl – dort unter den felsigen Bergen, über die jahrhundertelang Ziegen und Schafe getrampelt waren, wartete ein Vermögen auf sie! Dad bestellte seine Speicherkapazitäten – und bestellte gleich noch mal nach. Dann kam die Meldung, der Rohrkopf sei eingetroffen; er wurde aufgeschraubt, die Laschen wurden angebracht, und als der Zement ausgehärtet war, sagte Dad, nun könne alles Gas unter dem Vesuv diese Last nicht mehr anheben. Wieder begannen sie zu bohren und zogen einen Kern, und dieses Öl war noch schwerer. Schließlich gab Dad nach – das sei nun zu wichtig, Bunny müsse sich wohl in der Schule entschuldigen lassen. Dad befahl, das Bohrloch zu «waschen», rief den Zementierer an und bestellte den großen Lastwagen nach Paradise; Dad komme auch hinaus, sie würden die Sache am Tag vor Weihnachten durchziehen und, falls es mit der Sperre klappe, mit dem größten Truthahn feiern, den dieses für seine Truthähne berühmte Land je hervorgebracht habe. Also warfen Dad und Bunny am nächsten Morgen ihre Koffer ins Auto und machten sich daran, den Geschwindigkeitsrekord nach Paradise zu brechen. Drei Stunden später hielten sie an, um zu telefonieren; der Vorarbeiter sagte, sie seien am Waschen, und berichtete außerdem, Excelsior Pete habe die Wassersperre fertig und den Zement durchbohrt und dringe jetzt in den Ölsand vor, das letzte Stadium einer Bohrung.
    Sie kamen nach San Elido, und Dad sagte: «Wir machen kurz halt und sagen Jake Coffey Guten Tag.» Sie hielten vor dem Laden, und Bunny sprang hinaus, aber es war nur ein Angestellter da, der meldete: «Jake ist nach Paradise gefahren, um das Bohrloch zu sehen. Haben Sie schon gehört? Bei Excelsior Pete hat’s einen Springer gegeben, alles ist voller Öl!» Bunny rannte hinaus, schrie Dad die Neuigkeit zu und sprang ins Auto, und frage nicht, wie sie über die Wüstenstraße dahinfegten! Dad lachte und meinte, die Verkehrsbullen stünden sicher alle am Bohrloch.
    Als sie nach Paradise kamen, lag die Stadt verlassen da, keine Menschenseele war auf der Straße und auch kein Auto, abgesehen von denen, die dahinrasten wie Vater und Sohn Ross. Ein Einbrecher hätte sich mit dem ganzen Ort davonmachen können, aber die Einbrecher waren wohl auch alle am Springer, genau wie die Verkehrsbullen. Sie mussten das Auto eine Viertelmeile vor dem Bohrloch parken und hörten den Springer schon dröhnen wie die Niagarafälle. Da liefen sie los, und als sie um eine Kurve bogen, erblickten sie das Tal. Alles war schwarz. Es blies ein heftiger Wind, und da hing eine richtige Gewitterwolke, ein Vorhang aus schwarzem Nebel, so weit das Auge reichte. Der Bohrturm war gar nicht mehr zu sehen, man musste um einen kleinen Bergrücken herumgehen und sich von oben mit dem Wind nähern. Dort hatte sich eine Menschenmenge versammelt und starrte auf den riesigen schwarzen Strahl, der aus dem Boden schoss, ein paar hundert Fuß hoch in die Luft, mit einem Geräusch wie ein nicht enden wollender Schnellzug. Unter dem Bohrturm sah man Männer, die arbeiteten oder zu arbeiten versuchten, einige warfen mit Pickeln und Schaufeln eine Art von Wall auf, um das Öl einzudämmen. Viel würden sie nicht retten können, sagte Dad, es entweiche zu schnell.
    Dad konnte diese Szene mit philosophischer Gelassenheit betrachten, es war «nicht sein Problem». Wenn es einen von den Unabhängigen getroffen hätte, wie er selbst einer war, hätte er seine Hilfe angeboten, aber Excelsior Pete, das war Lumpenpack; die fanden, dass die Kleinen auf Erden nix verloren hätten, die schreckten vor keiner Gemeinheit zurück. Freilich war es eine Schande, dass diese Kostbarkeit verloren ging, aber im Ölgeschäft konnte man sich keine Sentimentalitäten leisten. Man musste nur achtgeben, dass sich nicht plötzlich der Wind drehte und einem den guten Anzug versaute!
    8
    Sie sahen eine Weile zu, dann fiel ihnen wieder ein, dass sie ein eigenes Bohrloch hatten, und sie fuhren zurück nach Paradise und das Tal hinauf zur Watkins-Ranch. Sie sprachen lange mit dem Vorarbeiter, Dad prüfte den Bohrkern und den Bericht des Chemikers, der das Öl untersucht hatte; er sah, dass das Waschen ordnungsgemäß vonstatten ging; morgen früh konnten sie wohl mit dem Zementieren anfangen. Alle waren angespannt; sie würden es besser machen als die Mannschaft von Excelsior Pete

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