Öl!
und nicht die ganze Gegend mit Rohöl zuschmieren! Die Speicherkapazitäten lagerten im Eisenbahndepot, und sie besichtigten die soeben dafür fertiggestellten Fundamente.
«Alles in Butter», sagte Dad. Sie fuhren hinüber zum Rascum-Haus und begrüßten Ruth, Bunny schlüpfte in seine Jagdmontur und schoss noch vor Sonnenuntergang ein paar Wachteln, dann aßen sie zu Abend, und Paul erzählte die neuesten Klatschgeschichten über das Bohrloch und wie viel Geld Eli für seinen Tempel gesammelt hatte. Nach dem Abendessen gingen sie zurück zum Bohrloch – sie konnten einfach nicht wegbleiben! Es war ein frischer, kühler Abend, am Himmel stand ein junger Mond und genau darüber ein großer weißer Stern – alles war so schön, und Bunny war so glücklich! Er besaß eine Aufschlussbohrung, sie würde fündig werden und ihm Reichtümer bescheren, neben denen alle alten Märchen und alle Abenteuer aus «Tausendundeiner Nacht» Kinkerlitzchen waren. Jetzt hoben sie die wassersperrende Rohrfahrt – das war nötig, wenn man zementierte, das Futterrohr an der Bohrlochsohle musste angehoben werden, damit man Zement drunterpressen konnte. Es war schwierig, denn das Rohr hatte sich verkeilt, und sie mussten eine sogenannte «Schlagschere» hinunterlassen, die es mit schweren Stößen freiklopfte. Während Bunny auf der Bohrturmrampe diesen Schlägen tief unten in der Erde lauschte, drang mit einem Mal ein Geräusch an seine Ohren, wie er es noch nie gehört hatte, ein Geräusch buchstäblich wie ein Hieb gegen den Kopf; es war, als berste plötzlich das ganze Erdinnere. Der gewaltige Rohrkopf samt dem Zementklotz, von dem Dad gesagt hatte, er würde dem Vesuv standhalten, schoss plötzlich kerzengerade in die Luft, gefolgt von dem riesigen, vierzehnzölligen Futterrohr, raste genau durch die Spitze des Bohrturms und zersplitterte den Kronenblock, als wäre der aus Zucker.
Natürlich machte Bunny kehrt und rannte um sein Leben; alle stoben in alle Richtungen auseinander. Ein-, zweimal blickte er sich um und sah den Rohrkopf und ein langes Stück Futterrohr in der Luft, wie ein Fichtenspargel, nur gerade. Als der Spargel zu lang wurde, brach das Ende ab, krachte seitlich herunter und riss Teile des Bohrturm mit sich, und aus dem Bohrloch schoss ein Geysir aus Wasser und dann aus Öl, eine schwarze Flut mit dem wohlbekannten tosenden Geräusch – ein Schnellzug, der aus dem Boden gefahren kam! Bunny schrie gellend auf, er sah Dad mit den Armen fuchteln und wahrscheinlich rufen; er wollte zu ihm hinlaufen, als plötzlich das Allerschlimmste passierte: Das Öl hoch oben in der Luft ging in Flammen auf!
Sie sollten niemals in Erfahrung bringen, wie das hatte passieren können, vielleicht durch einen elektrischen Funken, vielleicht durch das Feuer im Dampfkessel oder weil herabfallende Trümmer oder aus dem Bohrloch schießende Gesteinsbrocken auf Stahl trafen und Funken schlugen – auf jeden Fall gab es eine turmhohe Flamme und ein ganz und gar unglaubliches Schauspiel: Das brennende Öl fiel zu Boden, schnellte hoch, explodierte, sprang wieder, fiel wieder, eine riesige rote Flammenwolke entstand, zerbarst und gebar erst schwarze, dann rote Rauchwolken. Rauchgebirge türmten sich gen Himmel, Flammenlawinen wallten zur Erde herab, jede Stichflamme, die den Boden traf, verwandelte sich in einen Vulkan und stieg höher als zuvor; die ganze kochende, explodierende Masse wurde zu einem einzigen Feuerstrom, einer Lavaflut, die sich ins Tal ergoss und alles, was sie berührte, in Brand setzte, verschlang und die Flammen in Rauchwolken hüllte. Die Schwerkraft zog das Feuer hinunter ins Tal, der Wind wehte es über den Berg, es erfasste die Schlafbaracke und verschlang sie auf einen Sitz, es packte die Werkzeugkaue, alles, was aus Holz war, und wenn ein leichter Windstoß die Fontäne aus Öl und Gas zur Seite wehte, sah man, dass das Skelett des Bohrturms mit Feuergirlanden behängt war.
Bunny erblickte seinen Vater und rannte zu ihm. Dad versammelte die Männer um sich; war einer verletzt? Er bekam seine Mannschaft zusammen, einen nach dem anderen; sie waren alle da, Gott sei Dank! Er befahl Paul, zur Ranch zu laufen und seine Familie in die Berge hinaufzuschaffen, Bunny sollte mitgehen und sich vom Feuer fernhalten, weit weg, denn man wusste nie, in welche Richtung es explodierte. So stürmte Bunny dicht hinter Paul den Arroyo hinunter; sie fanden die Familie auf den Knien liegen und beten, die beiden Mädchen schon ganz
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