Öl-Connection
anbieten? Die Umweltschützer sind gegen alles: gegen Öl, gegen Kohle, gegen Atomstrom, gegen Holzverfeuerung – was bleibt denn da noch übrig? Mit solchen Gegenargumenten mußt du rechnen, Junge.«
»Das Öl kann man nicht abschaffen, da hast du recht, Vater.« Heßbach blätterte in einigen Statistiken. »Aber man kann die Sicherheit beim Transport von Öl verbessern. Man kann die Ölschlamm-Verklappung auf See verbieten, man kann die verrosteten Tanker aus dem Verkehr ziehen, man kann neue, sichere Schiffe bauen – noch gibt es Wege aus der Katastrophe. In fünfzehn Jahren kann es schon zu spät sein. Und die von dir erwähnte breite Masse? Man muß ihr ganz deutlich sagen, ja, man muß sie damit schocken: Eure Enkel werden damit leben müssen! Sie werden nicht mehr im Meer baden können, sondern – das ist bereits von einigen Unternehmergruppen geplant – in riesigen gläsernen Hallen mit Tropenklima und Palmengärten mit Blick auf die toten Meere. Und womit werden diese künstlichen Seebäder beheizt? Natürlich mit Öl! Immer mehr Öl … mehr, mehr, mehr! Noch leben wir, nach uns die Sintflut!«
»Man wird es nicht glauben. Es wird heißen: Panikmache. Falsche Zahlen. Manipulierte Tabellen und Statistiken. Mein Junge, mit Statistiken kannst du alles beweisen, den größten Unsinn!«
»Ich habe noch andere Argumente.«
»Das glaube ich.« Der alte Bertram klopfte Heßbach auf die Schultern. »Ich wünsche dir viel Erfolg.«
In Fuerteventura schrillte das Telefon Armand aus dem Schlaf. Er schob den Arm seiner Nachgefährtin von seinem Bauch. Sie gab einen piepsenden Laut von sich und drehte sich auf die Seite. Die Wölbung ihrer Schenkel und Hüften und die festen Hinterbacken ließen in Armand wieder ein Lustgefühl aufkommen. Er streichelte über die glatte, samtige Haut und griff dann nach dem Telefonhörer.
»Ja?« sagte er.
Ohne Anrede fiel der Anrufer über ihn her. Armand wußte sofort, wer so aufgeregt mit ihm sprach.
»Schlafen Sie noch?!«
»Jetzt nicht mehr.«
»Haben Sie das gelesen?«
»Daß siebzig Prozent aller Frauen schon einmal ihren Mann betrogen haben?«
»Himmel!« Dumoulin wurde ungeduldig. »Sie haben wohl nur Weiber im Kopf!«
»Nein. Im Bett, neben mir. Schwarzhaarig, geschmeidig …«
»Jetzt reicht's, Sie alter Bock. Hören Sie zu!« unterbrach ihn Dumoulin. »Sie hören und sehen wohl nichts mehr?! Heßbach ist aufgetaucht!«
Das war ein Satz, der Armand sofort aus dem Bett springen ließ. Nackt setzte er sich in einen Sessel, betrachtete den vor ihm liegenden reizvollen Hintern und ahnte, daß das so aufreizend begonnene Vergnügen recht bald zu Ende sein würde.
»Wo?« fragte er kurz.
»In Hamburg. Er gibt übermorgen eine internationale Pressekonferenz. In einem Zirkuszelt an der Elbmündung.«
»Der Mann hat Stil.« Armand lachte kurz auch. »Es wird eine spannender Zirkus werden.«
»Sie fliegen sofort nach Hamburg.«
»Erst muß ich mich aber duschen.«
»Ihre Witze kotzen mich an, Armand!«
»Das haben Sie schon einmal gesagt. Ich finde sie gut. Eine alte Weisheit, Monsieur: Eine Frau, die lacht und sich dabei zurückbiegt, ist schon halb gewonnen.«
»Es wird soweit kommen«, sagte Dumoulin sauer, »daß man Sie kastrieren muß, um wieder mit Ihnen vernünftig reden zu können. Wann werden Sie fliegen?«
»Wenn ich einen Platz bekomme.«
»Ich denke, Sie haben gute Bekannte bei den Fluggesellschaften?«
»Auch die können mich nicht hinter dem Motor festschnallen. Außerdem ist das ungesund.«
»Sie sind morgen in Hamburg!« Dumoulin hatte wirklich keine Lust, sich die faulen Ausreden Armands anzuhören. Er zitterte innerlich vor Anspannung. Heßbach ist in Hamburg. Wir haben ihn … jetzt haben wir ihn! »Wo werden Sie wohnen?«
»Wie immer natürlich im Atlantic. Der Grill im Atlantic bietet das beste Lammkarree. Außerdem ist ganz in der Nähe ein exklusives privates Puff.«
Dumoulin legte auf. »Saukerl!« sagte er dabei. »Aber ich brauche dich …«
Armand duschte, besprühte sich mit einem herben Herrenparfüm, dessen Grundnote Moschus war, ein Duft, der Frauen aus der Reserve locken kann, und da sein schwarzhaariges Kätzchen noch schlief, deckte er sie zu und schrieb einen Zettel: »Ich bin in drei Tagen wieder da. Warte auf mich. Du solltest kein Kamel mehr reiten, du kannst das andere besser …« und verließ leise, nur mit einem Handköfferchen, das er stets griffbereit hatte, das Zimmer.
Im Flughafen Reina Sophia traf er
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