Öl-Connection
eine halbe Stunde Zeit. Ich werde alles tun, was man von mir verlangt. Und wenn ich vor den Polizisten zu Kreuze kriechen muß.
Armands Paß war in Ordnung, obwohl er aus einer Fälscherwerkstatt in San Francisco kam. Ackermann übernahm das Verhör und ließ ein Tonband mitlaufen, nicht ohne vorher gefragt zu haben, ob Armand damit einverstanden sei.
»Mir ist alles recht!« sagte Armand und blickte wieder nervös auf seine Uhr. »Nur machen Sie schnell …«
»Das Tempo bestimmen wir.«
»Ich habe eine dringende Verabredung!« sagte Armand versöhnlich.
»Wir nicht«, antwortete Ackermann forsch. »Folgen Sie uns freiwillig zum Amtsarzt?«
»Was soll ich denn da?«
»Alkoholtest.«
»Ich habe nichts getrunken.«
»Das sagen alle.« Ackermann zog das Kinn an. »Ich weise darauf hin, daß Widerstand Ihre Situation nur verschlimmert! Kommen Sie also freiwillig mit?«
»Wie lange dauert das?«
»So lange, wie es eben dauert …« Ackermann stand von seinem Stuhl auf und griff nach seiner Dienstmütze. »Drei Stunden … vier Stunden … der Arzt hat ja schließlich noch anderes zu tun.«
»Unmöglich.« Armand verschränkte die Finger ineinander, so daß man ein leises Knacken hörte.
»Bei uns ist alles möglich«, sagte Ackermann weise.
»Ich gestehe alles, was Sie wollen.«
»Schon wieder eine Beleidigung und ein Bestechungsversuch!« rief Hüppe empört. »Sie sollen nicht gestehen, was wir wollen … Sie sollen die Wahrheit gestehen! Wollen Sie uns unterstellen, daß wir ein Geständnis erpressen?«
»Nie und nimmer! Ich will nur pünktlich zu meiner Verabredung.«
»Sie können Ihren Gesprächspartner anrufen.« Ackermann zeigte auf das Telefon. »Sagen Sie ihm, daß Sie sich etwas verspäten werden.«
»Das geht nicht, er ist schon unterwegs.«
»Sie müssen doch einen Treffpunkt vereinbart haben …«
Armand erkannte, daß er in eine Sackgasse geraten war.
»Wir waren vor einem Restaurant verabredet. Wenn ich nicht komme, fährt er wieder weg.«
»Das haben Sie selbst verschuldet.« Ackermann zog seine Hose etwas höher. Er hatte einen kleinen Bauchansatz, und trotz Gürtel rutschte die Hose immer wieder ein Stück herunter. »Gehen wir, Herr Armand. Nach der Blutprobe machen wir das Protokoll fertig …«
Armand leistete keinen Widerstand mehr, auch nicht mit Worten. Nur sein Gesicht bekam einen verbissenen Ausdruck, und seine bisherige Abneigung gegen die Deutschen steigerte sich bis zum Haß. Sein einziger Trost war: Er wußte, daß Heßbach in Hamburg war. Die Konferenz kann ich nicht mehr verhindern, aber meinen Auftrag werde ich ausführen! Schon aus Prinzip: Ein Armand ist nie ein Verlierer. Es ist jetzt eine Ehrensache, Heßbach zu liquidieren. Ein Armand hat noch nie aufgegeben …
Es dauerte vier Stunden, bis Blutprobe und Vernehmung beendet waren. Hüppe brachte Armand zu seinem Wagen zurück und stoppte sogar die anderen Autos, damit Armand wenden konnte. Armand fuhr ins Atlantic zurück. Die Aktentasche lag noch auf dem Rücksitz, uninteressant für die Polizei. Wieviel komplizierter wäre alles geworden, hätten Ackermann und Hüppe das Schnellfeuergewehr entdeckt!
Ein wenig verbittert über die deutsche Polizei, aber doch voll Hoffnung, Heßbach ins Visier zu bekommen, saß Armand in der Bar des Atlantic, trank einen Cocktail und verzichtete bewußt darauf, im Fernsehen den Bericht von der Pressekonferenz anzusehen. Es war nichts mehr zu ändern und es hatte keinen Sinn, Geschehenem nachzutrauern.
Heßbach begann seinen Vortrag mit einer Schilderung der Ereignisse vor Teneriffa. Kein Detail seines Kampfs gegen den Reeder Bouto ließ er aus. Schon bei diesem Bericht wurde allen Zuhörern klar, daß Bouto alle Sicherheitsvorschriften ignoriert hatte, daß die Maringo ein verrosteter Kasten gewesen war, der eigentlich abgewrackt werden mußte, daß die Versicherung nach dem Untergang des Tankers einen Millionengewinn garantierte, ja, daß viele Reeder, die unter Billigflaggen fuhren, bewußt die ältesten Schiffe auf Fahrt schickten, um herauszuholen, was noch möglich war.
»Öl-Multis und die Reeder sind gegenüber den Umweltkatastrophen blind und taub«, sagte Heßbach in die Stille des Zeltes hinein. »Es gibt rund 3.000 Großtanker, die jährlich 1,4 Milliarden Tonnen Rohöl von den Erzeugerländern zu den Verbrauchern kreuz und quer über die Weltmeere transportieren. Zwischen zwei bis sechs Millionen Tonnen dieser gefährlichen Fracht ergießen sich jedes Jahr in
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